Warum hat ein Aktien ETF Cash im Portfolio?
Hallo,
ich interessiere mich für einen Emerging Markets ETF von IShares (iShares MSCI EM IMI ESG Screened). Was ich nicht verstehe, ist warum US-Dollar die größte Position in diesem ETF ist. Laut Factsheet sind es rund 10%, laut IShares-Website sogar um die 20% (!!). Ich weiß, dass viele Aktien-ETFs Cash im Portfolio haben, aber das sind ja normalerweise ganz wenige Prozent. Daher meine Fragen:
- Was ist überhaupt der Grund, Cash als Position in einen ETF aufzunehmen? Geht es dabei um Währungsrisiko-Absicherung?
- Ist so eine große Position nicht aus Diversifikations-Sicht nachteilig? Ist das für mich als Euro-Anleger nicht eine Wette darauf, dass sich der Dollar-Euro-Kurs zu meinen Gunsten (oder zumindest nicht zu meinen Ungunsten) entwickelt?
Leider habe ich zu dieser Frage nirgends etwas gefunden. Wäre toll, wenn dazu jemand etwas weiß!
2 Antworten
Das Fonds Cash im Portfolio haben ist nichts Ungewöhnliches.
Zu 1.) Ein einfacher Grund kann sein, dass eine gewisse Cashquote geführt wird, um Verkäufe des ETFs durch Anleger zu begleichen, ohne das gleich Titel verkauft werden müssen. Ausserdem handelt es sich bei dem Fonds wohl um einen ausschüttenden Fonds, so werden gewisse Gelder für die Ausschüttung vorgehalten, damit auch in diesem Fall nicht unbedingt Wertpapiere verkauft werden müssen, um die Ausschüttung zu bedienen. Ein weiter Grund kann sein, dass nicht laufend die neuen Anlagegelder von Investoren investiert werden, sondern z.B. nur zu den Rebalancing-Intervallen. Aktuell liegt die Cash-Quote bei 7,28% bezogen auf das Fondsvermögen. Bezogen auf die Anteilsklasse sieht es natürlich völlig anders aus, aber die Cashmittel liegen bestimmt auch nicht komplett in dieser Anteilsklasse.
Zu 2.) Die Währungsspekulation betrifft bei einen EM Fonds nicht nur die Cash-Position, sondern den gesamten Fonds, denn die Werte in dem Fonds sind allesamt nicht in Euro, somit besteht auf das gesamte Anlagevolumen eine Währungsspekulation. Natürlich können Aktien Währungsveränderungen eher ausgleichen, als eine Cashposition, aber trotzdem wirkt sich eine Abschwächung des USD gegenüber dem EUR negativ auf alle Positionen aus. Denn auch eine Aktie wird dann zum Euro sich schon allein durch die USD-Abschwächung verschlechtern.
Ich hoffe ich konnte Dir weiterhelfen.
Danke für die Antwort!
Meine Verwirrung stammte daher, dass der Cash-Anteil viel, viel höher ist, als bei anderen ETFs. In diesem ETF war Cash ja die größte Einzelposition, zeitweise mit 20% Portfolio-Anteil. Das hat sich in den letzten Tagen aber geändert, jetzt ist Cash aus den ersten 10 Positionen verschwunden.
Was mich verwirrt: Warum sollte der Fonds liquide Mittel für den Verkauf durch Anleger bereit halten? Das wäre ja nur sinnvoll, wenn ein Anleger seine Anteile an die Fondsgesellschaft selbst zurückgibt. Aber der Witz von ETFs ist doch, dass sie an der Börse gehandelt werden. Wenn ich Anteile verkaufe, gebe ich sie damit ja nicht an die Fondsgesellschaft zurück, sondern verkaufe sie an einen anderen Anleger. Oder sehe ich das falsch?
Danke im Voraus!
Viele ETFs haben gar keine Aktien (Sachwerte), sondern Anleihen, Bankguthaben und Derivate (alles nur Forderungen gegen irgendwelche unbekannte Emittenten).
Unter https://riv.de/kritisches/ findest Du eine umfassende und kritische Information zu ETFs.