Wieso verlassen einige die Großkanzlei?

4 Antworten

Abstract träumen viele von einer Atmosphäre wie in verschiedenen amerikanischen Serien. Dem ist jedoch nicht so. In Großkanzleien wird auch nicht zwingend mehr Geld verdient. Definitiv jedoch mehr gearbeitet und der Stresspegel ist in der Regel auch relativ hoch. Die Arbeit unter starken Konkurrenzdruck ist auch nicht wirklich jedermanns Ding. Es geht eben nicht nur darum eine gute und saubere Arbeit abzuliefern sondern auch sich gegebenenfalls gegenüber anderen Kollegen zu profilieren. Eine Gemengelage die vielen erst nach einigen Jahren ganz bewusst wird.

Ein Ausstieg aus einer Großkanzlei sehe ich allerdings nicht als Karrierebruch. Gerade erworbene Spezialkenntnisse lassen sich auch in einer kleineren Kanzlei oder als Einzelanwalt gut einbringen. Finanziell kann dies wie geschrieben durchaus auch erträglich sein.

In der Regel wird in Großkanzleien auch relativ schnell ausgesehen. Wer nach 5 oder 10 Jahren nicht Partner ist und gefühlt nicht entsprechend in das Umfeld passt, dem wird nahegelegt zu gehen. Sich dafür einzusetzen bis zum Rentenalter in einer Großkanzlei zu bleiben ist in der Regel daher eher ein theoretischer Ansatz.

Für mich als: Fachanwalt für Arbeitsrecht war der beste Weg in der Tat eine Großkanzlei zu verlassen und mich mit wenigen Kollegen zu einer kleinen aber feinen Einheit zusammenzuschließen. Die Arbeit ist nicht weniger geworden aber ich bestimme selbst. Entscheiden muss dies natürlich jeder für sich

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
LonleyBoy 
Beitragsersteller
 19.01.2021, 18:55

Vielen Dank für diese ausführliche Antwort, allerdings besteht das ,,Up or Out" Prinzip nicht mehr. Also Großteils, da nun eine Zwischenstufe des Counsel eingeführt worden ist, indem man theoretisch bis zum Rentenalter verweilen kann und immer wieder die Chance besitzt, zum Partner aufzusteigen.

Robert Mudter  19.01.2021, 19:15
@LonleyBoy

i know......aber das ist Theorie.....gelebte Praxis ist definitiv eine andere

LonleyBoy 
Beitragsersteller
 19.01.2021, 19:26
@Robert Mudter

Also ist es ihrer Meinung (In der Regel) nicht möglich, langfristig über mehrere Jahrzehnte in einer Großkanzlei zu verweilen, wenn man es doch so unbedingt will?

Wird wohl mit dem Arbeitspensum zu tun haben.

60 Stunden in der Woche an sechs Tagen, muss man sich nicht sein Leben lang antun. Man hat ja keine Zeit das viele Geld auszugeben bzw. zu konsumieren.

Weil Geld nicht alles ist?

Mich reizt, außer Geld, auch nichts an Großunternehmen.

Du hast in der Regel nur scheiß Aufträge, sollst irgendnen Mist machen und Mitspracherecht hast du auch nicht.

Das gilt ja in allen Sparten

LonleyBoy 
Beitragsersteller
 19.01.2021, 18:26

Es geht nicht um das Geld. Es geht um die Karriereleiter, die man innerhalb eines Großunternehmens aufstdigen kann. Associate, SA, Counsel, JP, SP, MP und weiter.

In kleinen Unternehmen hört man mit 60 als Manager auf.

benwolf  19.01.2021, 18:29
@LonleyBoy

Wenn es nicht ums Geld geht, wieso will man dann in ein Großunternehmen?

Die Karriereleiter bei kleinen Unternehmen ist leichter zu besteigen.

LonleyBoy 
Beitragsersteller
 19.01.2021, 18:33
@benwolf

Wegen dem Reiz, große Verantwortungen zu besitzen, einen Namen etc., oder findest du nicht?

benwolf  19.01.2021, 18:40
@LonleyBoy

Hab ich Null.

Verantwortung bekommst du mit der Zeit überall. Das ist etwas, in das man hineinwächst. Wer es will, sollte es sowieso nicht bekommen.

Sich einen Namen aufbauen will wohl jeder, deswegen bekommen die meisten aber Kinder^^
Außerhalb deines Bereichs kennt dich sowieso keiner und auch deine Firma hat nach 2 Tagen vergessen wer du bist, außer die Firma trägt deinen Namen.

Ich sehe den Reiz eher bei kleinen Firmen, bei denen man das Steuer übernehmen kann und sie selbst größer machen kann. Denn sind wir mal ehrlich: Große Unternehmen kannst du nur in die scheiße reiten. Der Erfolg kommt von alleine wenn du dich nicht maximal dumm anstellst.

Kann jeder anders sehen, aber mich würds nicht interessieren und ich bin in meinem Beruf auch nicht zu einer großen Firma gegangen.

Ich sehe meinen Arbeitgeber eher als Unterhaltung. Ich will 8-12h am Tag bespaßt werden und immer was interessantes machen. Kann der Arbeitgeber mir das nicht bieten, muss er mir dafür schon Entschädigung zahlen und das nicht zu knapp

testwiegehtdas  19.01.2021, 19:33
@LonleyBoy

Nicht jedem bedeuten diese Titel etwas, manche wollen auch einfach nur diesen Job machen, weil er ihnen Freude bereitet.

Zumal Titel und zu tragende Verantwortung nicht immer Hand in Hand gehen, da habe ich lieber mehr Verantwortung und Freiheiten in einer kleineren Firma, als wichtig klingende Titel aber nichts zu sagen in einer großen.

Vielleicht macht es keinen Spaß jeden Tag um 23:00 Uhr nach hause zu kommen ...

LonleyBoy 
Beitragsersteller
 19.01.2021, 18:27

Das sollte einem doch vorher bewusst sein ? Wieso arbeitet man dann auf Bestnoten?

Gute Noten sind lediglich für die Zulassung in der Justiz oder an einer GK vonnöten.

AnglerAut  19.01.2021, 18:28
@LonleyBoy

Weil man mit guten Noten und 5 Jahren Berufserfahrung so ziemlich jeden Job haben kann, den man will. Und da sind dann auch welche mit guter Bezahlung und brauchbaren Arbeitszeiten dabei.

LonleyBoy 
Beitragsersteller
 19.01.2021, 18:36
@AnglerAut

Welche Jobs gibt es denn noch, wo gute Noten erforderlich sind ? Die 8, 9 Punkte sind lediglich für die Justiz oder den Großkanzleien/Großunternehmen.

Wenn man in eine kleine möchte, reichen auch 4 Punkte und für mittelständische 5/6.

AnglerAut  19.01.2021, 18:58
@LonleyBoy

BMW zum Beispiel nimmt Juristen nur mit 2 mal VB und Berufserfahrung. Münchner Rück teilweise auch.