Warum war die Bundesrepublik zu Krediten an die DDR bereit?
Hallo Leute,
wir behandeln in Geschichte gerade die DDR, und da viel mir auf, das die BRD der DDR Kredite gegeben hat, besser gesagt Franz J. Strauß, einer der "größten Feinde" des SED-Regimes, warum hat er der DDR dann Kredite gegeben? Für den Westen wäre es doch gut gewesen, wenn die DDR "untergegangen" wäre?
Vielen Dank im Vorraus
MfG Dome 2510
10 Antworten
Lies mal hier in dem alten Spiegel-Artikel:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14023520.html
Doch um es kurz zu machen. Strauß war ein Intim-Feind von Kohl und hielt diesen für unfähig. Im Bestreben irgendwann doch noch Bundeskanzler zu werden, fing Strauß an, als Bayrischer Ministerpräsident, seine eigene "Außenpolitik" zu machen. Die Gegenleistungen der DDR konnte Strauß sich auf seine Fahne schreiben und sollten ihn auch als Außenpolitiker aufwerten. Außerdem wurde mit diesem Kredit die DDR ein Stück erpressbarer.
Außerdem wurde mit diesem Kredit die DDR ein Stück erpressbarer.>
Man sollte dazu bemerken, dass der Strauss-Kredit von 1983 von der DDR nie in Anspruch genommen wurde.
Danke für den Stern!
Es Fiel(von "auffallen"\nicht i. S. von "Menge", dass... Der im letzten Jahr verstorbene engste Mitarbeiter Willy Brandts, Egon Bahr prägte in Bezug auf das deutsch-deutsche Verhältnis den Begriff "Wandel durch Annäherung". Es hat schon ein "paar Jahre" gebraucht, bis ein Kanzler Kohl den Staatsratsvorsitzenden Honecker als "Staatsgast" empfing. Vorher gab es ja noch Einiges zu klären: Strauß stellte als Bedingung für den Milliardenkredit, den Abbau der Selbstschußanlagen am Metallgitterzaun, der schon viele Menschen das Leben gekostet hatte. Aus EIGENER Anschauung weiß ich, dass die Wucht der Explosion EINES solcher Dinger den Zaun großflächig ausbeulte, OBWOHL der Zaun SEHR luftdurchlässig war.
Die beiden größten westdeutschen Versandhäuser (Quelle und Neckermann) lebten praktisch von der DDR-Produktion und wie man heute weiß, war auch IKEA von ihr abhängig. Damit das sog. Transitabkommen für den Strassenverkehr von und nach Westberlin funktionierte, gab es ständige Konsultationen zwischen beiden Staaten: Die Transitautobahnen mußten in beiderseitigem Interesse instand gehalten werden. Der von Strauss ausgehandelte Deal hing mit dem Abbau der damals noch relativ neuen Selbstschußanlagen zusammen: Geld gegen den Abbau dieser Mordgeräte.
ALLEN regierungen der bundesrepublik war an einem GUTEN verhältnis zur ddr gelegen: man wollte WEDER die immer wieder neu zu verhandelnden bedingungen des transitabkommens (bezügl. versorgung westberlins) NOCH die reisemöglichkeiten zu besuchs- oder touristischen zwecken gefährden oder erschweren. weiterhin wollte man auf westlicher seite die "freikaufsmöglichkeiten" bezügl. politischer häftlinge erhalten und NICHT ZULETZT war die ddr einer der wichtigsten handelspartner der brd! beispielsweise hätten quelle und neckermann OHNE "ostprodukte" recht schnell ihren versandhandel schliessen können. nur nebenbei "viel" bezieht sich grundsätzlich auf eine menge oder masse. DU meinst aber auffallen- so fiel dir auf, dass.....
Die DDR hat nur das Allernötigste an Krediten aufgenommen, um sich nicht erpressbar zu machen. Auf der anderern Seite war es also für den Westen durchaus von Interesse, Kredite zu vergeben.
Die Kehrseite war natürlich, daß die DDR nicht besonders liquide war, was ihre Handlungsfähigkeit deutlich einschränkte.
Wie wenig die DDR im Vergleich zur BRD tatsächlich verschuldet war, läßt sich hier in der Tabelle ablesen: