Arbeiten in Supermärkten nur noch Aushilfen? Wo sind die Verkäufer geblieben?
Original-Szenen aus meinen letzten Einkäufen:
Szene 1: Fleischtheke
Ich: "Ein Dutzend Weißwürste bitte."
Verkäuferin: "Ähhh... wie viele?"
Ich: "Ein Dutzend bitte."
Verkäuferin: "Und wie viele sind das?"
Szene 2 Käsetheke:
Ich: "100 Gramm vom Tete de Moine bitte."
Verkäuferin findet zumindest nach 30 Sekunden suchen den richtigen Käse, nimmt die Girolle aus der Vitrine, schaut das Gerät ziemlich ratlos nochmal 30 Sekunden an und meint dann zur Kollegin: "Und wie funktioniert das Ding?"
Szene 3: Fernost-Abteilung
Verkäufer räumt gerade Regal ein.
Ich: "Entschuldigung, wo finde ich bitte Wasabi-Paste?"
Verkäufer: "Wasch... Was für ein Zeug?"
Ich: "Wasabi. Meerrettich. Japanisch. Grün."
Verkäufer: "Keine Ahnung. Kenn ich nicht."
Ich: "Ach wissen sie was, ich nehm einfach das Wasabi, das sie gerade ins Regal einräumen wollen..."
Wohlgemerkt: Alles in verschiedenen Supermärkten. Nicht bei irgendwelchen Diskontern.
Meine Frage: Sind Verkäufer eigentlich überall so unwissend? Oder gibt es auch in Supermärkten nur noch Aushilfen und keine richtigen Verkäufer(innen) mehr? Oder gibt es guten Service heute nur noch im Feinkostladen?
16 Antworten
Wenn du schon von deinen Besuchen genervt bist, dann kannst du dir ja denken wie es uns geht die fast nur mit Aushilfen zusammenarbeiten müssen.
Das größte Problem ist, daß sie i.d.R. absolut unmotiviert sind, weil ihnen an diesem Job nichts liegt. Wenn sie rausgeschmissen werden gehen sie halt zum nächsten Laden, weil genommen werden sie überall.
Da sie keine Ausbildung bzw. Erfahrung in diesem Job haben, haben sie einfach absolut keine Ahnung und wissen auch nicht worum es geht und sie wollen es auch nicht wissen, da sie froh sind wenn die Schicht (auf die Sekunde genau) zu Ende ist.
sie werden auch in den Firmen nicht richtig eingearbeitet oder geschult, weil das alles Zeit und somit Geld kostet.
Bei Netto sieht eine Kassenschulung so aus, daß derjenige in einer anderen Filiale einfach einen Tag in dieser Filiale kassiert und ab und zu wird ihm über die Schulter geschaut und das gröbste erklärt. Das Personal vor Ort hat schließlich auch noch andere Sachen zu tun.
Der nächste Arbeitstag ist dann schon ein ganz normaler. Die ganze Zeit kassieren - ohne daß jemand über die Schulter schaut. Dafür muss man aber alle paar Minuten nach vorne, weil die Kunden Kassierfehler entdeckt haben.
Somit findet die eigentliche Schulung in der Filiale statt nach dem Motto, was auch bei ganz Netto gilt: man kriegt es erst erklärt wie man es richtig macht, nachdem man es falsch gemacht hat.
Unser Poblem ist dann, daß wir die doppelte und dreifache Arbeit haben. Denn auch wenn sie "nur" Ware verräumen, muss man alles nachkontrollieren, weil so viel falsch gemacht wird, obwohl man es schon x-mal erklärt hat.
Das widerum führt dazu, daß wir genervt und gestresst sind und auch mal pampig auf saudumme Fragen oder Anliegen der Kunden reagieren. Denn wie sollen wir richtig arbeiten, wenn die Arbeit schon nicht zu schaffen ist, selbst wenn man Top mitarbeiter hat und alles glatt läuft?
