Sind Allwetterreifen sinnvoll?
Hallo,
meine Winterreifen sind ziemlich abgefahren und ich traue mich nicht, sie noch einen Winter zu fahren. Da meine Sommerreifen auch in ziemlich schlechter Verfassung sind, habe ich über Allwetterreifen bzw. Ganzjahresreifen nachgedacht.
Haben die besondere Einschränkungen? Sind Sie viel teurer oder rentieren sich nicht? Und sind sie auch richtig "winterfest"? Ich wohne nämlich auf einem Berg, dessen Straßen der Winterdienst nicht immer sofort vom Schnee befreit...
9 Antworten
Du wirst bei Allwetterreifen nichts sparen, außer das halbjährliche Reifenwechseln. Denn zum einen werden die Reifen durch die ganzjährige Nutzung natürlich doppelt so schnell abgenutzt. Zum anderen ist im Sommer der Gummiabrieb bei Allwetterreifen höher, da diese eine weichere Gummimischung haben als reine Sommerreifen. Also nutzen sich zwei Sätze Allwetterreifen am Ende sogar schneller ab als ein Winter und ein Sommerset.
ADAC sagt dazu übrignes:
„Ein Reifen für alle Fälle“ bleibt also weiterhin ein Wunschtraum. Wer auf sichere Fahreigenschaften im Winter Wert legt, kommt um einen zweiten Reifensatz nicht herum.
Viele wissen das nicht aber, Allwetter sind keine guten Sommer oder Winterreifen. Sommerreifen sind so produziert worden, das man weniger verbraucht, weniger Lärm erzeugt wird oder bei hohen Geschwindigkeiten das Gummi nicht zu warm wird.
Ca. 10 Jahre benutze ich in einer leicht hügeligen Gegend bei ca. 20.000km/Jahr auf einem Audi A6 Avant in Geschwindigkeitskategorie V = bis 240 km/h Allwetterreifen. Es ist ein amerikanisches Produkt, das regelmäßig Bewertungstests auf den ersten 3 Plätzen absolviert. Meine Erfahrungen entsprechen diesen Tests. Er ist auch NICHT teurer als ein reiner Winterreifen. Den von mir gewählten Reifen gibt es in einer Preisspanne von 79-110€ + Montage pro Stück. Der früher gefahrene reine Winterreifen liegt heute bei 85-112€. Preis nachverhandeln lohnt sowieso bei jedem Reifen! Ich frage immer bei ca. 5 Händlern an und gleiche natürlich auch mit den Internetpreisen ab. In den ersten 2 Jahren, also ca. 40.000 km, läuft es bei meinem A6-Avant so: Spritverbrauch wegen des höheren Rollwiderstandes - ca. 1/2-1Liter/100km höher. Im Gegenzug spart man sich den zweiten Satz Reifen und Felgen, sowie, wenn man es nicht selbst machen möchte oder kann, 2 Montagen/Auswuchten pro Jahr und ggf. auch 2 x pro Jahr die Einlagerungskosten beim Händler. (Ich ließ/lasse das beim Händler machen. Er schaut auch gleich nach Bremsscheiben/-sätteln und Belägen, prüft die Felge auf Beschädigungen, prüft den Radrundlauf und wuchtet neu aus bzw. macht ggf. neue Ausgleichsgewichte dran.) Mit sich abnutzendem Profil ging der Spritverbrauch wieder auf die früheren Werte zurück. Soweit muss sich jeder selbst ausrechnen, ob Allwetterreifen eine Alternative sind. Bis etwa 100km/h ist übrigens das innen wahrnehmbare Fahrgeräusch bei meinen Allwetterreifen nicht lauter, darüber ist er lauter als ein Sommerreifen. Fahrverhalten: Winter = Ausgesprochene Steilstrecken oder gar Gebirgsfahrten kann man mit Allwetter-/ bzw. Ganzjahresreifen vergessen. Ansteigende oder abfallende Straßen, die zudem auch noch zur Seite hin schräg abfallen, machen dem Allwetterreifen u. U. auch Probleme. Beim Bremsen oder Beschleunigen zieht der Wagen bei schneebedeckter Fahrbahn deutlich mehr zur abfallenden Seite hin oder will sich sogar quer stellen! In flachen oder hügeligen Gegenden ist er völlig O.K.. Ich kaufe meine Allwetterreifen direkt vor der Wintersaison, damit diese möglichst lange wintertauglich bleiben. In den ersten 2 Nutzungsjahren, also 40.000 km Sommer und Winter ist der Reifen im Winter völlig ausreichend. Erbringt ca. 75% der Leistung des früher gefahrenen reinen Winterreifens. Danach lässt die Wintertauglichkeit merklich nach, da ein Ganzjahresreifen schneller verschleißt, bzw. im Profil nachlässt. Nach 3 Wintern bzw. bei mir nach spätestens ca. 60.000 km/jährlich ist der Allwetterreifen am Ende seiner