Ist Mathematik objektiv oder subjektiv?
Einerseits verbinden wir ja mit Mathematik Verlässlichkeit. 1+1 ergibt 2. Das ist unumstösslich. Es gibt ja auch Redewendungen wie "Zahlen lügen nicht". Mathematik wird ja auch in der Wissenschaft verwendet um Sachverhalte zu beweisen.
Andererseits ist bekannt, dass sich auch Mathematiker streiten können (z.B. Die Debatte ob 1 eine Primzahl ist oder die Grundlagenkrise der Mathematik). Ebenfalls ist bekannt, dass man Zahlen und Statistiken unterschiedlich präsentieren und interpretieren kann - und auch die gibt es bekannte Redewendungen wie "traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast".
Daher frage ich mich, ist Mathematik objektiv oder subjektiv?
9 Antworten
Die Philosophen sind sich nicht mal drüber einig, was Objektivität und Subjektivität eigentlich sein sollen. Traditionell sind es Gegensätze (so habe ich das auch noch gelernt). Allerdings kann man heute auch so etwas lesen:
"Für Niklas Luhmann sind Objektivität und Subjektivität keine Gegensätze, sondern ähnliche Begriffe in verschiedenartigen Systemen. Objektiv ist, was sich im Kommunikationssystem (= Gesellschaft) bewährt, subjektiv ist, was sich im einzelnen Bewusstseinssystem (grob gesprochen: im Kopf eines Menschen) bewährt."
Was sich in der Gesellschaft "bewährt" (was auch immer das nun bedeuten mag), ist also objektiv. Subjektiv ist nicht meine Wahrnehmung, sondern das, was sich im Bewusstsein von mir bewährt.
Was hat sich denn nun in der deutschen Gesellschaft bewährt?
Pünktlich zu sein? Abends ein Bier zu trinken? Fußball zu schauen?
Mit solchen Sätzen kann ich herzlich wenig anfangen...
"Habermas hält Objektivität für unmöglich. Sie sei auch nicht wünschenswert, da die Wissenschaften durch erreichte Objektivität eine „‚spezifische Lebensbedeutsamkeit‘ einbüßten“"
Klar, wenn ich zum Arzt gehe, möchte ich keine objektive Diagnose, ich möchte eine möglichst subjektive Diagnose. Ernsthaft? Objektivität sei auch nicht wünschenswert... na super...
Ich halte die ganze Debatte um subjektiv/objektiv nicht für sonderlich sinnvoll. Sie trifft auf philosophische Gummibegriffe und blühenden Wortschwall, anhand der der geschickte Philosoph alles oder nichts zeigen kann. Immerhin hatte Popper die Objektivität noch verteidigt.
Ich halte Mathematik durchaus für objektiv, auch wenn ich weiß, dass mir hier Philosophen widersprechen würden.
Mathematik hat feste Regeln. Und die "Debatte" um Eins als Primzahl oder nicht existiert nicht außerhalb der sechsten Klasse, wo man von Primzahlen lernt und die Schüler sich darum streiten. Es ist keine. Sonst ist der Sinn von Primzahlen, nämlich die Regeln um die Primfaktoren, nicht mehr gültig. Dann gibt es nämlich nicht genau eine Möglichkeit, eine Zahl durch Primfaktoren darzustellen, sondern unendliche.
Dann wären die Primfaktoren von zb 6 nämlich nicht nur 2 und 3, sondern 2, 3 und 1, oder 2,3,1,1,1,1,1,1,1 und 1.
Und, ja, es gibt ein paar Situationen, in denen Mathematiker sagen müssen, dass es keine Antwort gibt und deshalb diese Situation nicht gemacht werden kann. ZB Teilen durch 0.
Statistik ist angewandte Mathematik, und durch die Anwendung auf bestimmte Situationen, wo dann auch noch Zufall und menschliche Motivationen rein kommen, ist das natürlich nicht mehr so einfach. Das Problem bei Statistiken ist nicht, das Rechenregeln unterschiedlich wären, das ist nämlich nicht so. Das Problem ist, das man die Ergebnisse so darstellen kann, dass man dadurch näher an dem ist, was man sagen will. Oder die Ergebnisse extremer wirken. Das Problem bei "Gefälschten Statistiken" sind Leute, die die Sachen in Statistiken zeigen, die sie zeigen wollen. Indem zb Balkendiagramme nicht bei 0 anfangen, Zahlen weggelassen werden, Absurde Skalen benutzt werden usw.
Aber die pure Mathematik, die puren Rechenregeln sind rein objektiv.
Hi.
Objektiver als Mathe geht nicht. Wenn die Mathematik korrekt praktiziert wird, dann ist Alles, wirklich Alles nach fixen Regeln. Und wenn sie was nicht kann, dann sagt sie das auch (/0 z.B.). Über 1=Primzahl streiten sich Laien, Mathematiker nicht. Btw, "Zahlen lügen nicht" ist eines meiner Lieblingsargumente, und gerade deswegen beschäftige ich mich gerne mit Statistik: auch die schlimmsten Labersäcke diskutieren dann nicht mehr.
"Lügen mit Zahlen" hat nix mit Mathematik zu tun, das ist Präsentation. Wenn Du Dir in ner Zeitung eine (graphische) Auswertung anschaust, dann kann die getrickst sein. Bzw so gekürzt, dass sie das sagt, was die Redaktion will. Wie ein Zitat, das gekürzt oder außerhalb des Zusammenhanges wiedergegeben wird. Wenn Du Dir von dieser Auswertung aber die komplette Studie durchliest, dann wirst Du merken, dass entweder unsauber gearbeitet oder unfein zitiert wurde.
Trau keiner Statistik die du nicht selbst gefälscht hast , ist so ein Lieblingsspruch von mir ...
Das sagt ja aber nicht das Zahlen unzuverlässig sind , hier geht es ja um die Interpretation. Was stelle ich wem gegenüber ....
Und wenn man gut ist kann auch mal Äpfel mit Birnen vergleichen ohne das jemand merkt
Und wenn man gut ist kann auch mal Äpfel mit Birnen vergleichen ohne das jemand merkt
Wer Äpfel und Birnen *nicht* vergleicht, ist derjenige, der ihre Unterschiede nicht bemerkt und darauf hereinfällt, wenn jemand sie miteinander gleichsetzt. M.a.W.: "Vergleichen" und "für gleich halten" sind nicht das Gleiche.
Der Spruch stammt übrigens von Goebbels. Nicht gerade eine gute Wahl für einen Lieblingsspruch.
Mag sein , aber ich mag Zahlen und damit zu spielen
Das ist relativ und kommt auf den Standpunkt und den Blickwinkel an.