Ausbeutung wärend der Ausbildung?
Halli Hallo,
ich befinde mich aktuell im 3. Lehrjahr zur Kauffrau für Büromanagement in Kooperation mit einem Bildungsträger. Mein Kooperationsbetrieb würde mich gerne als feste Auszubildende übernehmen und hat mir heute den Vertrag vorgelegt.
Ich war geschockt über die Konditionen:
660 € Brutto im 3. Lehrjahr bei einem Durchschnittslohn von eig 900 € +/- 20%,
44 Std wöchentlich
20 Urlaubstage
Ich lebe in Hessen.
Was haltet ihr davon? Für mich sind diese Konditionen Ausbeutung pur ...
5 Antworten
- 20 Tage Urlaub ist normal, wenn du nicht in der Großindustrie oder sonst wie tarifgebunden beschäftigt bist (lt. Bundesurlaubsgesetz 4 Wochen, 20 Tg bei Fünftagewoche, 24 Tg bei Sechstagewoche)
- Mal ehrlich, ob du täglich 8 oder 9 Stunden anwesend bist macht den Kohl auch nicht fett.
- 660 Brutto ist natürlich eine Ansage
Aber leider ist das eben so. Wer am längeren Hebel sitzt macht die Regeln. Akzeptieren oder ablehnen.
Aber bedenke drei Dinge bevor du eine Entscheidung triffst.
- es geht um zwölf plus sechs Monate oder 70 Wochen
- Wenn du dich nach der Ausbildung irgendwo bewirbst, kommt ein "echter" Ausbildungsbetrieb im Lebenslauf besser als eine vom Arbeitsamt "gesponsorte" überbetriebliche Bildungseinrichtung
- Du wirst in dem Jahr Kontakte mit "echten" Lieferanten und Kunden haben. Die brauchen auch Büromitarbeiter :-)
Manchmal muss man eben in Vorleistung treten, ohne zu wissen, was es bringt.
Eine Frage noch, wie hoch ist de in aktuelles Einkommen bei deinem Bildungsträger (nicht sagen nur drüber nachdenken). Mir fällt dazu ein Spruch mit einer Taube, einem Dach, einem Spatz und einer Hand ein.
Die Entscheidung kann dir keiner abnehmen, aber was ich dir mitgeben wollte, is das, dass es nicht auf die 660 € im Monat und nicht auf die 44 Stunden pro Woche ankommt. Macht es FÜR DICH einen ernsthaften Unterschied ob du am Tag acht Stunden plus Fahrzeit oder neun Stunden plus Fahrzeit unterwegs bist?
Allerdings ist ist es eine wirkliche Herausforderung, sich jeden Tag einem, wie du beschreibst, unangenehmen Arbeitsklima zu stellen. Da musst du genau überlegen, ob du das 360 Arbeitstage lang durchhalten kannst und willst. Aber, was dich nicht tötet, macht dich stärker! Die Fähigkeit dich durchzubeißen und weiterzumachen auch wenn es nicht gut aussieht, kann dir später keiner mehr nehmen
Das stimmt wohl. Aber gerade wenn das Arbeitsklima so traurig ist, wie es eben ist, bin ich froh über jede Minute die ich früher aus dem Büro komme. Und ich finde schon, dass es einen Unterschied macht ob man um 6 oder erst um 7 nach Hause kommt... mein Betrieb vergisst, dass ich auch einen schulischen Teil zu meistern habe, für den man bekanntlich lernen sollte
Hast du Alternativen?
Eigentlich ist es ein normales Ausbildungsvertrag.
Auch die Bezahlung ist eigentlich (auch wenn wenig) völlig okay sowie die Arbeitsstunden.
Wenn du unzufrieden bist kannst du ja NETT nachfragen, ob man da etwas verändern könnte. Meistens geht sowas aber in die Hose, insbesondere weil gerade du eine Azubi bist.
Nebenbei: 20% von 900€ = 180€. 900€-180€= 720€. Auf diese 60€ kommt es jetzt auch nicht so genau an. Musst du aktzeptieren.
Auf diese 60€ kommt es jetzt auch nicht so genau an.
Andere Auszubildende arbeiten auch nicht 44 Stunden pro Woche und haben dann auch noch nur den Mindesturlaub.
Und verdienen teilweise 200 € mehr bei weniger Arbeitszeit...
Wenn sie minderjährig ist, dann verstoßen diese Arbeitsstunden gegen das Jungendarbeitsschutzgesetz. Die Urlaubstage auch. Der Vertrag müsste von der IHK dann abgelehnt werden.
