Darf der Arbeitgeber die Anrede zwischen Bewohner und Pflegekraft vorschreiben?
Ich bin Altenpflegerin und habe demnach mit vielen Menschen zu tun, die fast doppelt so alt sind wie ich. Wenn neue Bewohner einziehen stelle ich mich bei Ihnen und deren Angehörigen mit meinem vollen Namen vor. Ich überlasse es den Bewohnern dann selbst, ob sie mich mit meinem Vornamen oder mit meinem Nachnamen ansprechen. Viele alte Leute können sich die ganzen Nachnamen der Pflegekräfte gar nicht merken. Wenn ich zum Beispiel Danuta Skiskibowski oder Nicole Proskynitopoulos heissen würde,ist es für die alten Menschen einfacher sich einfach nur Danuta oder Nicole zu merken,weil sie es vielleicht mit einer Nichte oder Enkelin verbinden.Und weil es eben einfacher ist. Wir Pflegekräfte sind also zum "Hamburger Sie" übergegangen, lassen uns beim Vornamen nennen und siezen. Wir dagegen siezen unsere Bewohner natürlich auch und nennen sie beim Nachnamen. Manche Bewohner sagen auch Schwester Danuta oder Schwester Nicole und deren Angehörige übernehmen es teilweise auch. Aber meistens werden wir nur mit Vornamen und Sie angesprochen. Das stört jetzt aber plötzlich unseren Heimleiter. Er findet es respektlos, wenn wir uns so ansprechen lassen und angeblich wäre es in besonderen Pflegesituationen, wo zum Beispiel ein Bewohner aggressiv wird besser, wenn die Distanz schon durch die Anrede größer gehalten wird. Mir ist es egal ob der Bewohner sagt, Danuta, sie sind eine blöde Kuh oder ob er sagt Frau Skiskibowski, sie sind eine blöde Kuh. Fakt ist doch, dass er mich in diesem Moment für eine blöde Kuh hält. Und wenn ein Bewohner handgreiflich wird, dann kneift er mich sowohl als Danuta als auch als Frau Skiskibowski. Und außerdem weiß unser armer Heimleiter gar nicht wen die Bewohnerin meint, wenn sie von Danuta oder Nicole spricht, der arme Kerl. Vielleicht sollten wir ihm eine alphabetisch geordnete Liste ins Büro geben, wo er dann nachsehen kann wer Danuta und wer Nicole ist. Dann meinte er noch, dass hier keine Schwestern arbeiten sondern nur Pflegekräfte,weil einige ja auch "Schwester Danuta" sagen. Wir sollen den Bewohner also sagen "Mein Name ist Danuta Skiskibowski, aber für Sie bin ich Frau Skiskibowski" Ich finde das ziemlich albern und möchte es auch nicht Bewohnern sagen, die mich seit Jahren beim Vornamen nennen. Und auch neuen Bewohnern, die zukünftig kommen möchte ich die Möglichkeit geben zwischen einfachem Vornamen und schwierigem Nachnamen zu wählen. Darf mein Arbeitgeber mir das wirklich vorschreiben, wie ich mich anreden lasse oder ist es ein Eingriff in meine Persönlichkeit? Gibt es vielleicht irgendwo einen Paragraphen auf den ich mich berufen kann? Vielen Dank für Eure Antworten Sabine
8 Antworten
Hallo Sabine,
was hast Du denn für einen Chef? Das wäre ja nur doof, vor allem den Bewohnern gegenüber die ihr schon lange auf der Station habt. Und dieser Satz, den ihr da aufsagen sollt, von wegen "für sie bin ich..." das klingt ja mal total dämlich.
Ich finde wenn er das wirklich will dann muss er das zumindest jedem Heimbewohner erklären!
Ich arbeite seit 12 Jahren in der Pflege, aber so was hab ich noch nie gehört. Wenn ihr einen Betriebsrat habt würde ich da mal nachfragen, die sollten sich da auskennen oder zumindest wissen wo man nachschauen kann.
Wir werden von den meisten sogar geduzt. Das hat auch nicht wirklich was mit Distanz zu tun, da zählt eher das Verhalten von Euch Pflegekräften. Wobei ich denke dass im Heim sowieso eher das Gefühl von Geborgenheit wichtig ist als eine mordsmäßige Distanz zu halten.
Grüßle, Steffi
Hallo,
eventuell sollte sich der Heimleiter selber einweisen lassen.
Frage ihn doch mal, wie es wohl aussehen würde, wenn das Personal den Patienten vorschreibt, wie sie sie ansprechen zu haben.
Eigentlich sollte man meinen, dass auch Patienten Könige sind. ;)
Wenn der Heimleiter unbedingt darauf besteht, dass die Patienten das Personal mit Zunamen anzusprechen haben, sollte er einen Rundbrief an die Patienten verfassen, aber dabei unbedingt erwähnen, dass ihm der Mist eingefallen ist.
Der Chef kann dir vorschreiben, wie DU die Bewohner anredest. Wie sie dich anreden, darauf hat er keine Einflussnahme.
Stell dich vor wie er es verlangt und gut ist.
trauriger Umstand, wenn ein Chef die Mitarbeiter nicht bei vollem namen kennt...
Der AG hat das Recht eine Betriebsordnung zu erlassen in der solche Frage wie die Anrede geregelt werden. Das wurde schon oft behandelt und gibt es auch Urteile, meist ging es dabei um das Duzen. Aber der Tenor dabei ist immer, dass der Arbeitgeber dazu das Recht hat.
Auch wenn man es nicht schon findet. Ich finde die Anrede mit Sie und Vornamen auch ok, dennoch kann der AG eben anderer Meinung sein.
Leider kann tatsächlich der Chef vorschreiben, was in Eurem Hause Usus ist. Aber albern ist es schon, da gebe ich Dir vollkommen recht und ich finde Eure Lösung mit dem "Hamburger Sie" sehr gut. Vielleicht könnt Ihr Eurem Heimleiter das Ganze noch mal in Ruhe und im Guten erklären? Ansonsten bleibt Euch nur, den Bewohnern zu sagen, dass Ihr Euch gerne mit dem Vornamen anreden lassen wollt, aber die Heimleitung dagegen ist und sie Euch im Beisein der Heimleitung besser mit Nachnamen anreden sollten. Zur Hilfe empfehle ich große, deutlich lesbare Namensschilder.