Kann Rache als Form der Gerechtigkeit betrachtet werden?
Hallo :)
Also ich würde gerne Eure Ideen und Meinungen zum Thema: Kann man Rache als Form der Gerechtigkeit betrachten?! Zurzeit behandeln wir das Buch:"Der Besuch der alten Dame" von Friedrich Dürrenmatt und dort will sich eben Frau Zachanassian Gerechtigkeit mit Geld kaufen. Im Jahre 1910 hatte sie nämlich eine Vaterschaftsklage gegen Herrn Ill eingereicht, diese wurde aber abgewiesen und zwei Falschaussagen wurden gemacht und so wurde sie zu Dirne gemacht. Nun im Alter von ca.65 Jahren fordert sie Gerechtigkeit: Erstens hat sie die beiden Zeugen die damals falsch ausgesagt hatten, kastrieren und blenden lassen und nun bietet sie den Einwohnern ihres Heimatsortes eine Miliarde wenn sie Ill töten; sie will das ihr widerfahrene Unrecht rächen, durch Mord!!! Und nun stellt sich eben die Frage ob Rache eine Form der Gerechtigkeit sein kann oder nicht, da die Schuld ja dadurch verlagert wird. So interessiert mich Eure Meinung, ob es nun das Buch betrifft oder nicht ;)
Danke im Voraus, LG
14 Antworten
Rache kann niemals Form der Gerechtigkeit sein, denn sie verschlimmert alles nur noch - aus "Bösem" entsteht nur wieder "Böses"!
Ich denke, dass diese Rache das erfahrene Unrecht auch nicht besser macht, denn es existiert ja weiterhin. Außerdem will die Frau Zachanassian aus diesem Buch ja Gerechtigkeit bekommen, das aber durch Mittel erreichen, die ganz einfach genauso ungerecht oder unmoralisch ist wie die Ungerechtigkeit, die sie erfahren musste - also ist es im Endeffekt genauso schlimm und sie ist nicht besser als diese Männer.
Man kann Gleiches nicht mit Gleichem vergelten, weil es die Welt nunmal nicht besser macht. Es wird alles nur noch schlimmer, weil die Menschen an denen man sich rächt, dann auch nur Rache wollen usw. "Auge um Auge" macht nur die ganze Welt blind und nichts anderes!
Danke für deine Stellungnahme, RexHo54!
Das mit der Frau Zachanassian sehe ich genauso: Gerechtigkeit wird bei ihr durch Unrecht(Mord) verwirklicht und somit stellt sie sich selbst außerhalb der bestehenden Rechtsordnung, handelt unmoralisch! Die Schuld wird nur verlagert auf sie selbst als Anstifterin sowie auf die Güllener die ihre Bedingung ausfüllen, also Ill töten.
LG, Laufblondie.
Was ist der Unterschied zwischen Gut und Böse?
Rache stellt die Wiederherstellung eines erleideten Unrechts dar mit dem Ziel einer Situation des Ausgleichs und Gleichgewichts. Insofern ist sie für meine Auffassung klar ein Teil von Gerechtigkeit, wenn nicht gar der treibendste Teil von allen. Denn Rache entspricht dem natürlichen, überpositiven Recht. Es ist Teil unserer Natur.
Das Problem mit Rache ist, dass es schwer adequat angewendet werden kann. Rechtstheorien wie das antike Talionsprinzip von z.B. "Auge um Auge" haben sich damit befasst, standen aber immer wieder vor Schwierigkeiten. Auf der anderen Seite steht das heutzutage fokussierte Prinzip der Rehabilitation in der Kritik, nicht der Gerechtigkeit ausreichend genüge zu tun und die Interessen des Täters manchmal über die des Opfers bzw. der Angehörigen zu stellen. Gerechtigkeit ist demnach ein emotionales Empfinden auf rationaler Basis, in dem sich idealerweise eine Mehrheit darauf einigt, welche Strafe gerecht und welche ungerecht ist. Der Wunsch nach Rache vermag einen zu verzehren und die Sinne hierfür zu trüben denn ob eine Kastration und Blendung oder auch der Verlust des eigenen Lebens ein adequates Schicksal sind um eine fälschlich abgewiesene Vaterschaftsklage mit tragischen Folgen zu sühnen, sei dahingestellt.
