Was ist mit der Aussage "Bindige Böden setzen sich langsam und zu großen Setzungsbeträgen" gemeint?

2 Antworten

Hallo GuteFrageUser,

ich ergänze um ein "führen" und sage: "Bindige Böden setzen sich langsam und führen zu großen Setzungsbeträgen."

Inhaltlich bedeutet das, daß Bindige Böden durch ihre Beschaffenheit sich nach und nach verdichten und dadurch die gleiche Masse Boden weniger Platz einnimmt, so daß sich die Oberkante absenkt - fachlich ausgedrückt: sie setzt sich.

Der Betrag in Zahlen um den sich der Boden setzt (absenkt) ist dann der Setzungsbetrag.

Anhand der Kennzahlen eines Bodens lässt sich berechnen, bei welchen Lasten (z.B. Bauten oder Fahrzeuge) und Ereignissen (z.B. Regen oder Rütteln) sich der Boden um wieviel zusätzlich verdichtet und damit lässt sich auch der voraussichtliche Setzungsbetrag in cm Höhe berechnen.

Verwendet werden solche Berechnungen um zu sehen, ob die geplanten Veränderungen (Bauten) zu gravierenden Veränderungen des Bodens führen und eine Standsicherheit in Zukunft noch gewährleistet ist, oder ob sichernde Maßnahmen getroffen werden müssen.

Das Zeit-Setzungsverhalten von bindigen (Lehm und Ton, Schluff) und von nichtbindigen Böden (Sand, Kies, Schotter) ist unterschiedlich ausgeprägt. Bei Belastung eines bindigen Bodens wird das darin enthaltene Porenwasser, welches sich zwischen den einzelnen Körnchen oder Plättchen befindet, relativ langsam herausgepresst. Deshalb können Setzungen bei Gebäuden, die auf bindigen Böden errichtet worden sind, über Jahre verlaufen, ohne dass ein Stillstand zu erkennen ist. Das erreichbare Setzungsmaß kann, je nach Porenwasseranteil im bindigen Boden, sehr groß sein. So hat sich das Lübecker Holstentor im Laufe der vergangenen Jahrhunderte um etwa 1,50 m gesetzt, fertig gestellt wurde das Gebäude bereits im Jahre 1477!

Nichtbindige Böden (Sandböden, Kiesböden) zeigen bei Belastung durch ein Gebäude ein wesentlich günstigeres Tragverhalten, die zu erwartenden Setzungen sind vergleichsweise gering und in der Regel auch schnell abgeklungen. Die Körner dieser Böden liegen eng beieinander. So wird die Auflast von Korn zu Korn übertragen und verteilt. Das Korngerüst kann durch die Auflast eines Gebäudes allenfalls etwas enger zusammen gedrückt werden, wobei sich dieser Prozess bereits unmittelbar bei Auftreten der Belastung vollzieht. Dies ist auch der Grund dafür, dass bei Vorhandensein von bindigen Bodenschichten in einer Baugrube eine mehr oder weniger starke Bodenschicht gegen eine Schotterschicht ausgetauscht werden muss, um die späteren Setzungen zu verringern und zu vergleichmäßigen.

Um der Setzungsgefahr bei einem bindigen Boden zu entgehen, erfolgt in der Praxis häufig ein so genannter Bodenaustausch, bei dem der setzungsempfindliche Boden bis zu einer gewissen Tiefe gegen einen nichtbindigen Boden oder auch gegen Magerbeton ausgetauscht wird, wobei diese Austauschschichten möglichst bis in Bereiche mit ausreichender Tragfähigkeit geführt werden müssen. Wird jedoch die Belastbarkeit des Baugrunds überschritten, tritt der Grundbruch ein. Dabei weicht der Bodenkörper entlang einer Gleitfuge, die sich im Erdreich ausbildet, seitlich aus und das Bauwerk (Gebäude, Stützmauer, Pfeilerfundamente usw.) sinkt ein oder stürzt zusammen. Ein solcher Grundbruch tritt meist ohne besondere Vorankündigung ein, was diesen so gefährlich macht.

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