Jugendhilfe austreten und eigene Wohnung?
Ein Hallo an die Community,
heute mit einer etwas ernsteren Frage & ich hoffe das mir jemand helfen kann, auch wenn es nur ein bisschen ist.
Und zwar:
Ich bin 17 Jahre alt und habe jetzt 5 Jahre im Kinderheim gelebt und seit letztem Jahr Juli im Betreutem wohnen. Mein Problem ist: Das Jugendamt finanziert ja diese Wohnung & wenn ich arbeiten gehe bekommt das Jugendamt 75% von meinem Gehalt und ich möchte nicht für "Nichts" arbeiten gehen.
Deswegen wollte ich eine eigene Wohnung haben und ich habe gelesen dass ich mit 17 1. das Einverständnis der Eltern brauche und 2. das meine Eltern die Wohnung finanzieren müssen, weil ich 17 bin und meine Ausbildung erst im September anfängt, haben darf
Ich würde also gerne aus der Jugendhilfe austreten, eine Wohnung für 380,- mieten (die ich dann mit dem Unterhaltsgeld bezahlen würde) und von meinem Kindergeld und meinem Minijob leben (>580,-)
Meine Frage ist, steht mir das Unterhaltsgeld denn überhaupt zu, wenn ich eine eigene Wohnung habe? Oder ist das nur mit dem Kindergeld so ?
Lg Silencer
6 Antworten
So lange du deinen Lebensunterhalt nicht alleine, ohne Eltern und Ämter, bestreiten kannst bist du immer abhängig.
Also bleib da wo du bist bis du das kannst. Du bist noch nicht reif dein Leben alleine/selbstständig zu bestreiten. Das Kindergeld steht grundsätzlich den Eltern zu, wenn sie Unterhalt leisten. Du hast einen Unterhaltsbedarf, der weitgehend vom Einkommen der Eltern abhängig ist. Dazu wird oft die Düsseldorfer Tabelle zu Grunde gelegt. http://www.treffpunkteltern.de/familienrecht/Unterhaltstabellen/duesseldorfer-tabelle.php Reicht das Einkommen der Eltern für den Unterhaltsbedarf nicht aus ist das ein sogenannter Mängelfall, dann hast du Pech gehabt. Bei einer Nettomiete von 380 Euro muß du noch ca. 200 Euro dazu rechnen um deine tatsächlichen Wohnkosten zu berechnen. Darüber hinaus brauchst du ca. 400 Euro um deinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Das sind in deinem Beispiel ca. 1000 Euro im Monat, die du brauchst um frei und unabhängig zu sein.
Unterhalt steht Dir bis zum Ende der ersten Ausbildung zu, sofern das Ausbildungsgehalt nicht einen bestimmten Satz überschreitet.
670€ stehen Dir inklusive Kindergeld zu, sofern Deine Eltern leistungsfähig sind.
Von diesem Geld mußt Du Miete, Nebenkosten, Strom, Nahrung, Kleidung, Möbel - alles zahlen.
Glaube mir, mit Jugendamt hast Du mehr Geld als ohne.
Die Frage beantwortet sich anders: mit 17 bist Du nicht geschäftsfähig, kannst also weder einen Mietvertrag schließen noch die nötigen Verträge mit Energieversorgern (für Strom) etc.
Klar mußt Du Teile Deines Verdienstes abführen - warum sollte der Steuerzahler Dein Leben und Deine Betreuung finanzieren, wenn Du selbst dazu beitragen kannst, das ist schon seit mehr als 100 Jahre im BGB geregelt ;-)
Ergo: Du wirst aushalten müssen bis zur Volljährigkeit und dann hoffen, daß Du immer genug Geld hast, um Verpflichtungen zu erfüllen und nicht in der Schufa landest, was Dich dann fast auf ewig verfolgt
Ja, hundert Euro Taschengeld. Davon mußt Du ja nichts begleichen.
Wenn Du ausziehst, dann mußt Du die Wohnung und das ganze drumherum selbst bezahlen.
