Warum verjähren schwere Straftaten?

Ich finde nach einer Vergewaltigung sollte die Person sich entscheiden ob sie denjenigen anzeigt oder nicht.
Man Braucht nicht nach zig Monaten ihn anzuzeigen wo überhaupt keine Beweise mehr da sind.
Deswegen nach einer zum Beispiel Vergewaltigung sofort zur Polizei um Spuren zu sichern und nicht nach mehreren Monaten - Deswegen verjährt Vergewaltigung in meinen Augen vollkommen zurecht, Weil es dann einfach keinen Sinn mehr macht die Person anzuzeigen

Es gibt zum einen die Verfolgungsverjährung und zum anderen die Vollstreckungsverjährung.

Wenn die Verfolgungsverjährung eingetreten ist, darf eine Tat nicht mehr verfolgt werden.

Wenn die Vollstreckungsverjährung eingetreten ist, darf die verhängte Strafe nicht mehr vollstreckt werden.

Dahinter steckt der Gedanke, dass nach einer gewissen Zeit Rechtsfrieden geschaffen werden soll, da das Verfolgungsinteresse (und Vollstreckungs-) des Staates mit der Zeit immer weiter abnimmt. Deshalb sind die Verjährungsfristen nach Höhe des Strafmaßes abgestuft. Je schwerer die Rechtsordnung einen Verstoß sanktioniert, umso langsamer nimmt das Interesse an der Verfolgung und Bestrafung der Tat ab. Die Tatsache, dass mit fortschreitender Zeit die Beweismöglichkeiten tendenziell geringer werden, spielt dabei KEINE Rolle.

Einige Straftaten wie bspw. Völkermord und Mord verjähren nicht. Bis 1979 verjährte auch Mord. Da damit auch diverse Verbrechen die während des 3. Reichs verübt wurden, ungesühnt geblieben wären, schaffte man die Verjährung für Mord nach langer Debatte einfach ab.

Aber auch heute noch verjähren beispielsweise der Totschlag und auch andere "schwere Straftaten", die im Höchstmaß mit lebenslanger Freiheitsstrafe bedroht sind. An irgendeiner Stelle ist eben auch niemandem mehr damit geholfen, wenn man derart lang zurückliegende Taten noch verfolgt.

Und ja, manchmal verstößt es gegen unser Gerechtigkeitsempfinden, solche Fälle ruhen zu lassen bzw. zu sehen, dass der Täter keine Strafe erhält. Siehe zum Beispiel diesen Fall aus dem Jahre 1979, in dem der mutmaßliche Täter aktuell vor Gericht steht. Oder dieser Fall, in dem die Vergewaltigung verjährt ist und der Täter "nur" wegen versuchten Mordes angeklagt wurde.

Einerseits muss bei jeder Sache irgendwann ein sogenannter Rechtsfrieden eintreten. Es kann und soll nicht sein, dass jemand mit 30 noch wegen eines Diebstahles verfolgt wird, denn er mit 16 begangen hat.

Klar, dass war ein ziemlich niedrigschwelliges Beispiel, aber die Idee schwingt auch mit.

Der andere Hintergrund ist unter anderem auch das Recht auf ein ordentliches Verfahren. Was ist nach X Jahren überhaupt noch nachweisbar. Die Erinnerung von Zeugen schwindet. Beweismittel werden unbrauchbar.

Ob man dann überhaupt noch einen ordentlichen Prozess hinbekommen würde, ist fragwürdig.

Zudem gehört zu einem Rechtsstaat eben auch, dass eine Strafverfolgung zeitnah erfolgen muss; und der Staat die Straftaten nicht nach wichtig und unwichtig unterteilen darf, z.B. Totschlag machen wir gleich, und die Diebstähle halt irgendwann in den nächsten drei bis sieben Jahren.

Was oft bei solchen Diskussionen vergessen wird: Strafrecht ist nach dazu da, irgendwas wiedergutzumachen oder Gerechtigkeit herzustellen. Strafrecht ist dazu da, die vom Gesetzgeber gewünschte Rechtslage herzustellen.

Weil, je mehr Zeit vergeht, die Wahrheitsfindung immer schwieriger wird. Und man möchte ungern Unschuldige wegsperren. Und wie das halt so ist in einem Rechtstaat hat man eine allgemeingültige Regel darum definiert. Ausnahme ist Mord, hier ist der Hintergrund das es keine Verjährung gibt das man die Nazi-Verbrecher nicht hat davon kommen lassen wollen.

Weil der Gesetzgeber dafür Fristen festgelegt hat.