Aus dem Elternhaus ausziehen bei sehr schwieriger finanzieller Lage?
Hallo zusammen :-)
ich stelle diese Frage für eine Freundin, die hier kein Profil hat und in ihrer Situation gerade sehr verzweifelt ist. Sie ist 22, hat die mittlere Reife, noch keinen erlernten Beruf und ihre Eltern - bei denen sie zurzeit wohnt - bekommen beide HartzIV, und sie somit auch, da eine Familie ja eine Bedarfsgemeinschaft bedeutet. Ihr Traum ist es, ein künstlerisches Studium an einer Hochschule zu machen (sie hat auch die Voraussetzungen und tut sehr viel dafür; wir waren eine Zeitlang im selben Jahrgang auf einer privaten Schauspielschule, daher weiß ich, dass sie völlig zu Recht für ihren Traum kämpft). Für dieses braucht sie eine gute Vorbereitung, d.h. Unterricht, den sie bezahlen muss. Sie weiß sogar schon ganz genau, bei wem sie diesen zu bezahlbaren Preisen bekommt, und dürfte jederzeit anfangen. Sie hat einen guten Nebenjob, der ihr das nötige Geld dafür bringen könnte, jedoch wird, wenn sie zu viel verdient, das von dem Geld ihrer Eltern abgezogen, da ihr Lohn als Einkommen für die ganze Familie zählt. Deshalb kann sie nicht so viel arbeiten, wie sie gerne würde. Zurzeit verdient sie so wenig, dass es sich nicht einmal lohnen würde, das Geld zu sparen. Folglich kann sie es sich auch nicht leisten, aus ihrem Elternhaus auszuziehen, was ihr endlich finanzielle Unabhängigkeit verschaffen würde. Hinzu kommt, dass das Verhältnis zu ihren Eltern von Tag zu Tag schwieriger wird, und sie in so einer Umgebung in vielerlei Hinsicht nicht wirklich voran kommt. Erst einmal etwas anderes, weniger aufwendiges zu studieren, damit sie zumindest Bafög anstatt HartzIV bekommt und mehr verdienen darf, kommt für sie leider nicht infrage, da sie kein Abitur und somit zu "normalen 0815-Studienfächern" keine Zulassung hat. Sie hat auch schon überlegt, ihr Abitur nachzuholen, was ihr ebenfalls finanziell etwas mehr Freiheit geben würde, da man dann auch Bafög bekommt, aber auf diese Option würde sie nur zurückgreifen, wenn es sicher ist, dass es gar keine anderen Möglichkeiten mehr gibt, da dies viel Zeit zum Lernen und auf jeden Fall auch Geld für Nachhilfe erfordern würde - beides könnte sie dann nicht mehr in ihr eigentliches Ziel investieren. Für sie wäre es also unglaublich wichtig, aus ihrem Elternhaus auszuziehen, und so viel wie nötig arbeiten zu können. Leider ist sie aufgrund der beschriebenen Lage ziemlich ratlos, was sie nun tun soll/kann. Deshalb hat sie mich gebeten, hier zu fragen. Wir haben gemeinsam viel zu dem Problem recherchiert, aber vllt gibt es noch Möglichkeiten, von denen wir nicht wissen? Oder Instanzen, bei denen wir uns noch besser informieren können/die weiterhelfen können? Was würdet ihr tun, wenn ihr in so einer Situation wärt? Liebe Grüße und schon mal danke euch im Voraus, Nastia2014 :-)
P.S.: Bitte nur sachliche Antworten - ich weiß, dass es hier evtl. Leute gibt, die es als Anlass für Beleidigungen nehmen könnten, HartzIV Empfänger/Menschen ohne Ausbildung zu beleidigen. Kommentare dieser Art werden gemeldet.
13 Antworten
wie schön, dass Sie sich so für Ihre Freundin einsetzen..... solche Freunde braucht man/frau.
