Meine Freundin und ich werden obdachlos Hilfe?

13 Antworten

Ich arbeite als Sozialpädagoge in einer vollstationären Jugendhilfeinrichtung, "Fälle" wie deiner sind für mich nichts neues.

Ich kenne natürlich den kompletten Hintergrund deiner Lebensgeschichte nicht, deswegen kann und will ich mir auch kein vollumfängliches Urteil bilden.

Was ich aber aus meiner täglichen Arbeit sagen kann:

Es gibt vieeeeele (junge) Menschen mit schwierigen Lebensgeschichten.

Und natürlich kann das ein Grund für einen erschwerten Einstieg ins selbstständige Leben sein, erschwerend kommt wohl dein ADHS hinzu.

Aber das alles kann kein Grund sein, sich nicht an Regeln und Pflichten halten zu können/wollen.

Es gibt Mittel und Wege, mit ADHS fertig zu werden. Das haben unzählige Menschen und auch die werden damit fertig. Eigentlich hätte es Aufgabe deiner Eltern sein sollen, mit dir diesbezüglich therapeutische Unterstützung einzuholen. Warum das nicht geschehen ist, kann ich dir nicht sagen. Aber jetzt bist du in einem Alter, in dem du dich selbst um Unterstützung zur Lösung deiner Probleme bemühen kannst (und in deinem Fall musst). Also geh' das an und schiebe es nicht vor dir her!

Was aber gar nicht geht, ist diese Erkrankung zu nutzen, um jegliche (Eigen-)Verantwortung vor sich herzuschieben! ADHS ist keine Erkrankung, die ein eigenständiges Leben unmöglich macht!

Und glaub' mir, viele gehen nach dem Motto: "Ich bin krank und hatte ein schweres Leben, also habt Mitleid mit mir, verzeiht mir alle meine Fehltritte und unterstützt mich aber ja bitte schön weiter!"

So funktioniert's aber nicht! Du musst aufwachen, und dein Schicksal selbst in die Hand nehmen! Geschenkt bekommst du nur in den seltensten Fällen was.

Du musst lernen, mit Frustration umzugehen. Du musst lernen, dich, auch wenn es dir nicht passt, an Regeln and Anweisungen von Weisungsberechtigten zu halten! Du musst lernen, eigenständig dein eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen. Dazu gehört auch Eigentverantwortung! Und diese Eigenverantwortung bringt nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten mit! Ergo: pünktliches und zuverlässiges Erscheinen zu Terminen (Arbeit, Amt etc), Einhalten von Abmachungen (z.B. regelmäßiger Nachweis von Bewerbungen beim Amt), etc.

Ämter stellen ihre Unterstützung nicht einfach so ein! Da muss ganz schön was vorfallen beziehungsweise versäumt werden. Und es wird im Vorfeld auf drohende Kürzungen hingewiesen! Wenn du die Mitarbeit (z.B. oben genannter Nachweis von Bewerbungen) verweigerst, nicht zu Terminen erscheinst (evtl. weil es dir schwer fällt, dich an Abmachungen zu halten), Auflagen nicht erfüllst, dann kannst du auch keine Unterstützung vom Sozialstaat mehr erwarten. Denn dann wäre das keine Unterstützung mehr, sondern ein Ausnutzen des Sozialstaates auf Kosten aller! 

Du kannst des Weiteren auch eigenständig auf Arbeitssuche gehen! Es gibt genug Jobs, die du als Ungelernter ausführen kannst. Die werden zwar allesamt nicht berauschend bezahlt, aber immerhin bekommst was und kannst auf eigenen Füßen stehen. Wenn du mehr als das haben willst, dann musst du auch mehr liefern! Siehe oben, geschenkt bekommst du in den seltensten Fällen was!

Also setz' dich mal in einer ruhigen Minute hin und reflektiere dich selbst!

Was habe ich die letzten Jahre gemacht?

Wie sehen meine EIGENEN Bemühungen um mich selbst und meine Zukunft aus?

Was kann ich ändern? Was MUSS ich ändern?

Warum streicht mir das Amt die Unterstützung? Was muss ich tun, um nicht mehr auf Unterstützung angewiesen zu sein?

Beantworte dir diese Fragen bitte aufrichtig! Du hast absolut nix davon, wenn du dir selbst in die Tasche lügst!

Und frage auch Leute, die dir nahe stehen, um ihre ehrliche Meinung (--> Kontrast Selbst- und Fremdwahrnehmung!)!

Wie bitte kann man heimlich erfahren, das man die Wohnung verliert?

Und ADHS ist keine Ausrede, das haben nicht mal so wenige. Du kannst jetzt nicht hergehen und sagen ich bin krank, darauf müsst ihr Rücksicht nehmen, egal was ich mache. Du hast halt nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten, den du nachkommen musst.

Und wie zerüttet muss bitte ein Verhältnis sein, wenn die Eltern einen rausschmeißen und sich nicht mehr kümmern?

Warum ist da keiner darauf aufmerksam geworden (Schule, Jugendamt etc?) Oder verschweigst du uns da was?

Geh zum Sozialamt, bei uns muss kein Mensch, der rechtzeitig Anträge stellt, auf der Straße leben.

Wenn Du da was nicht verstehst, frage solange, bis sie es richtig erklärt haben.

Die werden Dich fragen, wie Du darauf kommst, dass Du aus der Wohnung geworfen wirst oder was immer Du meinst, erfahren zu haben. Hast Du die Miete nicht bezahlen können?

lg Lilo

Bommi19995 
Beitragsersteller
 02.05.2017, 08:43

Ja weil ich kein Geld mehr bekommen habe 

LiselotteHerz  02.05.2017, 08:58
@Bommi19995

Hast Du evtl. versäumt, was zu beantragen oder Dich irgendwo zu melden? Die stellen doch nicht einfach so die monatlichen Zahlungen ein.

Geh mal zum Amt, die Dir bislang das Geld überwiesen haben und lass Dir das ganz genau erklären.

Wenn du unter 18 bist => Jugendamt

Wenn du über 18 bist geh zum Jobcenter und sprich mit denen, lass dich in Arbeit vermitteln, deine Freundin auch und alles wird gut.

Bommi19995 
Beitragsersteller
 02.05.2017, 08:41

Ich bin 21 ich habe ja vom Amt gelebt und die haben mich fallen gelas

EvalLyn  02.05.2017, 08:42
@Bommi19995

Aber doch nur, weil du dich nicht an die Spielregeln gehalten hast. Such dir n Job. Dann wird alles besser.

heidemarie510  02.05.2017, 08:44
@Bommi19995

Das Amt lässt keinen einfach so fallen. Das hatte Gründe...

Wenn das Amt dir Kürzungen gegeben hat, dann hast du offensichtlich nicht mit gearbeitet. Denn das machen die nicht ohne Grund.

Wie wäre es denn, wenn du dir endlich mal einen Job suchst und deine Freundin ebenso. Dann könnt ihr euch auch eine Wohnung leisten.