Dürfen Autisten in der Schweiz den Führerschein machen?

1 Antwort

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Es ist eigenes Ermessen, ob deine Symptome die genannten "Bewusstseinstrübungen" umfassen oder nicht.

Um die von dir genannten Punkte einzeln zu kommentieren:

  • schwere Nervenkrankheiten: Haben Autisten normalerweise nicht. Schließlich ist es keine Krankheit, erst Recht keine der Nerven.
  • Geisteskrankheiten: Haben mit Autismus nun wirklich gar nichts zu tun.
  • Schwachsinn, Psychopatien: Haben ebenfalls rein gar nichts mit Autismus zu tun.
  • periodische Bewusstseinstrübungen: Können bei Stress und in Overload-Situationen auftreten. Ob das bei dir der Fall ist und ob Straßenverkehr für dich eine typische Overload-Situation ist, kannst nur du selber wissen.
  • Gleichgewichtsstörungen: Die Ungeschicklichkeit beim Asperger-Syndrom geht m.E. auf miese räumliche Koordination zurück, also nicht auf den Gleichgewichtssinn. Das ist zum Autofahren zwar auch nicht gut, trifft aber nicht das Verbotskriterium.

Der einzige Punkt, der einem Autisten (der außer Autismus nichts anderes hat) im Weg stehen könnte, sind also die Overload-Fallen in stressigen Situationen. Und die sind individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt.

Ruachchen 
Beitragsersteller
 27.05.2015, 11:25

Danke dir, meine Überlegungen sind folgende dazu:

Wegen der  Overloads bin ich auf Begleitung angewiesen wenn ich das Haus verlasse, weil ich sonst mein Ziel oder noch schlimmer mein Zuhause nicht mehr finde, einer der Gründe, weshalb ich es ablehne den FS zu machen.

Wenn ich Dinge sehe, die mich ängstigen, neige ich dazu umzudrehen und weg zu rennen, dann ist es mir egal, ob auf eine Strasse wo gerade Autos fahren oder sonst wohin, und meine Befürchtung wäre, dass dies mit einem Auto auch passieren könnte, noch ein Grund den FS nicht zu machen

Oder Kleinigkeiten die keiner Bemerkt die aber meine ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen, ebenfalls keine gute Eigenschaft um Autofahren zu lernen

halbsowichtig  27.05.2015, 11:29
@Ruachchen

Du persönlich solltest bitte kein Auto fahren. ;-)

Trotzdem kann man das nicht pauschal auf alle Autisten übertragen.

Ruachchen 
Beitragsersteller
 27.05.2015, 14:53
@halbsowichtig

Ich will ja auch nicht ;-) meine eine Assistenzperson versucht es mir einzureden dass ich es soll.

Klar kann man es nicht auf jeden übertragen, die mit Schweregrad 1 können es ja vermutlich aber ab 2 finde ich es verantwortungslos, ist aber nur meine Meinung ;)

halbsowichtig  27.05.2015, 16:44
@Ruachchen

Würde jemand anderes dir die Fahrschule bezahlen? Dann kannst du es einfach mal ausprobieren. Wenn der Fahrlehrer dir am Ende sagst, dass du lieber beim Fahrrad bleiben solltest, dann muss das auch die Assistenz überzeugen. ;-)

Es gibt unzählige Argumente gegen das Autofahren, von Umweltschutz bis Sport. Der Suchbegriff "autofrei" ist da sehr ergiebig. Speziell über deine Argumente hab ich aber noch mal nachgedacht:

  • Verirren wegen Reizüberflutung auf der Straße: Ich hatte beim Autofahren immer den Eindruck, extrem abgeschirmt zu sein. Man hört fast nichts von draußen, die Sicht ist durch Scheibenrahmen eingeschränkt, man riecht nur Plastik und Dreck, nicht mal der Gleichgewichtssinn wird im Polstersitz angesprochen. Mit Reizüberflutung hatte ich gerade im Auto deutlich weniger Stress als draußen. Entsprechend waren mehr geistige Kapazitäten zum Sehen und Steuern frei.
  • Wegrennen vor Bedrohungen: Dein Unterbewusstsein wird schnell merken, dass ein Auto eine passabler Schutzpanzer ist. Warum rennen, wenn man einfach die Türen verriegeln kann? Der Fluchtreflex kann sich schneller als du denkst in einen harmlosen Abschließreflex wandeln.
  • Aufmerksamkeit auf Kleinigkeiten: Wie oben schon genannt, fährt man mit einem gedämpften "Tunnelblick". Außerdem verlassen kleine Details so schnell das Blickfeld, dass man gar nicht darüber nachdenken kann.


Das größte Problem, das ich als Aspie im Auto bisher erlebt habe, waren Parkplätze. Wegen meiner autistischen Raum-Koordination konnte ich nie richtig rückwärts einparken und hab beim Ausparken so manches Ding gestreift. Ob das bei dir problematisch ist, kommt drauf an, wohin du fahren willst und wie breit die Parkplätze dort sind.

Was genau ist in der Schweiz eigentlich ein Schweregrad? Bei uns ist Autismus ein Spektrum, aus dem man diverse Symptome in individuellen Ausprägungen haben kann.

Ich fahre inzwischen übrigens kein Auto mehr. Weil ich es ökologisch und wirtschaftlich unverantwortlich finde. Autistisches Gewissen und so... :-)