Ist die Arbeitszeit von 16 Stunden am Stück für einen Notfallsanitäter auf dem Rettungswagen zumutbar?
11 Stimmen
Rechtlich oder persönliche Meinung?
Rechtlich wird es erlaubt sein, denn sonst würden sie es nicht tun müssen.
meinst du mit 16 Stunden am Stück die Arbeitszeit oder die tatsächliche Zeit auf dem RTW?
Ich meine die Arbeitszeit, denn wie lange sie auf dem Rettungswagen verbringen müssen,, wissen sie ja nie vorher.
7 Antworten
Hi,
Ist die Arbeitszeit von 16 Stunden am Stück für einen Notfallsanitäter auf dem Rettungswagen zumutbar?
Um es vorneweg zu nehmen: die Schichtlänge (Dienstzeit) ist nicht mit der Arbeitszeit gleichzusetzen.
Bei Schichten, die über 8 Stunden hinausgehen, fällt neben der Arbeitszeit (= Zeit, in der eine Arbeitsleistung erbracht wird) regelmäßig auch Arbeitsbereitschaft an (= Zeit, in der keine Arbeitsleistung erfolgt, der AN dafür aber unmittelbar zur Verfügung steht).
Je länger die Schichten, desto größer ist üblicherweise der Anteil der Arbeitsbereitschaft an der gesamten Dienstzeit.
Eine regelmäßige Arbeitszeit von 16 Stunden wäre weder vertretbar, noch zulässig (vgl. §§ 3 ff. ArbZG). Arbeitszeiten über regelmäßig 8 bzw. 10 Stunden fallen typischerweise unter Regelungen des Tarifvertrags (vgl. § 7 ArbZG).
Aus der Praxis
Flächendeckender Standard sind in der Notfallrettung meist 12-Stunden-Schichten - und auch hier fällt regelhaft Arbeitsbereitschaft an.
Längere Schichten (v.a. 24-Stunden-Dienste) sind unüblicher und nur dann möglich, wenn die reine Arbeitszeit unterhalb eines gewissen Maßes und innerhalb gesetzlicher bzw. tarifvertraglicher Bestimmungen bleibt. Das gilt analog für die noch unüblicheren 16-Stunden-Dienste.
Grundsätzlich vertretbar ist es - im Regelfall arbeitet man diesen Zeitraum nicht durch; in ungünstigen Fällen kann das allerdings vorkommen.
Wenn die Arbeitszeit einen zu großen Anteil ausmacht, müssen Schichten "gekürzt" werden: in Großstädten mit erheblicher Auslastung sind durchaus auch 8-Stunden-Dienste in der Notfallrettung üblich.
Fazit
Dort, wo ein solches Arbeitszeitmodell Anwendung findet, ist es in aller Regel auch "machbar". Dienstzeit (Schichtlänge) und Arbeitszeit ist nicht gleichzusetzen.
Auf einer "Dornröschenwache" mit im Schnitt zwei Einsätzen am Tag sind 24-Stunden-Dienste kein Problem, auf der Großstadtwache mit 20 Einsätzen am Tag ist das nicht vertretbar.
LG
Danke für den Stern!
Kommt natürlich auf die tägliche Belastung an. Auf einer Wache mit einem Einsatz alle 5 Stunden, okay.
Aber ansich finde ich es zu lang. Irgendwann leidet die Konzentration massiv.
Unsere 12 Stunden sind mit durchrollen noch gerade zu ertragen.
Diese Frage kann man so pauschal nicht beantworten. Es kommt eben darauf an, wie viel davon tatsächliche Arbeitszeit und wie viel davon Bereitschaftszeit ist. Auf einer Landrettungswache mit durchschnittlich drei Einsätzen pro Dienst, wäre es durchaus zumutbar, in einer Großstadt, wo häufig ein Notfalleinsatz dem nächsten folgt und das Rettungsfachpersonal kaum zu einer Pause kommt, wäre es hingegen absolut unzumutbar die Besatzung eines Rettungswagens 16 Stunden am Stück arbeiten zu lassen.
Mfg
Es ist in Deutschland schlichtweg verboten, wenn wir von einem normalen Arbeitstag sprechen.
Etwas anderes gilt im Katastrophenfall, der aber von der jeweiligen Landes- oder Bundesregierung offiziell ausgerufen sein muss.
Erlaubt sind laut deutschem Arbeitszeitgesetz:
Maximal 10 Stunden tägliche Arbeitszeit, maximal 60 Stunden pro Woche
Bei Bereitschaftsdienst: Maximal 12 Stunden, normalerweise höchstens 6 Stunden davon tatsächliche Arbeitszeit
Und wenn pro Dienst nicht mehr als 10h Arbeit anfallen, ist eine 24h- Schicht nämlich ganz locker machbar, demnach ist das nicht "verboten". Solange alle betroffenen Mitarbeiter zustimmen, ist dieses Dienstplanmodell legal.
Ich kenne allerdings jemanden, der gestern ganze 16 Stunde am Stück in der Rettungswache in Bereitschaftsdienst war. Von daher muss es wohl erlaubt sein.
Klar. Die übliche Schichtlänge im Rettungsdienst liegt bei 24h. Daneben sind auch 12h- Dienste an stark ausgelasteten Standorten gängig. 16h- Dienste sind äußerst ungewöhnlich aber keineswegs unzumutbar. Worauf willst du hinaus?
Dadurch, dass man (fast nie) die gesamte Schicht hindurch arbeitet, sondern einen Anteil an Bereitschaftszeit und Ruhezeit hat, ist dieses Dienstplansystem sehr angenehm und wird von den Mitarbeitern gefordert. Natürlich kann man auch mal eine Schicht haben, in der viele Einsätze anfallen, aber das ist die Ausnahme.
Welches Dienstplanmodell auf welchem Fahrzeug und an welchem Standort gefahren wird, hängt von der Auslastung ab: ein Rettungswagen auf einer Innenstadtwache, der immer vorneweg fährt, kann natürlich nicht durch eine 24h- Schicht besetzt werden. Dann wird zB im 12h- Dienst gefahren.
Pro Schicht darf nicht mehr als 10 bis 12 Stunden (je nach Publikation) gearbeitet werden.
Wenn an einem Standort (im Jahresmittel) also nicht mehr als 10h am Tag gearbeitet wird, ist der 24h- Dienst durchaus legal.
Gibt es dann einen Unterschied bei der Bezahlung, ob man viele Einsätze fährt oder nur auf der Wache Däumchen dreht?
Nein, das kann man ja nicht beeinflussen. Man bekommt immer das Gehalt, dass vertraglich oder tariflich festgelegt ist, zuzüglich Zuschläge. Es ist völlig egal, ob man in einer Schicht zwei oder 20 Fahrten macht.
Ich wusste es bisher gar nicht, dass sie in dem Beruf so lange auf der Rettungswache bleiben müssen. Für mich ist das Neuland.. Ich finde es schon heftig, wenn es dann wirklich zu vielen Notfällen kommt.