Kann man sich charakterlich verändern wenn man Schicht arbeitet?
Ich arbeite seit 3 1/2 Jahren nun im Schichtdienst. 7 Tage Frühschicht, 1 Tag frei, 7 Täge Spätschicht, 1 Tag frei, 7 Nächte Nachtschicht, 4 Tage frei ( zum umgewöhnen ). In den ersten 2 Jahren kam ich eigentlich recht gut damit klar, aber seit knapp 1 Jahr merke ich das ich nicht mehr so ganz der Mensch bin der ich früher mal war. Ich fühl mich oft schlapp, bin total verrafft und vergesslich geworden, bin auch mürrischer, quassel manchmal wirklich wirres Zeug wobei ich mich früher richtig gut und anständig artikulieren konnte, komme mir manchmal selbst so irgendwie anteilnahmslos vor ( also wenn mir jemand was erzählt das es mir schwer fällt aufmerksam zu bleiben ) und ich bin sogar ein Stück weit aggressiver und streitlustiger als früher geworden was ich früher auch nicht war. Kann das mit der Schichtarbeit zusammenhängen und den über die Jahre unregelmäßigen Schlaf mit dem ich mioch da rumärgern muss und daher auch einen komplett durcheinander geschmissenen Biorythmus habe? Und würde sich das vielleicht wieder ändern wenn ich einen Job finden sollte der geregeltere Arbeitszeiten hat und mir einen geregelteren Schlaf gibt? Ich meine zum Glück hab ich zur Zeit keine Freundin, weil eine solche würde es glaub ich mit mir nicht wirklich lange dann aushalten.
5 Antworten
Moin,
das kann eindeutig so sein.
Nicht nur der Bio,- bzw Schlafrhythmus hat Einfluss auf verhalten u. Psyche.
Du kannst ja auch keine regelmäßigen Sozialkontakte richtig pflegen.
Besonders bei durchgehenden Schichtmodellen kann z.B.keiner sagen, wann genau du zu erreichen bist.
Ich selbst habe mal 2-Schichten gemacht, da konnte man wenigstens noch sagen:"gerade Kalenderwoche früh, ungerade KW spät.
In deinem Schichtmodell ist ja gar nix planbar bzw für außen stehende vorhersehbar.
Dazu kommt der unregelmäßige Schlafrhytmus.
Da wäre jemand, der ausschließlich z.B. Nachtschicht macht besser bedient.
Dem muß ich allerdings auch zustimmen, das ist der Nachteil an diesem Beruf. In der Regel ging so eine Schicht ja über 12 Stunden (6 - 18 Uhr Tagschicht, 18 - 6 Uhr Nachtschicht) und natürlich auch am Wochenende und Feiertagen. Da nützt es wenig, wenn man dafür unter der Woche freihat, weil da ja die Freunde arbeiten müssen. Und wenn diese am Wochenende freihaben, ist man selbst im Dienst.
Ich habe meine Frau oft die ganze Woche nicht gesehen, denn wenn ich in der Früh heimkam, war sie schon in der Arbeit und wenn sie abends heimkam, war ich schon wieder in der nächsten Schicht. Zum Glück ist meine Frau viel älter als ich und sie hatte daher mehr Verständnis als eine "Junge" oder Gleichaltrige, so meisterten wir das dennoch gemeinsam. Aber ich kenne genügend Kollegen, deren Ehen genau aus dem Grund zerbrochen sind - und auch an den Ängsten, die ihre Frauen andauernd ausstehen mußten, denn unser Job war ja nicht gerade ungefährlich.
Ich habe selbst 12 Jahre ununterbrochen im Drei-Schicht Betrieb gearbeitet, und sage nein, nicht notwendigerweise, wenn Du das gestalten kannst. Selbst mit Kindern im Haus geht das. Das ist eine reine Einstellungssache.
Wenn, dann ist es Dein Job an sich, oder Du bist eben auf Dauer nicht schichtdiensttauglich. So was gibt es. Es gibt Menschen die das nicht machen sollten, denn dann ist es wahrscheinlich, dass Du Dich veränderst, weil Du nicht den Lebensrhytmus hast, den Dein Körper verlangt.
Definitiv spielt der Job selbst um einiges mit rein. Weil wir im BEWAFFNETEN Sicherheitsdienst arbeiten, aber auch trotz alledem folgende Typen Leute bei uns arbeiten: Einer der ununterbrochen mit sich selber redet und dabei auch noch ne richtige Show abzieht und komplett in seiner eigenen Welt verschwindet und überall rumrennt so das du weniger dich um deinen eigentlichen Job kümmerst als mehr darum wo der jetzt schon wieder rumrennt, ein anderer der dir irgendwas wirres über Supercomputer erzählt, ein anderer der wie eine Cartoonfugur auf Speed hin und her springt und egal was er sagt immer total irre dabei lacht das selbst die Kundschaft über den nur den Kopf schüttelt.... könnte ich jetzt beliebig weiterführen, aber zusammengefasst haben wir da echt Figuren rumrennen die haarscharf an der Grenze zum Psychopathen stehen und die dir bei so einem Arbeitsrythmus noch unnötigen Extrastress bescheren der es dir noch schwerer macht mit dem ganzen klar zu kommen. Vor allem weil man sich auch die ganze Zeit fragt wie man solchen scheinbar nicht wirklich zurechnungsfähigen Leuten eine Waffe in die Hand geben kann?!