Verwendbarkeit. Auf lediglich nasser Straße ist bei mir die Bremsleistung sogar besser als bei einem reinen Winterreifen, aber etwas schlechter als bei einem reinen Sommerreifen. Bei trockener Straße ist der Bremsweg bis zu ca. 60/80 km/h ca. gleich, bei höheren Geschwindigkeiten länger als bei einem Sommerreifen, was aber je nach Fahrzeugmodell unterschiedlich sein dürfte. Auf sandigem oder schlammigen Untergrund ist er besser als ein Sommerreifen. Das muss jeder aber selbst testen! Auf die Aussagen von Reifenhändlern kann man sich nicht unbedingt verlassen: Reifenhändler wollen natürlich zusätzliche Felgen und Reifen verkaufen und natürlich die Produkte, woran er am meisten verdient. Der Reifenhersteller lobt natürlich all seine Produkte. Testberichte können ein Anhaltspunkt sein, WENN man diese von mehreren Testern heranzieht. Findet sich hier ein und das gleiche Modell mehrfach auf den ersten 1-3 Plätzen, so kann man davon ausgehen, dass der Reifen gut oder mindestens zu bevorzugen ist. In etlichen Gebieten Deutschlands fährt übrigens sogar die Polizei mit Allwetterreifen. Das sagt auch schon etwas aus. Zu beachten: Allwetter-/Ganzjahresreifen sind in manchen Ländern nicht zulässig, oder man bekommt im Sommer z.B. in Italien Ärger mit der Polizei oder in Österreich selbiges im Winter. Fette Bußgelder drohen, oder gar ein Weiterfahrverbot! Entgegen manch anderen Aussagen ist die Ausführung von Allwetterreifen und deren Zulassungsbestimmungen bzw. erforderlichen Eigenschaften NICHT eindeutig bis ins letzte Detail spezifiziert. Das ergab meine detaillierte schriftliche Anfrage bei TÜV, Reifenhersteller und der örtlichen Polizeibehörde. Sogar hier wichen die Aussagen hinsichtlich der erforderlichen Beschaffenheit leicht voneinander ab. Wer möglichst sicher gehen möchte, der kauft ggf. einen Allwetterreifen nur mit den Kennzeichnungen M+S sowie dem Schneeflockensymbol (evtl. auch mit "Gebirge"-Kennzeichnung. Im Falle eines Unfalles im Winter gilt das Gleiche wie bei anderen Reifentypen auch: Auf dem Allwetterreifen kann draufstehen was will; befindet die aufnehmende Polizei den Reifen bzw. das Profil für nicht ausreichend, so bekommt man u. U. eine erhebliche Mitschuld zugewiesen, oder es wird gar ein Gutachter beauftragt. Was dann richtig teuer werden kann. Mein Fazit: Mein Fazit: Als Kompromißlösung u. U. gut. Ich bleibe dabei.
wow - vielen Dank für deinen ausführlichen Erfahrungsbericht. Ich habe mir mittlerweile Winterreifen zugelegt. Das mit den Gebirgspässen ist mir doch zu heiß ;)
Ganzjahresreifen sind nichts halbes und nichts ganzes.
Wenn ich mir nur ein paar leisten könnte, dann würde ich richtige Winterreifen kaufen, und die das ganze Jahr fahren.
Wenn Allwetter-/ bzw. Ganzjahresreifen tatsächlich die Eigenschaften von Sommer- und Winterreifen vereinen würden, dann würden die 2 Reifenarten schon gar nicht mehr gebraucht. Allwetterreifen sind in meinen Augen nur ein Kompromiss für Fahrzeuge, die sich auf nur auf festgelegten Routen (ohne besondere Anforderungen) bewegen. Auch gut für einen Zweitwagen, mit dem die Frau mal zum Kaffeekränzchen oder zum Einkaufen fährt. Aber für Langstrecken mit wechselnden Landschaftsbildern und Straßenverläufen sind sie nicht gerade zu empfehlen. Du schreibst ja selbst, dass Du auf dem Berg wohnst. Und gewiss fährst Du ja mit dem Auto auch mal in den Urlaub.
Ein Satz Ganzjahresreifen wird Dir im ersten Winter keinen Kummer bereiten. Da hat man ja auch noch genug Profil auf der Fahrbahn. Doch zwischen diesem ersten Winter und dem nächsten Winter werden die Reifen ja auch weiter gefahren und da macht sich der Abrieb beim zweiten Winter (Nässe, Matsch, Schnee) schon negativ bemerkbar. Bei dem einen mehr, beim anderen weniger; denn das hängt z. T. ja auch von der Gummimischung, vom Fahrzeug selbst und von der Fahrweise des Fahrers ab.
Hat man die Möglichkeit 2 verschiedene Reifensätze vorzuhalten, dann ist das auf alle Fälle die bessere Lösung. Bei Hügeln und Bergen im Umkreis ohnehin.