Erstes Treffen mit dem Pflegekind
Hallo, ich habe ein paar Fragen zur Aufnahme eines Pflegekindes. Heute war das Jugendamt bei uns und gab uns einen Vorschlag für einen Jungen der 2 Jahre wird. Nun grübel ich über unser erstes treffen. Wie soll ich mich vorstellen ? Wie wird das treffen ablaufen ? Und eine für mich ganz wichtige frage soll ich dem kleinen was mitbringen? Der Junge lebt zur Zeit in der Bereitschaftspflege mit noch anderen Kindern , müssten die dann nicht auch was bekommen ? Ein wenig Bauchschmerzen habe ich auch damit das er zur Zeit 1,5 Stunden autofahrt von uns entfernt wohnt und bis spätestens 18 August bei uns einziehen soll. Mit welchen Problemen ist da zu rechnen. Er wohnt nun schon seit 3 Monaten in der Bereitschaftspflege und hat sich an die Personen gewöhnt. Bin Dankbar über jeden Tip
4 Antworten
Ich würde mich zunächst einmal nur als "normale" Person vorstellen, also zunächst einmal ohne irgend einen Hinweis / Bezug darauf, dass der zweijährige eventuell zu Euch in eine Pflegefamilie kommt. Es ist ja ein erstes Treffen, also praktisch ein gegenseitiges Kennenlernen. Aus diesem Treffen entnimmst Du ja, ob der zweijährige sich vorstellen kann, einen häufigeren (ständigen) Kontakt zu Euch haben zu können. Und ob die Chemie stimmt, dass auch Du Dir eine Aufnahme vorstellen kannst.
Mitnehmen würde ich ihm wirklich nur eine Kleinigkeit mit dem Hinweis, dass Du speziell ja nur insbesondere ihn besuchen möchtest (und weniger andere anwesende Personen).
Die allerwichtigste Informationsquelle für dich ist die jetzige Pflegemutter. Vom Jugendamt hast du nur die Eckdaten bekommen. Jetzt gilt es, viel mehr zu erfahren:
- seine Schlafgewohnheiten
- was ißt und trinkt er gerne (wie: Glas, Flasche)
- wie siehts mit der Windel aus
- mit was spielt er gerne
- was ist sein Schlaf- und Kuscheltier
- womit kann man ihn gut ablenken und beruhigen
- wie siehts mit seinem Sprachverständnis aus
- ist er altersgerecht entwickelt oder verzögert
- schläft er im Dunklen oder braucht er ein Schlaflicht
- wie kommt er mit anderen Kindern klar
Vervollständige die Liste für dich. Am besten legst du dir einen Block an, auf dem du notierst, was dir einfällt und dann würde ich die Pflegemutter um mehrere Telefonate bitten (wenn sie die entsprechende Ruhe dafür hat), um so viel als möglich über den Kleinen zu erfahren.
Betrachte es als Glück, daß er jetzt schon bei einer Familie ist, weil sie eine unendliche Informationsquelle für dich ist. Als meine drei Jungs zu mir kamen, war einer der Sprache nicht mächtig und die beiden anderen kamen aus dem Heim. Da muß man sich vieles mühsam erarbeiten. Das bleibt dir erspart.
Ich würde übrigens jedem Kind eine Kleinigkeit mitbringen (Überraschungsei vll) und ihm noch etwas extra wie z. b. ein KLEINES Kuscheltier. Auch würde ich mich nicht zu sehr auf ihn konzentrieren, sondern alle anderen Kinder miteinbeziehen. Lass ihn ein wenig auf dich zukommen.
Mit einem Besuch ist es keinesfalls getan. Vielleicht kannst du ein verlängertes Wochenende in einer Pension buchen und ihn täglich besuchen. Vielleicht am zweiten Tag mit der Pflegemutter und den anderen Kids einen Zoobesuch, am nächsten Tag du mit ihm etwas alleine. Aber bedränge ihn nicht.
Eine nette Idee wäre es vll noch, wenn du auf dem Rücksitz ein größeres Stofftier angurten würdest. Rede dieses mit einem von dir erfundenen Namen an. Mach den Jungen auf das Stofftier neugierig und sprich mit diesem wie mit einem Menschen, was ihr jetzt macht, wo ihr hinfahrt, wie lange die Fahrt dauert etc. . Der Kleine soll gar nicht so groß bemerken, daß es ausschließlich um ihn geht, das würde ihn vermutlich verunsichern. Aber gib ihm keinesfalls das Stofftier mit, sondern sag ihm, daß du wiederkommst und dann würde es ihm gehören.
Wenn du ihn dann endgültig mitnimmst, rechne trotzdem damit, daß er weint. Du solltest mit mehreren Kinder CDs "bewaffnet" sein oder - wenn du nicht alleine bist - mit ihm auf dem Rücksitz sitzen, ihm vorlesen und Bilderbücher anschauen. Mach die Fahrt spannend für ihn und baue auch eine Pause ein.
Für weitere Fragen stehe ich dir gerne zur Verfügung.
Ach so und meine tochter ist 7 jahre alt.
Ich danke dir vielmals für deine wirklich hilfreiche Antwort. Damit hast du mir sehr geholfen. Der kleine ist 2 jahre. Ganz liebe Grüsse
Eine sehr wichtige Frage habe ich vergessen: Wie alt sind deine Kinder?
Warum muss er bis zum 18.08. bei euch eingezogen sei ? Eine solch extrem kurze Anbahnung ist wirklich ungünstig, es besteht kaum die Möglichkeit für beide Seiten, miteinander warm zu werden. Drei Monate bei der Bereitschaftspflege ist zwar nicht lang, er wird dort noch keine Bindungen aufgebaut haben, aber dennoch halte ich eine Anbahnung von 4 Wochen nur für eine Seite für günstig: das Jugendamt. Ihr werdet die Verlierer sein.
Lasst euch nicht vor den Karren spannen, wenn das Kind eine längere Anbahnung benötigt, dann hört darauf.
Die Bereitschaftspflegefamilie scheint sympathisch :-(
Hallo mutette, Hut ab für Dein Engagement. Wenn Du den kleinen Jungen besuchst, sei einfach ganz Du selbst und mache Dir keinen großen Kopf. Wichtig bei der Sache ist nur das Gefühl und die Chemie....................das muss stimmig sein sonst nichts. Der Rest erledigt sich somit von selbst. Was der Kleine braucht ist viel Halt, Geborgenheit, Grenzen, konsequentes Handeln und ganz viel Liebe. Probleme kann es immer mal geben aber mit freundlichem Handeln kann so was doch in die richtige Richtung gelenkt werden oder? Viel Freude mit dem Kleinen und einen schönen Abend :)
Es ist wirklich sehr kurzfristig das stimmt. Das problem an der sache ist wohl das die bereitschaftspflegefamilie in den urlaub fährt am 18.08 und ihn nicht mitnehmen möchte das bedeutet wenn wir ihn bis dahin nicht nehmen müsste er nochmal umziehen.