Habe überlegt und denke: Ein Schritt nach dem anderen, und das Ziel nicht aus den Augen verlieren
a. erst mal eine Ausbildung machen = Grundlage für alles
b. Amt fragen, ob sie während er Ausbildung bzgl. eigener kleiner Wohnug Unterstützung bekommt
c. nach Ausbildung arbeiten Geld für ihr Ziel sparen
so habe ich es gemacht außer amtl. Unterstützung, gab es damals nicht), bereue keinen Schritt und bin ans Ziel gekommen
Vielen Dank für Ihre Antwort :-) Es freut mich für Sie, dass Sie es auf diesem Wege geschafft haben. Grundsätzlich ist erst mal eine Ausbildung zu machen eine gute Idee, aber im Prinzip gibt es da die gleichen Schwierigkeiten wie beim Abitur nachholen: Die Ausbildung/Schule verschlingt so viel Zeit, dass man mit seinem eigentlichen Ziel kaum hinterher kommt. Außerdem kommt noch hinzu, dass es bei künstlerischen Berufen - was meine Freundin ja machen möchte - eine Altersbegrenzung gibt. Ein paar Jahre hat sie noch Zeit, bevor sie zu alt ist für ein Studium in diese Richtung. Aber ich werde ihr auf jeden Fall ihre Antwort zeigen, damit sie das einfach mal in Betracht zieht :-)
Wenn sie die Zeit hat soviel arbeiten zu können wie sie möchte, dann kann sie das ohne weiteres machen, wenn sie soviel anrechenbares Einkommen erzielt, dass sie damit ihren Bedarf bei den Eltern selber decken kann, dann wäre sie auch als unter 25 jähriges Kind aus der BG - ( Bedarfsgemeinschaft ) der Eltern raus.
Die bekommen dann für sie nichts mehr, sie zahlt dann Anteil für Warmmiete, Haushaltsstrom, ggf. Kostgeld für Verpflegung selber an die Eltern und den Rest vom Einkommen kann sie sparren.
Ihr Einkommen wird nämlich nur auf ihren und nicht auf den Bedarf der gesamten Familie angerechnet.
Eine Ausnahme gibt es da nur beim Kindergeld, welches die Eltern ggf.dann für sie bekommen würden, sollten die Voraussetzungen erfüllt sein, wenn sie dieses dann nicht bzw.nur noch teilweise zur eigenen Bedarfsdeckung benötigen würde, würde der nicht mehr benötigte Teil bzw.max. das volle Kindergeld wieder zum Einkommen der Eltern und dementsprechend mindernd auf den Rest der BG - angerechnet.
Unter 25 und auf finanzielle Hilfe angewiesen muss sie dem Jobcenter einen wichtigen Grund für den Auszug nennen und am besten auch nachweisen können, sonst würde sie die Zusicherung für die Kostenübernahme nicht bekommen.
Ziehe doch mit deiner Freundin zusammen. Würde das nicht gehen? Dann könnt ihr gemeinsam die Schauspielschule besuchen. Kosten würden sich auch reduzieren.
Das wäre schön gewesen, ist aber leider gerade nicht möglich. Ich bin vor kurzem in eine WG gezogen, in der alle Zimmer belegt sind, und auch bei mir hat es sehr lange gedauert, bis ich was für mich Bezahlbares gefunden habe. Und mit dieser Schauspielschule, wo ich gerade bin, ist es für sie endgültig vorbei. Aber danke für deine Antwort :-)
Wenn sie u25 ist, dann muss sie dem Amt glaubhaft versichern, dass es zu Hause nicht mehr geht.
Natürlich kann sie sich dann eine Wohnung suchen, aber nur im angemessenen Rahmen.
Antrag auf Erstaustattung stellen. Alles reinschreiben was sie braucht.
Dann würde ich empfehlen, dass sie nen Termin beim Fallmanager macht um ihre berufliche Situation zu klären...
Ja, sorry für lahme Antwort. Bin auf Arbeit
Alles gut, vielen Dank :-)
1.) Was hat sie zwischen mittlerer Reife und jetzt (22J) gemacht?
War da gar nichts Zielführendes und nichts Produktives, wenn sie jetzt mit 22J nichts weiter aufzuweisen hat als nur mittlere Reife?
2.) Offensichtlich sind ihre Träume sehr flatterhaft und ihr "Kämpfen für den Traum" nur von kurzer Dauer, wenn sie es auch schon mal an einer privaten Schauspielschule versucht und abgebrochen hat.
3.) Junge Menschen, die unbedingt studieren wollen, machen normalerweise Abitur, um dadurch ihr Ziel zu erreichen. Warum hat sie das immer noch nicht getan/geschafft mit 22J?
