Lieber riskieren, einen Schuldigen laufen zu lassen, als jemanden für ein Verbrechen zu bestrafen, das er nur eventuell nicht begangen hat?

12 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Das sollte eigentlich keine Frage sein. Wenn man jemanden nicht der Tat überführt hat, dann hat er als unschuldig zu gelten. Nichts schlimmeres, als jemanden zu Dutzenden Jahren hinter Gitter zu stecken oder zu töten, wenn es sich später herausstellen sollte, dass jemand anders der Täter war.

Ich war bis vor kurzem der Meinung, dass die USA zwar in Sachen Rechtsprechung kein Musterland, aber immerhin eine westliches Land ist. Doch dann habe ich das Buch "Ohne Gnade" des Anwaltes Bryan Stevenson gelesen.

https://www.thalia.de/suche?sq=Stevenson+ohne+Gnade

Da steckt man lieber einen Unschuldigen hinter Gitter, als dass eine Tat nicht geklärt ist.

Anastasia65 
Beitragsersteller
 13.05.2022, 19:45

In den USA misst sich die Karriere eines Staatsanwaltes daran, wie viele Verurteilungen er erreichen konnte - nicht daran, wie viele von denen schuldig waren.

Der Grundsatz In dubio pro reo, kurz Zweifelssatz, ist ein schlagwortartiger Ausdruck dafür, dass im Strafprozess ein Angeklagter nicht verurteilt werden darf, wenn dem Gericht Zweifel an seiner Schuld verbleiben. Der Grundsatz ist im deutschen Recht gesetzlich nicht normiert, wird aber abgeleitet aus Art. Wikipedia

Ich sehe es NUR aus rechtlicher Sicht. Bestraft soll werden, wer einer Sache erwiesenermassen überführt wurde. Alles andere endet früher oder später in reiner Willkür.

Religiös sehe ich das Ganze ohnehin nicht. Religionen haben keinen Einfluss auf mein Leben und sollten es schon gar nicht in die Gesetzgebung haben.

Moralisch? Wer Mist baut und sich dabei erwischen lässt, der hat die Konsequenzen zu tragen. Dann muss man nachher nicht jammern.

Selbst dann, wenn es sich zweifelsfrei um einen Verbrecher handelt, also um jemanden, der andere Verbrechen - nur eben nicht dieses - durchaus begangen hat?

Dann soll er halt für diese Vergehen ordentlich angeklagt und verurteilt werden, was ja nicht schwer sein dürfte, wenn er zweifelsfrei andere Verbrechen begangen hat.

Klar kommt dabei auch schon mal ein Schuldiger frei, aber das ist weniger schlimm, als wenn ein Unschuldiger eingesperrt würde, denn dann müsste jeder in der permanenten Angst leben unschuldig im Knast zu landen...

Anastasia65 
Beitragsersteller
 13.05.2022, 14:08

Ein beliebtes Thema in Kriminalgeschichten. Kennst du die Fernsehserie "Elementary"? Der Ermittler (Holmes) weiß genau, das der Täter Verbrechen begangen hat, kann diesen aber mangels Beweisen nicht überführen - und inszeniert ein weiteres "Verbrechen", für das es dann genug plazierte "Beweise" gibt, um ein Verfahren zu eröffnen.

Deamonia  13.05.2022, 14:17
@Anastasia65

Joa, irgendwann mal gesehen glaube ich ^^

Wer sowas macht (Beweise fälschen, Verbrechen erfinden usw.) gehört allerdings selbst ins Gefängnis meiner Meinung nach...

Ansonsten weis man ja nie, wer einem was anhängt, weil er sich wegen irgendeinem Mist an einem rächen will...

Ein Rechtsstaat muss diesen Widerspruch oder diese Spannung aushalten. Ist das Gericht nicht zu 100% von der Schuld überzeugt, stellt es ein oder spricht frei. Ich finde das einen gut tuenden und beruhigenden Gedanken dass man sich darauf verlassen kann (können sollte) falls man selber mal falsch beschuldigt wird.