Bei ner volljährigen Person allerdings sind es legitime Angaben. Sofern die 20 Tage Arbeitstage sind.
Ich bin bereits volljährig genau. Die 20 Tage sind Arbeitstage, richtig. Wobei es mir eher um Gehalt und Arbeitszeit geht. Über die Urlaubstage kann ich hinweg sehen
Ich sehs auch als Ausbeute, aber ist im gesetzlichen Rahmen.
Hast ne Aussicht auf Übernahme (normales Arbeitsverhältnis)? Geht dann jmd bald in Rente?
Ja die Übernahme soll ja jetzt stattfinden, aber eben mit diesen furchtbaren Konditionen. Nein niemand geht in Rente, ich bin einfach nur die einzige Bürodame vor Ort
Das ist doch n Ausbildungsvertrag und kein Arbeitsvertrag. Ein Ausbildungsvertrag endet mit erfolgreichem bestehen, dann bist arbeitslos. Wenn sie sich übernehmen wollen und der Arbeitsvertrag auch so am Minimum ist, dann weg von denen.
Ich bin bei einer Bildungseinrichtung angestellt und arbeite in diesem Betrieb nur in Kooperation, d.h. Geld gibts von der Einrichtung, den praktischen Teil der Ausbildung mache ich aber im Kooperationsbetrieb. Dieser kann mich as festen Azubi übernehmen und genau darum geht es.
Ich finde 44 Std wöchentlich schon extrem hoch, wenn man bedenkt dass selbst vollzeitkräfte hier idR um die 39 Std arbeiten.
Bei meinem ersten Ausbildungsvertrag hatte ich im ersten Lehrjahr bereits 750 € Brutto, im 3. Lehrjahr sollte sich das eigentlich steigern und nicht abnehmen.
Netto wären die 660 € ca. 513 €, das ist schon sehr mager für einen Bürojob und das im 3. Lehrjahr :/
Diese Information hättest du oben reinschreiben müssen.
Anstatt zu schmollen geh und rede mit deinem Vorgesetzten
Das können die nicht ernst meinen, ich hätte den Vertrag als ein Aprilscherz kategorisiert und es in deren Gesicht geklatscht(sorry ich werde einbischen emotional) aber es tut mir Leid sowas lesen zu müssen, Schuld für solche lächerliche Verträge ist das deutsche Bildungssystem
Ich bin auch noch sprachlos und werde den auch so nicht unterschreiben. Es ist echt traurig wie Azubis heutzutage ausgenutzt werden.
https://www.aubi-plus.de/berufe/kaufmann-fuer-bueromanagement-1463/gehalt/
https://www.gehaltsvergleich.com/ausbildung-kaufmann-kauffrau-fuer-bueromanagement
Im Hinblick darauf, dass 660 Euro als Auszubildendenentgelt schon um untersten Limit sind, finde ich persönlich die Wochenarbeitsstundenzahl unverhältnismäßig hoch.
Handelt es sich dabei um einen kleinen Handwerksbetrieb oder wo machst Du den praktischen Teil Deiner Ausbildung?
In einem kleinen Unternehmen, einer IT-Firma/Werbeagentur.
Es ist Ausbeutung den so müsstes du Mehr als 8 stunden arbeiten.
Als Azubi sind maximal 48 stunden oder weniger erlaubt.
Auch sind 20 Urlaubstage betrug denn schon in den 80 er Jahre waren das mindestens 22 tage bis 25 oder 28 je nach dem alter.
Kann es sein das das eine ausländische Firma ist die sich nicht an den Tarifvertrag halten musst?.
Nein es ist eine deutsche Firma. Ein kleines Unternehmen. Bis 48 Std sind rechtlich okay, was nicht heißt, dass es menschlich angemessen ist oder förderlich für die schulischen Leistungen ist
In der Bildungseinrichtung ist das Gehalt natürlich niedriger, allerdings ist die Arbeitszeit humaner (39 Std.) und man hat Ansprechpartner für Probleme im Kooperationsbetrieb, das würde wegfallen. Ich muss bedenken, dass mein jetziger Betrieb sehr stressvoll ist, mein Chef ist furchtbar (das wird nicht der letzte furchtbare Chef sein) aber da ist dann wiederum die Frage ob 150 € mehr es Wert sind, 20 Std. im Monat mehr zu arbeiten, sich jeden runtermachen zu lassen und keinen Ansprechpartner mehr zu haben ...