das frag ich mich auch. Diese Firma ist ja das reinste Pulverfass, das jeden Moment in die Luft fliegen kann. Fällt das euren Kunden nicht auf, wem sie da so blind vertrauen? Was sagt dein Chef dazu? Hat er wenigstens noch Kontrolle über diese bewaffneten Psychopathen? Bloß schnell weg da.
Nochmal:
.....und sage nein, nicht notwendigerweise, wenn Du das gestalten kannst.
Ich habe 38 Jahre ununterbrochen mit Menschen zusammengearbeitet, und von denen ist kein einziger mein Freund geworden, mit den meisten würde ich freiwillig nicht an einem Tisch sitzen, und viele von denen halte ich schlicht und einfach für bekloppt.
Es war nicht einfach, und manchmal half auch nur weggehen, aber meist habe ich es geschafft mit dem Ausstempeln die Firma hinter mir zu lassen und mich auf das zu konzentrieren, was mir Spass gemacht hat.
Alles Gute, Lela
@MiezeKatze32
Bei unserer Kundschaft schaffen die es sich zum größten Teil zusammenzureißen so das diese es nur geringfügig mitkriegen. Unserem Chef ist das alles wurscht! Hauptsache die Posten sind alle besetzt! Und auch sonst ist es da so wie bei der Polizei. Es muss wohl zuerst was passieren damit man reagiert.
Den Namen der Firma werde ich jetzt allerdings nicht öffentlich hier natürlich nennen!
@Thrax 2000
Diese Psychopathen in den eigenen Reihen kenne ich zu genüge. Was sich da bei uns alles getummelt hat... besonders im Separat-Wachdienst war es extrem schlimm. Saufen und Schlafen im Dienst war noch das "Normalste". Da waren Kollegen dabei, gestandene Männer die nur alles andere waren als erwachsen. Der Eine hat sich immer diese "Malen nach Zahlen"-Bilder (für 3 bis 6-Jährige) mitgenommen und im Dienst ausgemalt, einer hatte grundsätzlich seinen Feldstecher dabei und mit dem Nutten am Straßenstrich bespannt und nachts in fremde Wohnhäuser geglotzt, wieder ein anderer hat die ganze Nacht im Objekt Brennholz gesägt, der Nächste hat die ganze Nacht mit dem Aufzug geredet ("Jeder Lift hat einen eigenen Geist - ich kann mit ihnen kommunizieren!"), einer hat die ganze Nacht von seinen Kriegserlebnissen erzählt die bis zum 30jährigen Krieg (bekanntlich war der von 1618 bis 1648) zurückreichen, wieder ein anderer behauptete an Spontaner Selbstverbrennung zu leiden und schon mehrmals in Flammen aufgegangen zu sein, es waren da wirklich Gestalten dabei, die in der Psychiatrtie besser aufgehoben gewesen wären.
Der Höhepunkt war ja: wenn wir Baustellen bewacht haben, mußten wir aus diesen die Obdachlosen entfernen, die sich da einquartiert hatten. Und da hatten wir einen Kollegen dabei, dem das nie gepasst hat, der hatte sich so mit den Obdachlosen solidarisiert, daß er sie am Liebsten noch eingeladen hätte, hier pennen zu können. Und wenn wir solche Unbefugte dann hinausbeförderten, mußten wir sogar aufpassen, daß nicht nur die Obdachlosen handgreiflich werden, die Gefahr war noch größer, daß der Kollege uns einen Prügel über den Schädel zieht, weil der so viel "Mitleid" mit den Obdachlosen hatte - und Wut auf uns Kollegen, weil wir den Bewachungsauftrag ausführten und die Unbefugten der Baustellen verwiesen!
Bewaffnet waren diese Kollegen gottlob nicht, das waren nur wir vom Revier- und Streifendienst und die Kollegen vom Werttransport. Da gab es zwar auch den einen oder anderen Spleen, aber so schlimm war es in diesen Abteilungen dennoch nicht. Ich könnte mehrere Bücher über diesen Beruf schreiben! Wir hatten es also Nacht für Nacht nicht nur mit den Leuten zu tun (Kriminelle), denen der Normalbürger nichtmal am Tag begegnen möchte, in den eigenen Reihen war es noch um Einiges schlimmer!
Diese Arbeitszeiten müssen einen ja kaputtmachen. Die hauen doch den stärksten Bullen um! Bei mir war es so: ich bin ja gelernter Maurer. Wenn ich in der Früh aufstehen mußte, war ich ungenießbar wie ein giftiger Schwammerl. Eine falsche Bemerkung, ein dummes Wort - und dann sind schon mal Trümmer geflogen.