Naja, kann schon verstehen, daß Jugendamt anstrengend sein kann, Eltern sind es aber in dem Alter oft auch ;-)
Betrachte es einfach auch mal von der anderen Seite: bezahlt wird ja nicht nur das Dach über dem Kopf, sondern auch die Betreuung, Deine Krankenversicherung, Deine Ernährung und sicher gibt es auch "Kleidergeld" - unterm Strich ist das ein Mehrfaches der 300, mit denen Du an den Kosten beteiligt wirst (und Gesetz ist nun mal richtigerweise, daß jeder erst das eigene Geld einsetzen muß, bevor er staatliche Leistungen bekommt)
Und nein - Deine Eltern sind nicht verpflichtet, Dir eine eigene Wohnung zu finanzieren, sie sind nur verpflichtet, Dir eine Ausbildung zu ermöglichen und externes Wohnen nur dann, wenn Du eine zu lange Anfahrt zur Ausbildungsstätte hättest und auch dann nicht in voller Höhe, sondern nur, was über Deine Ausbildungsvergütung hinausgeht und angemessen ist.
Du wirst also die Zähne zusammenbeißen müssen und auf eine Einigung hinarbeiten müssen, denn es funktioniert nicht, daß Du Entscheidungen triffst und andere müssen das so finanzieren, wie es Dir vorschwebt
Ich möchte Dir ans Herz legen die Lebensaufgabe anders anzugehen.
Wie ich lese hast Du ja durchaus große Lebensziele. Ob sie sich auf die von Dir angedachte Weise erreichen lassen steht eher in den Sternen als andere Möglichkeiten die ich jetzt hier nicht weiter ausführen möchte.
Ich möchte Dir dagegen raten die kostenlose Telefonnummer die ohne Vorwahl in ganz Europa funktioniert für eine ausführliche Besprechung zu nutzen
116 111
Wie ich im Deutschlandfunk hörte haben sie tatsächlich Möglichkeiten wenn es denn notwendig ist Einfluss zu nehmen. Dazu möchte ich hier nicht mehr schreiben.
Fest steht, sie sind hochkompetent dem Wohl Minderjähriger verpflichtet. Als Ehrenamtliche, Was bedeutet dass sie sich in ihrer Freizeit bestmöglich reinhängen. Sie haben also im Gegensatz zu den Mitarbeitern der Jugendämter keine Politik vor der Nase die sie behindert.
Allgemein nehme ich es als Nachteil wahr dass wir Unmengen an Gesetzen und zu beachtenden Urteilen haben
wir uns aber nicht den Raum geben diese erst mal ausführlich kennen zu lernen, verstehen zu lernen. Dieser Nachtteil gilt sowohl für die von unseren Steuergeldern Bezahlten als auch für die Betroffenen. Wobei die Bezahlten immerhin dank Fachmedien doch reichlich Informationen erhalten, ihnen aber oft weder Zeit noch Energie zugestanden wird diese Informationen aufnehmen zu können.
Die Ehrenamtlichen werden von keinen Umständen daran gehindert sich regelmäßig auf den neuesten Stand in vielerlei Richtungen die Deine Fragestellung beinhaltet zu bringen. Nutze sie also erst mal.
Es gibt ein chinesisches Sprichwort:
Der größte Umweg ist oft der kürzeste Weg.
Daraus ergibt sich die Fragestellung ob ein Minijob für Dich jetzt sinnvoll ist oder nicht. Fokussiere Dich lieber auf Dein Berufsziel.
Deine Eltern sind so lange unterhaltspflichtig, bis Du eine Ausbildung abgeschlossen hast bzw. spätestens wenn du 25 Jahre alt bist.
Da Du vorher schon nicht bei Ihnen gelebt hast (vermutlich wegen Problemen) und in einem Wohnheim, sollte das kein Problem sein.
Ich vergaß:
Deine Eltern müssen einverstanden sein und unterschreiben.
Sind sie es nicht, könntest Du es auch einklagen und das Jugendamt ist mit im Boot. Ist die Frage, ob man das möchte.
Mir ist schon bewusst dem Steuerzahler Geld zu geben, aber wenn ich 400,- verdiene und 75% abgeben muss, bleibt mir nimmer viel ^^
Deswegen hätte ich gerne eine eigene Wohnung,..
Außerdem mag ich auch endlich aus der Jugendhilfe raus :(
5 Jahre sind ätzend,...immer das Jugendamt im Rücken. Die legen mir so viele Steine in den Weg