Jetzt schon auswandern oder Studium beenden?
Hallo, ich (w26) bin gerade in meinem dritten Studium Beginn 3. von 6 Semestern- habe bereits zwei abgeschlossen in künstlerischen Fächern und das dritte ist wirtschaftlich. Daneben habe ich bereits 30 St/W gearbeitet.
Mein Traum war es schon immer nach England auszuwandern. Jetzt hat sich eine Möglichkeit für mich ergeben, Anfang nächstes Jahr nach England auszuwandern. Zusätzlich wohnen meine besten Freunde und mein Partner dort, ich pendle also bereits mehrmals pro Monat hin und her.
Meine Frage: würdet ihr an meiner Stelle das 3. wirtschaftliche Studium beenden (dauert aber noch 2 Jahre und ist extrem zeitintensiv, 5x die Woche) oder jetzt Geld ansparen und in einigen Monaten nach England auszuwandern? In England fertig studieren ist keine Option (hohe Kosten).
Dazu kommt: ich bin bereits sehr depressiv in meiner jetzigen Stadt, schlafe die meiste Zeit und habe kaum Motivation mehr etwas zu machen. Meine Freunde wohnen in anderen Ländern, meine Familie die hier wohnhaft ist und ich führen eine schwere Beziehung. Meine "wahre" Heimat ist England und ich weiß nicht ob ich zwei weitere Jahre hier psychisch noch verkrafte, aber meine Vernunft sagt studiere fertig.
6 Antworten
Das ist natürlich keine so einfache Entscheidung und die wird dir auch keiner abnehmen können. Wichtig ist dass du dir Gedanken darüber machst was für dich das beste wäre. Das dein Partner in England ist ist bestimmt ein Pluspunkt, aber "nur" der Liebe wegen alles aufgeben ist nicht immer die beste Wahl, leider. Wiederum hast du ja bereits zwei Abschlüsse und somit etwas in der Hand. Ich wäre nicht ganz abgeneigt in deiner Situation auszuwandern, aber die Entscheidung liegt bei dir :-)
Was genau ist & war denn genau der Traum? Das geht aus den Zeilen nirgends hervor. Das Auswandern selbst ist ja weniger ein Traum. Kofferpacken, alles kündigen, alles zurücklassen, fliegen, fahren usw.
Ist das Leben in England "der Traum"? Hast Du es für längere Zeit als für paar Wochenenden mal aktiv erlebt, also fernab von Urlaub & Co? Für England kann ich selbst es nicht sagen, aber für Irland, wobei ich da auch nicht gleich komplett ausgewandert bin (sprich daheim alles abgebrochen habe), sondern zunächst "nur" für ein Jahr gegangen bin. Und viele Dinge, die man sonst als selbstverständlich erachtet hat (Arzt-Besuche etc.), waren dann doch kein "Traum" mehr ... Was ABER nicht heisst, dass ein Leben in Irland, England oder anderswo nicht trotzdem sehr schön & interessant sein kann.
Was aber garnicht aus den Zeilen herauszulesen ist, wie Du Dir generell die Zukunft vorstellst. Soll ich das doch so zeitintensive (von mir aber bewusst gewählte) Studium jetzt abbrechen oder nicht? Was willst Du nach der Traum-Auswanderung machen, was soll sich ändern (depressiv, unmotiviert, schläfrig) - sowohl in England als auch daheim in Sachen Familie? Wenn Du mit dem Wissen und dem Abschluss von 3. Studium weder hier noch in England oder anderswo Deinen Lebensunterhalt verdienen und gestalten willst, dann brich ab, doch überlege Dir gründlich, was dann die Alternative ist. Wird Dich das Sozialsystem in England (wohlbemerkt auch in Hinblick auf den Brexit) dann "traumhaft" auffangen und unterstützen?
Was ich zusammenfassend empfehle, nimm Abschied von der Begriffskombination "Traum und Auswandern". Überall wird mit Wasser gekocht, man muss sich überall den Erfolg verdienen, schweres dunkles depressives Leben daheim wandelt sich in rosaroten Traum in England gibt es bei Rosamunde Pilcher, doch in Realität hat es weiße & schwarze Seiten in beiden Ländern. Ja, es lohnt sich sicherlich, diese Erfahrung zu machen, doch warum nicht erst einmal für 1 Jahr? Und was das 3. Studium anbelangt, ich ziehe immer das durch, was ich angefangen habe ...
doch in Realität hat es weiße & schwarze Seiten in beiden Ländern.
Und vor allem viele verschiedene Graustufen.
Ja, es lohnt sich sicherlich, diese Erfahrung zu machen, doch warum nicht erst einmal für 1 Jahr?
Aufbauend auf diesem Gedanken:
Wie wäre es denn erstmal mit einem Auslandssemester? Das gibt schonmal einen Vorgeschmack auf die Realitäten, die einen erwarten und ermöglicht auch eine Prüfung der Beziehung. Es wäre nicht die erste Fernbeziehung, bei der die Probleme erst aufkommen, wenn die Nähe da ist. Wenn du das erst im Rahmen einer Auswanderung feststellst, ist es zu spät, denn dann stehst du ganz allein auf weiter Flur mit einem abgebrochenen Studium, 2 wohl kaum brotbringenden Abschlüssen im künstlerischen Bereich und ohne die Beziehung, wegen der du hier alles hinschmeißen willst.
Wenn du dort Freunde und Partner hast, verfolgtst du doch sicher in den Medien die aktuelle Situation in England.
Momentan ist nicht der Zeitpunkt, um nach England auszuwandern. Bis der Status von EU-Bürgern in Großbritannien nicht endgültig unter Dach und Fach ist, sind solche Pläne keine Option. (Momentan haben nur die aktuell in GB-lebenden EU-Bürger eine Aussicht auf Bleiberecht, wie es mit noch zuziehenden EU-Bürgern aussieht, ist bislang völlig offen!)
Noch schlimmer: Du würdest das Fach abbrechen, mit dem du hinterher am ehesten Geld verdienen kannst.
Mach dir das Leben in Deutschland wieder lebenswert. Schau, dass du ein paar Freunde gewinnst, damit das Leben hier nicht nur aus Uni besteht. Wenn du nur in England Freunde hast, ist das große Leid doch vorprogrammiert.
Ich würde das davon abhängig machen, ob ich ohne den wirtschaftlichen Teil des Studiums in England ohne Probleme Arbeit finde. 5 mal in der Woche ist normal denke ich, aber wenn du das nicht brauchst und dir eben sicher bist dort Arbeit zu finden würde ich gehen.
Studier fertig. 2 Jahre ist nicht die Welt. Was man hat, das hat man.
Ansonsten gäbe es ja noch die FernUni-Hagen, wenn dein Studienfach dort angeboten wird. Damit könntest auch in England fertig studieren.
Wegen Motivation und Depression, geh da lieber zum Arzt oder Beratungsstelle, vllt bietet dein Studierendenwerk was an.