Gehalt als Chemikant gerechtfertigt?
Hallo ich hab vor 7 Jahren meine Ausbildung zu Chemikanten bei einer Firma für Dispersionsgebundene Farben in NRW abgeschlossen .
Da ich in der ausbildung positiv aufgefallen bin, hat mir der Betrieb angeboten im Labor anzufangen. Jetzt besteht meine Arbeit aus aufgaben die ein Lacklaborant normalerweise ausübt. Dazu hab ich auch noch eine Fortbildung zum Gefahrgutbeauftragten gemacht und bin im moment auch der einzige Gefahrgutbeauftragte im Betrieb.
Jetzt zu meiner Frage
Ich verdiene aktuell 2700 Euro Bruto (+13. Monatsgehalt)
Ist das ein gutes Gehalt ?
Wenn man sich im Internet alleine den Durchschnittsgehälter anschaut für ein Chemikanten bin ich darunter.
Es ist kein Tarifgebundener Betrieb.
Ich weiss auch, dass mein Arbeitskollege der Lacklaborant ist und die Gleiche arbeit macht 600 euro mehr bekommt. Er ist aber erst 2 jahre im Betrieb und ich mit der Ausbildung zusammen 10.
Mich würde eure Einschätzung interessieren.
Jemand sagte mir mal : "im Betrieb wo man gelernt hat verdient man nie gut"
Ist da was dran ?
Und auch über eventuelle hilfreiche tipps wie ich sowas richtig mal ansprechen kann würde ich mich freuen da ich mit Gehaltsverhandlungen sehr unerfahren bin ...
5 Antworten
Es ist tatsächlich so, dass deutliche Gehaltserhöhungen meist eher dadurch zustande kommen, dass man die Arbeit wechselt. Manchmal im eigenen Betrieb, oft aber zwischen zwei Betrieben.
Ein Lacklaborant wird für die Arbeit eines Lacklaboranten besser qualifiziert sein als du. Und dadurch, dass er offenbar von einer anderen Firma gekommen ist, hatte er eben das Argument "ich habe mich vorgestellt, Sie wollen mich haben - aber zu diesem Preis bekommen Sie mich nicht, da muss noch was gehen".
Mein Bruder hatte das Glück, dass er von nem Headhunter angesprochen wurde. Er war, mit dem Wissen seines bisherigen Arbeitgebers, bei einem Vorstellungsgespräch und kam dann wieder: "Es ist dort zwar nicht ganz so nett wie hier, die Arbeit etwas eintöniger - aber ich möchte ein Haus kaufen und habe eine Familie. Und jeden Monat ein Tausender mehr ist ein sehr gutes Argument". Der frühere Arbeitgeber wollte ihn behalten, und so hat er meinem Bruder wenigstens mal 800€ Gehaltserhöhung angeboten, damit er zwei Jahre lang nicht nach ner anderen Stelle guckt.
Das beste Argument für eine Gehaltserhöhung ist, dass der Arbeitgeber davon einen Gewinn hat.
2.700 Brutto sind viel zu wenig, wäre nach Tarifvertrag E2, also unqualifizierter Produktionshelfer. Ist halt der Nachteil bei Betrieben, die nicht tarifgebunden sind und entsprechende Niedriglöhne zahlen. Kannst in der Tabelle ja die Tarifgehälter sehen. Bei den 10 Jahren die Ausbildungszeit abziehen, wäre in E6 nach 6 Jahren 3.488 Brutto, in E7 nach 6 Jahren 3.657 Brutto.
Den Satz, das man im Betrieb wo man gelernt hat, nie gut verdient, ist nicht nachvollziehbar.
Bei der Stelle als Lacklaborant könnte es so sein: Der Kollege ist gelernter Lacklaborant und belegt eine entsprechende Stelle. Es kann sein, das ein anderer die gleiche arbeit macht wie ein Lacklaborant, aber die Stelle nicht exlizit als solche ausgewiesen ist, oder die erforderliche Qualifikation fehlt.
Sammle gute Argumente als da wären:
- soundsoviel Jahre erfolgreiche Arbeit als Lacklaborant
- dieunddie erfolgreich absolvierte Weiterbildung (musst du belegen können!) im beruflichen Kontext
- das Arbeitszeugnis von der Ausbildung
- das Zwischenzeugnis (das du dir umgehend und VORHER geben lässt!)