Erst als ich 1989 in meinen neuen Beruf gewechselt habe, wo ich nur noch nachts arbeiten mußte, war alles in bester Ordnung. Ich ging dann ins Bett, wenn die Anderen aufstanden. Ich fuhr dann in den Feierabend heim, wenn alle anderen in die Arbeit fuhren - und ich war glücklich.
Mein Tipp für Dich: Du kennst ja nun schon alle drei Arbeitszeiten, also früh, spät und nachts. Überlege Dir, in welcher Schicht Du Dich eigentlich am Wohlsten fühlst, uund dann schau, ob Du nicht einen Job kriegen kannst, wo genau das dann feste Arbeitszeit ist. Es gibt eben Frühaufsteher (für sie sind Frühschicht ideal), Langschläfer (die sollten die Spätschicht machen) und Nachtmenschen wie mich (für solche ist die reine Nachtarbeit am Geeignetsten!)
Tun sie auch, selbst mich mit gerade mal 28 Jahren auf dem Buckel. Ich brauch aber auch nur ein bisschen durchhalten. Ende des Jahres läuft mein Vertrag aus und wird aufgrund von immensen Personalabbau ( weshalb es auch oft noch zu Überstunden zu dem ganzen kommt ) momentan auch wohl nicht verlängert. Danach mache ich meinen Trainerschein in Selbstverteidigung Nahkampf und bau mir darauf was selber auf. Klar wird dieses Vorhaben auch erst einmal immensen Aufwand und Arbeit verlangen, aber trotz allem kann ich mir da die Zeit auch selber einteilen und sicherstellen das ich Abends definitiv daheim bin und schlafe.
Trotzdem danke für den Tip!
solche Arbeitszeiten können nicht gesund sein. Dir bleibt ja kaum Zeit zum Abschalten. Kein Wunder, dass es dir nicht gut geht. Hast du denn die Möglichkeit, geregelter zu arbeiten? In welchem Bereich arbeitest du?
Ich arbeite im Sicherheitsdienst zur Zeit. In früheren Jobs ist es mir auch nie in den Sinn gekommen mich krank zu melden wenn ich gar nix hatte. Aber mittlerweile ist es so das ich es ab und zu tue um einfach auch mal etwas Luft zum atmen zu haben.
Im Sicherheitsdienst war ich auch! Ist der beste Job, den es gibt!
Hängt vom Sicherheitsdienst ab! Nicht jeder Sicherheitsdienst ist ein guter bzw. guter Arbeitgeber.
vielleicht wird es Zeit, dass du dir was Neues suchst, bevor du endgültig im Burnout landest. Du mußt ja nichts überstürzen und sofort kündigen. Guck dich einfach mal um, welche Möglichkeiten es noch für dich gibt.
Musst du dir so vorstellen ( hoffe ich darf dich duzen ) als wäre man in einem permanenten Jetlag. Muss nur noch bis Ende des Jahres durchhalten. Dann läuft mein Vertrag aus und dann mache ich meinen Trainerschein in Selbstverteidigung und Nahkampf und mach mich damit selbstständig. Klar wird das auch erstmal ordentlich Arbeit werden, da man so etwas nicht von heute auf morgen aufziehen kann, trotz allem kann ich mir da aber meine Zeit etwas selber einteilen und sicherstellen das ich einen geregelten Tagesablauf und somit Schlafrythmus bekomme. Also toi, toi, toi!
klar darfst du mich duzen. Ich duze dich doch auch. Danke trotzdem für deinen Respekt :) Das hört sich doch alles super an. Die paar Monate schaffst du noch. Du kannst dich ja auf das freuen, was jetzt kommt. Mach das Beste draus. Viel Glück!
Ich sehe keine Charakterveränderung, sondern Erschöpfungssymptome aus dem, was Du beschreibst. Das könnte in Zusammenhang mit der Schichtarbeit stehen, Ohne Deine ganzen Lebensumstände zu kennen, ist es aber natürlich unmöglich das genau zu sagen. Erschöpfung kann auch andere Gründe haben. Lass Dich doch mal durchchecken und sprich mit dem Arzt drüber.
Das mit den sozialen Kontakten stimmt. Freunde fragen mich oft schon gar nicht mehr ob ich irgendwohin mitkommen will, da zu 99 % aller Fälle immer ein "Sorry muss arbeiten" kommt. Ne Freundschaft mit ner guten Freundin ist auch grad in die Brüche gegangen aufgrund meiner erhöhten Streitlustigkeit als wir uns mal gezofft haben wohingegen ich früher sowas immer sehr diplomatisch geregelt hatte und jetzt schaue ich wie ich das wieder hinbiegen kann.
Das ist auch das was mich an dem ganzen am meisten stört! Geld hin oder her, was bringt es mir wenn es mich über kurz oder lang in die Einsamkeit drängt? Geld allein ist auch nicht alles im Leben!