Als Praktikant schikaniert und ausgenutzt. Was kann man dagegen tun?
Eine gute Freundin, für die ich diese Frage stelle, da ich ihr gerne helfen möchte, absolviert gerade ein Praktikum in einem Krankenhaus. Auf ihrer Station wird sie allerdings nur schikaniert, herumgeschubst und ausgenutzt. So musste sie z.B. schon die Bettpfannen mit der Hand putzen, obwohl es eine Maschine gibt. Regelmäßig werden ihre Schichten am Vortag geändert und eine Bitte existiert nicht, nur Drohungen, dass sie, sollte sie nicht gehorchen, einen weiteren Praktikumstag gewinnen werde. Schichtwechsel von Spät (bis 22:00 Uhr) zu früh (Beginn: 6:00 Uhr) sind die Regel. Dadurch musste sie jegliche Freizeitaktivitäten komplett aufgeben und finanzielle Einbußen in Kauf nehmen. Nun wurde sie auch dafür angeschrien, sie würde sich nicht an das Arbeitsgesetz halten aufgrund dieser Wechsel. Die 2 Stunden, die jeweils nicht existieren dürfen, solle sie nun ebenfalls nacharbeiten.
Während der Arbeitszeit verrichtet sie ebenfalls nur Putz- und Drecksaufgaben, auf die die Schwestern keine Lust haben, die stattdessen lieber Kaffee trinken. Ihre Aufgaben sind ausschließlich Hintern abputzen, Stuhlproben nehmen, Station (z.B. Küche, Arztzimmer, Patientenzimmer usw.) putzen (aber auch nur dann, wenn sich jemand erbrach oder einstuhlte), Patienten waschen, Station aufräumen. Damit ist sie unzufrieden, da sie sich als unbezahlte Arbeitskraft missbraucht fühlt.
Sie sprach daher die Stationsleitung darauf an und definierte, was sie sich unter einem Praktikum erhoffte, nämlich, dass sie bei den Schwestern mitgehen, zugucken, etwas lernen und nebenbei natürlich auch noch diverse Tätigkeiten übernehmen würde, allerdings nicht ausschließlich. Die Stationsleitung fuhr sie an, dass Krankenschwestern nur überbezahlte Putzfrauen seien und hauptsächlich exakt diese Tätigkeiten ausführen würden. Ein Dekubitus, die Lagerung, Verbandswechsel, o.ä. habe sie als Praktikantin nicht zu interessieren, sie müsse ausschließlich arbeiten und solle sich nicht so anstellen. Es sei schließlich zu anstrengend für eine Fachkraft, sie mitzunehmen und ihr alles zu erklären. (Das Gespräch wurde aufgezeichnet)
Von den übrigen Schwestern wird sie ebenfalls nur angebrüllt, sie solle 10 Sachen gleichzeitig erledigen. Wenn meine Freundin mal einen ruhigen Moment hat, fragt sie sogar höflich, ob sie jemandem helfen könne. Als Antwort wird sie wieder nur angemault, dass es aber auch mal Zeit werde.
Regelmäßige (und rechtmäßige) Pausen erhält sie ebenfalls nicht. Die letzten zwei Tage musste sie ohne Pausen komplett durcharbeiten, weswegen sie sogar auf dem Gang kollabierte, was Patienten mitbekamen. Folge: Anpfiff der Stationsleitung. Sie brach aufgrund des Umgangtons ebenfalls schon mehrfach in Tränen aus, dieselbe Folge.
Was kann sie tun?
PS: Es handelt sich um kein Pflichtpraktikum. Sie absolviert es aus diversen Gründen (daher möchte und kann sie nicht abbrechen) freiwillig 2 Monate lang, um Einblicke in den Klinikalltag zu erhalten.
Fortsetzung..
14 Antworten
Mir scheint, dass auf der Station allgemein ein sehr rauer Ton herrscht und jeder den Druck nach unten weitergibt. Wenn die Stationsleitung sagt, dass Krankenschwestern nur überbezahlte Putzfrauen sind, wird sie das den Krankenschwestern dort ebenfalls vermittelt haben. Sie könnte also versuchen, sich ein bisschen mit diesen zu "verbrüdern". Aber vermutlich ist der Zug abgefahren, weil alle diese Praxis, den Schwächsten auszunutzen, schon verinnerlicht haben. Wobei ich teilweise die Schwestern verstehen kann.
Ich habe letztes Jahr mitbekommen (als regelmäßiger Besucher), wie schwierig es auf einer unterbesetzten Station ist und zufällig direkt danach einen Artikel in Spiegel oder Stern (verwechsele ich immer) über ein Hamburger Krankenhaus gelesen, in dem massiv zu wenig Personal (Ärzte, Pfleger) war, so dass Patienten auch mit dreckigen Verbänden etc. liegen bleiben mussten und alle so überfordert waren, dass für Freundlichkeit keine Kraft mehr blieb und es nur ums Überstehen der Schicht ging (dagegen wurde erfolglos protestiert, da das Krankenkaus wie ein Unternehmen auf Gewinn ausgerichtet geführt wird - nicht als Einziges).
Das Problem: Zu viel Arbeit, daher Stress, daher Muffeligkeit, Frust und Aggression, Bewusstsein, Aufgaben zu vernachlässigen und daher gegenseitig Schuldzuweisung oder Abschiebung der unbeliebtesten, aber wichtigen Aufgaben. Bei zu wenig Personal bleibt halt auch mal Erbrochenes etc. liegen, weil jemand klingelt, der möglicherweise in Lebensgefahr ist.