Nunja...Selbstjustiz ist irgendwie schon ne Art Gerechtigkeit, die dunkle Seite der Gerechtigkeit für einen persönlich, aber sagen ma so, man stellt sich somit eigentlich auf die gleiche Stufe herab...Außerdem muss man das mit mit seinem Gewissen vereinbaren, denk ich (Wie oft hat man schon Mordlust und fühlt sich nach der Tat gräßlich? hust)
Aber sonst ist es eine eigene Gerechtigkeit, die meist über das allgemeine Gesetz weit hinausschwappt.
In anderen Kulturen z.B. im Islam (glaub ich) gibt es ja den Ehrenmord, auch Selbstjustiz, die aber in den Augen eines Europäeres wohl extrem mies aussieht und auch ist.
Kommt also auch auf den Standpunkt an ob nun gleich Mord, Verletzung oder einfach nur nen kleiner Diebstahl is.
Also zusammenfassend für mich: Rache ist insofern als Gerechtigkeit vertretbar, solange derjenige eintweder "nur" etwas geklaut kriegt was ohne richtigen Wert ist oder sowas wie ne Verletzung abbekommt ohne bleibende Schäden davonzutragen (Faust aufs Auge oder ordenliche Backpfeife), damit das Problem dann geklärt is.
Hoffe das konnt dir weiterhelfen, wenn nich sorry, aber is ja schon spät aber wollt noch irgendwat schreiben^^
Islam ist keine Kultur, sondern eine Religion.
Ehrenmord hat nichts mit dem Islam zu tun.
Bitte nicht verwechseln. ;)
Danke!
Ob hier irgendwer Rache "gut findet", war ja gar nicht gefragt. Ob Rache eine Form der Gerechtigkeit ist, muss auf jeden Fall bejaht werden.
Rache, Sühne, Genugtuung sind ja alles Motive, aus denen sich der Wunsch nach Gerechtigkeit ableitet. Ob das moralisch oder nett oder doof ist, ist für den Zusammenhang zwischen Rache und Recht nicht erheblich.
Natürlich hat nicht jeder Rächer recht, und umgekehrt verschafft nicht jede Gerechtigkeit Genugtuung; aber grundsätzlich sind beide Phänomene auf einen Ausgleich ausgerichtet.
Danke!
Gerechtigkeit im Sinne der Allgemeinheit - wohl vermutlich nicht. Im persönlichen Sinne - ich denke schon, ob es jedoch dann die Erfüllung für denjenigen mit den Rachegedanken ist und er wirklich Gerechtigkeit verspürt, das hängt von der Person ab.... Rache ist letztlich eine "Strafe" für etwas das man begangen hat, wie hoch diese Strafe ausfällt, hängt vom Richter ab ! Ob es jeder als "gerecht" ansieht auch... Im groben würde ich persönlich sagen: Auge um Auge - Zahn um Zahn, wenn es vorsätzlich geschehen ist... Denn für mich wäre das eine gerechte Strafe aus der auch der andere lernt ! Bzw. was auch viele Menschen abschrecken würde, bestimmte Dinge zu tun.... Und wenn doch, dann kennen Sie zumindest die Konsequenzen !
Da hast Du recht, jedoch können die Verletzungen, die ein Mensch erfahren hat so stark sein, das er sicher sein möchte, diese nicht mehr zu erleiden. Dessen kann er aber nur sicher sein, wenn sein "Peiniger" tot oder aber unfähig noch irgendetwas zu tun ist.... Daher geht Sie weiter.... Den Opfern einer Straftat geht oft die Justiz nicht weit genug.... Daher greifen manche halt auch zur "Selbstjustiz"... Ob es als gerecht empfunden wird hängt, wie Du schon sagst zum einen von der Situation ab, aber auch in großem Maße davon, ob andere diese Handlungen nachvollziehen könnnen und auch als Strafe akzeptieren können....
Danke!
Meiner Meinung nach muss man es Situationsbedingt betrachten und die Rache sollte dann wenigstens nicht übertrieben ausfallen. In dem Falle des Buches, hätte es gereicht die Bedingung zu stellen, jedoch nachdem Frau Zachanassian sah dass Ill richtig unter der Angst dieser Verfolgungsjagd litt und sich bereits viele Freunde von ihm abgewendet hatten, hätte sie es darauf beruhen lassen können. Denn nun wird bei ihr Gerechtigkeit durch Unrecht(Mord) verwirklicht, was sie selbst außerhalb der bestehenden Rechtsordnung stellt.
LG, Laufblondie :)