Arbeitszeugnis Entwurf ok?
Hallo zusammen,
meine Chefin hat mir heute einen Zeugnisentwurf gesendet, da ich zum 31.03. gekündigt habe.
Kann bitte jemand den Bewertungsteil durchschauen, ob noch was auffällt was ich übersehe? Vorher ist ganz klassisch das Unternehmen und die Tätigkeit beschrieben, was ich hier nicht reinkopiert habe.
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Frau X verfügt über umfassende Fachkenntnisse im xy. Sie überblickte schwierige Zusammenhänge, erkannte das Wesentliche und war in der Lage, schnell pragmatische aber auch rechtssichere Lösungen für Kunden aufzuzeigen. Besonders hervorzuheben ist ihr hoher Detaillierungsgrad bei der Abarbeitung von anstehenden Aufgaben.
Frau X zeigte stets ein sehr hohes Maß an Eigeninitiative und überzeugte durch ihre große Einsatzbereitschaft. Auch starkem Arbeitsanfall war sie jederzeit gewachsen. Frau X arbeitete stets zuverlässig und genau und erledigte die ihr übertragenen Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit.
Frau X bei Vorgesetzten und Kunden aufgrund ihrer schnellen Abarbeitung von übertragenen Aufgabenstellungen und ihrer sehr strukturierten Arbeitsweise stets geschätzt. Bei ihren Kollegen war sie anerkannt und geschätzt.
Frau X verlässt unser Unternehmen zum 31. März 2017 auf eigenen Wunsch. Wir bedauern diese Entscheidung sehr, wünschen ihr aber für die Zukunft alles Gute und sind überzeugt, dass sie ihren Weg erfolgreich gehen wird. Wir danken ihr für die bisher geleistete Arbeit und wünschen für die Zukunft beruflich wie persönlich alles Gute.
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Was mir selbst negativ auffällt:
3. Absatz:
- "aufgrund ihrer schnellen Abarbeitung": Das hört sich nach schnell schnell an, oder? Was wäre alternativ besser?
- "Bei ihren Kollegen war sie anerkannt und geschätzt.": Das heißt doch, es habe Krach gegeben? Zum Hintergrund muss man sagen, dass wir ein super Team waren und sich personell in den letzten Monaten einiges geändert hat und das auch mein Kündigungsgrund war (sind auch andere gegangen deswegen).
Alternativ würde ich folgende Formulierung vorschlagen: "Ihr Verhalten gegenüber Kollegen war einwandfrei."
4. Absatz:
- "und sind überzeugt, dass sie ihren Weg erfolgreich gehen wird.": Diese Formulierung hört sich seltsam an. Allerdings habe ich im Netz nichts dazu gefunden?
- "Wir danken ihr für die bisher geleistete Arbeit": Hier fällt mir das Wort "bisher" auf. Hat das eine Bedeutung? Konnte auch dazu leider nichts finden.
Danke für jeden Tipp :)
9 Antworten
Man kann Zeugnisse nur dann richtig beurteilen, wenn man sie vollständig liest, also von der Überschrift bis zum Ausstellungsdatum. Denn überall - selbst in scheinbar unwichtigen Kleinigkeiten wie Rechtschreibfehlern oder dem Ausstellungsdatum - können Informationen enthalten sein, die für die Einschätzung des Zeugnisses wichtig sind.
Unter dem Vorbehalt, dass das Zeugnis hier nicht vollständig vorliegt, folgende Anmerkungen:
Frau X verfügt über umfassende Fachkenntnisse im xy.
Das ist schön. Aber es ist nicht gesagt, ob und wie du die auch umsetzt hast.
Frau X bei Vorgesetzten und Kunden aufgrund ihrer schnellen Abarbeitung von übertragenen Aufgabenstellungen und ihrer sehr strukturierten Arbeitsweise stets geschätzt. Bei ihren Kollegen war sie anerkannt und geschätzt
Das sollte man komplett neu formulieren. Die Arbeitsweise ("schnelle Abarbeitung") hat nichts mit dem Sozialverhalten zu tun. Außerdem ist die Reihenfolge falsch: Ist alles in Ordnung gewesen, muss die Reihenfolge Vorgesetzte - Kollegen - Außenstehende lauten. So wie es jetzt ist, ist das zumindest missverständlich und man könnte Probleme mit Kollegen vermuten. "Anerkannt und geschätzt" ist auch keine besonders gute Bewertung, in diesem Zusammenhang würde ich das bestenfalls als "befriedigend" sehen. Auch dein "einwandfrei" ist nicht viel besser, einem "gut" würde "jederzeit einwandfrei" entsprechen.