Sie könnte versuchen, die Station zu wechseln - vorgeschobener Grund: Interesse an besonderen Aufgaben, z.B: auf der Kinderstation - oder das Krankenhaus. Aber das ist keine Garantie, dass es woanders besser wird. Der Ton kann allg. freundlicher werden, aber wenn alle überarbeitet sind, bleiben halt auch die gleichen Aufgaben überall liegen. Ich habe z.B. mitbekommen, dass Patienten Aufgaben übernahmen, die eigentlich Krankenschwester machen sollten, weil einfach zu viel Zeit verging, bis jemand kam. In einem Fall kümmerte sich eine Frau komplett um die Anliegen ihrer Zimmergenossin, für die sie sonst geklingelt hätte, bis auf die Hilfe beim Toilettengang. Weil es auf der Station mit 40 Betten (keine Ahnung, ob da schon die zahlreichen auf dem Flur stehenden Betten einberechnet waren) nur 2 Schwestern gab aufgrund von Krankheit und Personalmangel. Diese Frau, die sich kümmerte, erzählte, dass sie einmal aus dem Bett gehechtet sei - nach einer OP! - um zu verhindern, dass ihre Zimmergenossin aus ihrem Bett herausfiel. Klingeln hätte zu lange gedauert.
Sie kann aber mal einen Bericht schreiben und den in Ärzteforen und Foren für Medizinstudenten sowie Pflegefachkräfte posten. Ggf. auch nach dem Praktikum anonymisiert (ohne Namen der Schwestern etc.) im Krankenhaus abgeben mit dem Hinweis, dass möglicherweise zu hohe Arbeitsbelastung zu solchen Ergebnissen führt.
Sie Sollte das 'Ordnungsamt und auch das Jugendamt informieren Eine Praktiken finanziell schädigen ist auch nicht erlaubt also sollte sie die finanzielle Schädigung durch eine Anwalt zurückfordern.Da Hält sie niemand an Gesetze zb. Arbeitszeit Gesetz!
Sie Kann das Praktikum überall anders auch machen!
Hatte auch mal einige Chefs die ständieg neue aufgaben einem vor beendigen des aktuellen Arbeit gaben einem der letzten haben ich gesagt er kann ja nicht erwarten das ich 10 Sachen mache und keine zeit habe um das in folge zu erledigen der das angenommen hatte wunderte sich das die Arbeit die erledigt auf einmal schnell fertig und gründlich war!
Sie muss sich nicht anschreien lassen !
Sie muss auch nicht akzeptieren Stunden nachzuarbeiten die durch die Unfähigkeit der Schwester die die Schichten einplant verursacht!
Es gibt nicht viele Optionen. Entweder die Zähne zusammenbeißen und das Praktikum absolvieren, oder abbrechen.
Wenn die Leitung für solch grobe Verletzungen der Gesetze kein Interesse zeigt, dann kann sie erst recht nichts machen.
Was ich aber an ihrer Stelle machen würde, wäre ein Artikel oder ein Leserbrief in der lokalen Zeitung. Auf jeden Fall publik machen.
Gespräche aufzuzeichnen ist übrigens gesetzlich verboten, ich würde sie aber aufheben. Für alle Fälle. Vor Gericht sind auf diese Art beschaffte Beweismittel nicht explizit verboten. Können also durchaus verwertet werden.
Hallo,
das sind ja wirklich unhaltbare Zustände, so etwas muss sich keiner gefallen lassen.
Wahrscheinlich bekommt sie bei ihrer jetzigen Stelle "zum Dank" auch noch eine saumäßige Beurteilung.
Deine Freundin findet bestimmt schnell einen neuen Praktikumsplatz. Ich wäre schon längst gegangen denn ich kann mir nicht vorstellen dass es woanders noch schlimmer sein kann.
1. Vorkommnisse detailliert protokollieren. Beweismittel sichern.
2. Pausenzeiten und Feierabend akribisch einhalten ("Tut mir leid, ich habe Pause"). Arbeiten dafür unterbrechen. Wenn sie sie auffordern weiterzuarbeiten, dann eine spätere Pausenzeit einfordern.
3. Ohren auf Durchzug stellen. Wenn die Kollegen ausfallend werden, einfach umdrehen oder "Ich sehe dass Sie im Moment etwas aufgebracht sind. Können wir weiterreden, wenn Sie sich beruhigt haben?" und Abgang.
4. Mehrere kurzfristige Schichtwechsel hintereinander ablehnen. Das Krankenhaus kann dadurch ja nicht stillstehen - sie ist ja nur Praktikantin.
5. Die Arbeiten in aller Ruhe zuende bringen. Nur nicht hetzen lassen.
6. Wenn jemand eine zweite Aufgabe drauflegen will: "ich bin gerade beschäftigt. Was soll ich zuerst machen". Die erste Aufgabe dann aber nicht selbständig wieder aufnehmen.
7. Immer mal wieder einen Tag krank melden, wenn der Schichtbetrieb zu belastend wird.
8. Wenn sie mit einem schlechten Zeugnis drohen oder eines ausstellen, Beschwerde im Personalbereich oder beim Geschäftsführer (oder dem medizinischen Leiter - ich weiß nicht wer zuständig wäre) mit dem Hinweis, dass sie gemobbt wurde, sie ein lückenloses Protokoll vorlegen kann und auch zu einem Anwalt gehen würde. Gerne auch mit der Presse. Sie wird dann wohl nicht um einen Anwalt herum kommen.
9. Vorsicht bei Mitschnitten von Gesprächen. Scheidet oft als Beweismittel aus und ist in bestimmten Situationen strafbar.
Mal ehrlich, wäre es nicht besser zu gehen?