4.) Privat-(Hoch)schulen sind ein teurer Luxus! So ein teurer Luxus passt eher zu Kindern reicher Eltern. Es gibt Massen von staatlichen (Hoch)sSchulen ohne Studiengebühren. Aber die haben natürlich geregelte Aufnahme-Kriterien.
5.) So ziellos, wie sie ihr bisheriges Leben verbracht hat, ist zu erwarten, dass der Traum vom dem "künstlerisches Studium" auch nur eine Seifenblase ist, die ganz schnell platzt.
6.) Für die Vorbereitung und für das "Studium" so viel Geld zu investieren, Geld das sie gar nicht hat, das wäre völlig absurd in ihrer Situation.
Empfehlung:
Sie sollte endlich eine solide Berufsausbildung machen, in einem Beruf, für den genug Bedarf am Arbeitsmarkt besteht, so dass sie nach der Ausbildung einen sicheren Job finden wird, sicher ihren Lebensunterhalt verdienen kann und endlich auf eigenen Beinen im Leben stehen wird.
Mit Kunst kann sie sich dann ausgiebig - als Hobby - in ihrer Freizeit beschäftigen.
Alles Gute!
1) Neben einem FSJ, einigen Nebenjobs und den letzten eineinhalb Jahren, die sie mit mir auf einer Schauspielschule war, hat sie sehr viel dafür getan, dass es ihr heute gut geht, und sie überhaupt in der Lage ist, einen Beruf zu erlernen. Es mag vllt für Außenstehende abgedroschen klingen, aber es lebt sich nicht leicht, wenn man, wie sie, schon zu viele Dinge durchgemacht hat, die ich hier nicht öffentlich nennen möchte. Ansonsten hätte sie vor zwei Jahren beinahe eine Ausbildung angefangen, zog dafür sogar um, wurde aber von der Schulleitung total verarscht und erfuhr zwei Tage vor Ausbildungsbeginn, dass sie dort doch nicht anfangen kann. Eine sehr lange und hässliche Geschichte, und die besagte Ausbildungsstätte - die staatlich anerkannt war - gibt es inzwischen nicht mehr.
2) Nein, sind sie nicht. Es ist schon seit sie denken kann ihr Traumberuf, und jeder andere hätte wohl an ihrer Stelle schon längst aufgegeben, bei all dem Widerstand, den sie dafür jahrelang zu spüren bekommen hat und teilweise immer noch bekommt. Sie war eineinhalb Jahre in meinem Jahrgang, hatte vor ein paar Monaten aus finanziellen Gründen nen richtig miesen Konflikt mit unserer Schulleitung und musste deshalb kündigen.
3) Es hatte seine Gründe. Früher unter anderem gesundheitliche. Danach weil sie seit ihrem Schulabschluss eigentlich immer eine Beschäftigung hatte.
4) Das hab ich wahrscheinlich zu undeutlich formuliert - sie will auf eine kostenlose, staatliche Hochschule. Nur braucht sie zur Vorbereitung für die Aufnahmeprüfungen Unterricht, den sie privat nimmt.
5) Siehe meine Antwort in Punkt 2)
6) Theoretisch hätte sie es. Sie sieht nur nicht viel davon, weil sie noch zuhause wohnt. Darum ging es auch in meiner Frage.
Danke für deine Empfehlung - eine Ausbildung zu machen ist an sich keine schlechte Idee, sie muss nur - falls sie sich dafür entscheidet - aufpassen, dass sie daneben genug Zeit hat für ihre Studienvorbereitung und danach nicht zu alt für ein künstlerisches Studium ist. Denn da gibt es eine Altersbegrenzung. Und etwas, was ihr wichtigster Lebensinhalt ist, nur noch als Hobby zu machen, ist für sie keine Option. Kann ich auch verstehen, das wäre es für mich auch nicht, wenn ich an ihrer Stelle wäre. Ein künstlerischer Beruf ist nicht nur ein Job, es ist eine Lebenseinstellung :-)
Ein künstlerischer Beruf ist eine Lebenseinstellung, ja.
Aber ein Job, mit dem man tatsächlich genug Geld für seinen Lebensunterhalt verdient, wird daraus eher selten.
Ich kann davon nur abraten. Das Risiko, dass sie - als Künstlerin - immer weiter auf Unterstützung angewiesen ist, ist viel zu groß.
Ok, danke :-) Also du meinst, einen Termin beim Fallmanager im Jobcenter machen?