Wir bedauern diese Entscheidung sehr, wünschen ihr aber für die Zukunft alles Gute und sind überzeugt, dass sie ihren Weg erfolgreich gehen wird.
Die Erfolgswünsche sind hier mal etwas anders formuliert als sonst üblich. An sich ist das in Ordnung, aber bei einem guten Zeugnis gehört in die Schlussformel, dass man auch den bisherigen Erfolg bescheinigt. So passt das nicht zum Rest des Zeugnisses, daher sollte man bspw. "...ihren Weg weiterhin erfolgreich..." schreiben.
Wir danken ihr für die bisher geleistete Arbeit und wünschen für die Zukunft beruflich wie persönlich alles Gute.
Das ist jetzt "doppelt gemoppelt". Dank und Erfolgswünsche waren im vorigen Satz schon genannt. Das "bisher" gehört hier nicht hin, da du ja nicht weiter dort beschäftigt bist. Da hat wohl jemand aus anderen Zeugnissen zusammenkopiert und vergessen, das überflüssige zu löschen.
Noch ein Hinweis: Das Ausstellungsdatum muss unbedingt mit dem letzten Tag des Beschäftigungsverhältnisses übereinstimmen, in deinem Fall also der 31.03.2017. Alles andere könnte auch ein Hinweis auf Probleme sein..
Eine weiter Doppelung in diesem in sich widersprüchlichen Arbeitszeugnis ist die Erwähnung der "Abarbeitung von ... Aufgabenstellungen".
Zum Einen deuten Doppelungen darauf hin, dass es genau umgekehrt war, und "Abarbeitung" impliziert auch noch Unselbständigkeit.
Darüber hinaus wird im Schlusssatz keinerlei Erfolg bescheinigt, nur für die Zukunft gewünscht.
Fazit: Dieses Zeugnis kann man getrost in die berühmte "Tonne" kloppen. Es sollte mit Hilfe eines Personalfachmanns umformuliert und entsprechend reklamiert werden.
So, wie es zurzeit vorliegt, ist es für das berufliche Weiterkommen nicht förderlich.
Arbeitszeugnisse kann man immer nur als ganzes interpretieren. Auch der Anfang mit der Beschreibung des Arbeitgebers, der Stelle, etc. ist enorm wichtig.
Was an dem Zeugnis auffällt: Beim Sozialverhalten scheint etwas im Argen zu sein. Probleme mit Vorgesetzten und / oder Kollegen?
Was an dem Zeugnis auffällt: Beim Sozialverhalten scheint etwas im Argen zu sein. Probleme mit Vorgesetzten und / oder Kollegen?
Wenn dann mit Vorgesetzten, da die an zweiter Stelle genannt sind.
Bei diesem Zeugnis wird sehr viel mit Superlativen gearbeitet.
Im Zeugnis selbst gibt es keine versteckten Codes und es ist als überdurchschnittlich zu betrachten.
Zu Deinen Bedenken.
Schnelle Abarbeitung bedeutet, dass Du eine gute Auffassungsgabe und Fachkenntnisse besitzt.
Das Du bei Kollegen anerkannt und geschätzt wirst, zeigt das Du Teamgeist besitzt, und sozial wie emotional ausgeglichen bist.
Wenn der AG bei Dir von einer erfolgreichen Zukunft überzeugt ist, weiß er was er an Dir hatte.
Was soll ein AG denn sonst schreiben als "bisher" geleistete Arbeit? In die Zukunft kann er nicht schauen. Und trotzdem sagt er Dir eine gute voraus.
An dem Zeugnis gibt es nichts auszusetzen. Alles i.O.
Das ist Deine Meinung. Aber mir zu unterstellen, das ich von diesem Thema keine Ahnung, ist, gelinde gesagt, arrogant.