- dazu vielleicht noch die Tarifgehälter die es in deiner Branche so hat in der Ecke
Wenn du das alles zusammen hast, geh zum Vorgesetzten (Hierarchie-Wege einhalten). Bitte um ein Gespräch mit der Personalabteilung, sprich dem Entscheider bezüglich der Gehälter. Sage ruhig, aber emotionslos, dass du ein Sachstandsgespräch zu deiner aktuellen Position führen möchtest. KEINE weitere Begründung abgeben!
Beim eigentlichen Gespräch ruhig und freundlich fragen, wie man dich in der Firma sieht von Leistung und Eindruck her.
Dann ganz freundlich daraufg hinweisen, dass die Firmain den letzten 5 Jahren ein Umsatzplus von (hier ist eine Hausaufgabe: Zahlen ermitteln!) XY erwirtschaftet hat. Die allgemeine Teuerungsrate in der selben zeit lag bei XY % (zweite Hausaufgabe).
Zudem hast du in diesem Zeitraum deine Qualifikationen ausgebaut (Weiterbildungen!)
Du bittest um Prüfung, in wie weit man all diese Punkte in Zukunft auch finanziell berücksichtigen kann. Und dann erst sagen, dass du gerne eine Gehaltserhöhung hättest.
Dazu dann Zahlen nennen, und zwar immer auf das gesamte Jahresgehalt bezogen! (dritte Hausaufgabe, diese Zahlen errechnen). Den Prozentsatz nicht überreizen, 3-5% ist schon Maximum!
WIE das Gehalt erhöht wird, überlass der Firma Das können zB Sachleistungen sein (Zuschuss zum Kantinenessen, Dienstwagen, Fahrtkostenzuschuss (bis 44€ mtl. steuerfrei) o.ä.) Auf mehr Urlaub lass dich nicht ein, das bringt finanziell nix, damit zahlt man keine Miete.
Ach ja, BEVOR du überhaupt einen Gesprächswunsch signalisierst, such dir zB bei der IHK oder der Handwerkskammer Weiterbildungen raus, die dich beruflich weiterbringen können. So zB die Berufsabschlussprüfung als Lacklaborant (Fachabschluß) als Externer über die Berufsjahre (statt Lehrjahre). Außerdem mal lange Ohren beim Flurfunk machen: In welchem Bereich werden gute Leute gebraucht? Wärst DU da nicht die passende Person? (ggf mit Zusatzweiterbildung)
Die Kosten dafür parat haben im Gespräch. Eine Form der Gehaltserhöhung wäre auch: Die Firma finanziert dir den angestrebten Kurs, du verpflichtest dich auf zB XY (maximal 5) Jahre nach erfolgreichem (!) Abschluß zu bleiben, außerdem erhöht sich nach Abschluß dein Gehalt um XY brutto. (Da dann nicht zu hoch pokern)
Fazit: Es ist ein bischen Jonglage nötig. DU willst langfristig unterm Strich mehr Geld. WENN du das auf dem Weg der firmenfinanzierten Weiterbildung hinbekommst, vermittelst du der Firma, dass du nicht nur an dein Portemonnaie denkst. Du vermittelst ihnen vor allem, dass DU in Zukunft für die Firma ein noch wertvollerer Mitarbeiter sein wirst. Und dass du IN DIESER FIRMA deine Zukunft siehst/suchst.
Kleiner Tipp am Rande: Den Gefahrgutbeauftragten lass stecken. Der ist Vorschrift und du warst der/diejenige, der/die greifbar war. Das ist keine berufliche Qualifikation.
Noch ein Tipp: Frag bei der IHK nach Weiterbildung in Richtung Ausbilder in deinem Bereich. Lass dich da mal beraten. DAS wäre echt was wert, ggf auch in anderen Firmen!
Nein überhaupt nicht gut. In der Chemiebranche kann man so viel Geld verdienen, da sind 2700 Euro Brutto nichts.
Bei der Firma in der ich eine Ausbildung zum Pharmakanten angefangen habe, hätte ich 2700 Netto und die Chemikantenazubis 2600 Euro netto bekommen. -> Als Einstiegsgehalt nach der Ausbildung, nur mal als Vergleich.
Such dir eine andere Firma, das ist der Tipp den ich dir geben kann.
Ist doch ein gutes Gehalt.