Und wenn dann noch etwas nicht zur Zufriedenheit der ganzen Chefs ist, ist das natürlich auch ganz allein unsere Schuld, nicht etwa die der Idioten die damit die ganze Firma ruinieren. Nein, dann heißt es, daß wir uns nicht richtig organisieren können - die Standardausrede, wenn Netto selbst Mist gebaut hat.
Wie soll ich mich auch organieren wenn ich alleine im Laden bin und ALLES alleine machen muss und einen Vollpfosten an der Kasse zu sitzen habe? Also wenn man so schon Arbeit für 3 zu erledigen hat?
Aber fairerweise muss man sagen, daß es auch (ganz wenige) Ausnahmen gibt und es auch Aushilfen gibt die schnell und fleißig sind und die Arbeit manchmal besser machen als Alteingesessene.
Gerne.
Mir wäre es jedoch lieber gewesen, wenn ich gar nichts dazu wüsste...
Übrigens, derzeit arbeite ich 9 Tage am Stück durch (inkl. Sonntag).
Das ist ja wie in der Gastro...traurig :D
Hallo,
Kann ich in vielem nur zustimmen! Bin seit kurzem in einem Edeka Getränkemarkt beschäftigt. Habe zuvor nie, auch nicht aushilsweise oder in Minijobs in einem Supermarkt gearbeitet. Bin zwar gelernter Finanzkaufmann, aber aufgrund meiner beruflichen Laufbahn mehr oder weniger verpflichtet worden (H4) da zu arbeiten. Im Grunde genommen ist der der Job ziemlich hart und gewiss kein Zusckerschlecken...Sicher besser eine solche Arbeit, wie "Fabrikarbeit" oder eben arbeitslos. Ich komme zwar gut rein, da auch körperlich belastbar, geistig flexibel und notwendigerweise auch geduldig (Arbeit als soches körperlich und im Akkord, Umgang mit Mitarbeitern/Vorgesetzten, Bezahlung, Respekt) aber merkte schnell, dass das nicht alles so richtig läuft. Typsche Fehler laufen ab, schlechte Einschulung und zu schnelle Forderungen an den Betriebsalltag sind zu schnell und zuviel auf einmal! Okay, sie machen Zugeständnisse und merken, dass sie einlernen müssen, aber ist schon hart! Habe den Job, neben den körperlichen Belastungen unterschätzt!Hinzu kommen die 8 unbezahlten, aber im Arbeitsvertrag verankerten Überstunden, die zusätzliche Vor- und Nacharbeit (locker 2 Std. pro Woche) und die uneingeschränkte Verfügbarkeit der Arbeitszeiteinteilung, die vollends auf Kosten des Privatlebens und der Gesundheit gehen. Und das bei einem eigentlichen Mikrolohn von 1400 Brutto, nach ungelernter Beschäftigung, auch noch außerhalb des Tariflohns! Habe aber vor, mal einfache und moderne Marktmechanismen dem Chef näherzubringen, wie auch immer. Die Hoffnung stirbt ja zuletzt... Mal sehen und hoffen, liebe Grüße, Paddy
Festangestellte Fachverkäufer werden immer mehr eingespart und durch billige Aushilfskräfte ersetzt - leider.
Dadurch, dass fast nur noch Aushilfskräfte eingestellt werden, spart das Unternehmen sehr viel an Sozialabgaben. Dieses erhöht den Gewinn und das ist das Ziel. Wer Beratung möchte, soll in ein kleines Fachgeschäft gehen, falls es noch welche gibt.
Du sagst es richtig: "Falls es noch welche gibt". Leider sterben die kleinen Fachgeschäfte immer mehr aus - bei mir in der Gegend gibt es nur noch Discounter, einen Supermarkt oder 5 km bis zum nächsten Feinkostladen :-(
Ganz ehrlich, sind die Kunden t.T. selbst schuld! jeder Kunde möchte gern "billig" einkaufen, beschwert sich dann aber, dass es keine serviceleistungen gibt. Personal ist teuer und das würde sich im preis der ware auswirken. willst du das und die anderen?
Danke für die ausführliche Antwort.