Dazu müsstest Du ja Spezialist sein, um das behaupten zu können.
Sorry @HeymM, Du liegst hier mit Deiner Einschätzung des Zeugnisses falsch.
Ich schließe mich hier den Ansichten von @DarthMario72 und @Nightstick an.
Was die "Spezialisten" anbelangt solltest Du Dir mal die Antworten der beiden User ansehen. Dann kannst Du erkennen, dass sie wissen wovon sie schreiben.
Vielen Dank für die Blumen, @hexle2
Immer wieder gerne @DarthMario72.
Was wahr ist, kann man ja auch mal kommunizieren ;-)
Was soll ein AG denn sonst schreiben als "bisher" geleistete Arbeit?
"Bisher" geleistete Arbeit schreibt man nur im Zwischenzeugnis, das das Arbeitsverhältnis ja weiter geht.
An dem Zeugnis gibt es nichts auszusetzen. Alles i.O.
Das sehe ich anders. Ich habe eine ganze Menge daran auszusetzen - siehe meine Antwort.
Das kannst Du gerne anders sehen. Aber solange Du selber nur annimmst, bleibt es nur Deine Meinung.
Ich habe eben eine andere Meinung.
Was letztlich falsch oder richtig ist, sollte der Fragesteller doch lieber einen Spezialisten überlassen.
Ich bin mir sicher, das dieses Arbeitszeugnis gut ist, auch wenn es in einigen Passagen etwas unbeholfen formuliert wurde.
Aber solange Du selber nur annimmst, bleibt es nur Deine Meinung
Ich erlaube mir, die Auffassung von @DarthMario72 in vollem Umfang zu teilen.
Was letztlich falsch oder richtig ist, sollte der Fragesteller doch lieber einen Spezialisten überlassen
Das kann sie machen. Allerdings haben sich hier nun schon drei (3) ausgewiesene Spezialisten übereinstimmend zu diesem Zeugnis eingelassen.
Aber solange Du selber nur annimmst, bleibt es nur Deine Meinung
Wo schreibe ich denn, dass ich etwas nur annehme?
Ich habe eben eine andere Meinung
Die lasse ich dir auch gerne.
Ich bin mir sicher, das dieses Arbeitszeugnis gut ist,
Ich habe selbst regelmäßig mit Arbeitszeugnissen zu tun und schreibe auch sehr häufig welche. Von daher kann ich dir sagen: Dieses Zeugnis ist widersprüchlich und daher alles andere als gut.
Interessanterweise ist @Nightstick der gleichen Meinung, der übrigens tatsächlich absoluter Experte in Sachen Arbeitszeugnisse ist. Ich kann mich allerdings nicht erinnern, von dir schon eine Zeugnisanalyse hier gelesen zu haben.
Hi! Mir fehlt hier eher der Hinweis, dass Du auch bei Vorgesetzten geschätzt warst - geschrieben wird hier nur von Kollegen.
An den restlichen aufgabenbezogenen Formulierungen habe ich an sich wenig auszusetzen: stets und vollste Zufriedenheit sind gängige gute Formulierungen. Wenn es da Einflussmöglichkeiten gibt dann lasse ändern was Dir nicht gefällt. Gruss
Sorry Kommando zurück, habe auf dem Handy nur den verkürzten Teil gesehen - Vorgesetzte ist drin. Wie gesagt, es liegt nicht in jedem Wort eine "versteckte Botschaft". Bisher ist doch normal, für die Zukunft kann man ja nicht sprechen. Gruss
"Frau X bei Vorgesetzten und Kunden aufgrund ihrer schnellen Abarbeitung
von übertragenen Aufgabenstellungen und ihrer sehr strukturierten
Arbeitsweise stets geschätzt. Bei ihren Kollegen war sie anerkannt und
geschätzt. "
Irgendwie klingt das total bescheiden formuliert :D
Genau so ist es.
Dieses Arbeitszeugnis ist alles Andere als in Ordnung - es ist denkbar widersprüchlich und mit Gemeinheiten gespickt.
Es tut mir leid, @HeymM, aber Du stehst wohl nicht so tief im Thema Zeugnisanalyse, wie Du selber denkst...