Was sagt der Overnight-Indexed Swap über den Zins, den die Notenbank für Kredit verlangt?
Warum macht der Overnight-Indexed Swap (OIS) eine Aussage darüber, zu welchem Zins die Notenbank Kredite an Banken vergibt, ich dachte es ginge dabei um den Austausch (Swap) von einem Festzins gegen einen Referenzzins (also hier im €-Raum EONIA).
Nun habe ich auf FAZ.de gelesen: (In dem Artikel geht es um den Euribor-OIS Spread:)
"[...] Dabei handelt es sich um die Differenz zwischen dem Zins, den die Notenbank für die Ausgabe von Krediten verlangt und dem Zins, zu dem sich die Banken selber untereinander Geld leihen. [...]"
Also nochmal meine Frage: Woran erkennt man, dass das der Zins ist zu dem die Notenbank Kredite vergibt, dachte das sei immer der Leitzins bei den Offenmarktgeschäften. Wie könnte ich sowas erklären?
1 Antwort
OIS werden von der Zentralbank bestimmt.
EURIBOR wird vom Markt (den Banken) bestimmt.
Der OIS-EURIBOR-Spread sagt somit nichts über die absoluten Werte dieser beiden Größen aus, sondern über das Vertrauen der Banken untereinander. Das Zinsniveau der Zentralbank ist dann nicht mehr herauszurechnen oder zu erkennen.
Das liegt daran, daß das eine der risikolose Zins für Banken ist, während das andere der mit Aufschlag berechnete Marktzins ist. Der Aufschlag ist, was man herausrechnen wollte, nicht der OIS-Wert.
Der OIS bezieht sich auf Overnight-Deposits, daher werden die Zinssätze hier von dem Zentralbank-Zinsniveau bestimmt. Betrachtet man also den OIS als Kenngröße der quasi risikolosen Parkung von Mitteln, so wird der LIBOR/EURIBOR als Kenngröße für die Interbank-Liquidität genommen. Die Banken unter sich werden auf den OIS natürlich einen Aufschlag vornehmen, der von dem von ihnen gesehenen Risiko dieser Vergabe von Mitteln abhängt. Also ist genau dieser Spread (Aufschlag) ein guter Indikator für das Risikogefühl zwischen Banken, d.h. der Liquidität im Markt.
Interessanterweise verkehren sich gerade ein paar andere Indikatoren, die ebenso Risiken signalisieren: Banken kaufen zunehmend proaktiv Credit-Default-Swaps auf, um in der zunehmenden Risikoaversion diese später wieder zu höheren Preisen zu verkaufen. Das treibt den Preis für CDS spekulativ hoch, was diese als Indikator für Risikowahrnehmungen weniger brauchbar macht. Sie spiegeln eher spekulativ die weiter zukünftigen Risikoerwartungen wider.
Ok, dass die OIS von der ZB bestimmt werden wusste ich nicht, kannst du das nochmal näher erläutern? Habe es ehrlich gesagt noch nicht ganz verstanden. Der Spread macht eine Aussage über das gegenseitige Vertrauen, es geht nicht um die Werte per se. Dass der OIS als risikoloser Zins gesehen werden kann, liegt daran, dass da keine effektiven Gelder fließen sondern lediglich die Zinsdifferenz. Was meinst du aber mit der mit Aufschlag berechnete Marktzins????
Danke schon mal für deine Antwort!