Lohnt es sich Jura als Asberger Autist zu studieren?
Ich will Jura studieren,da ich später selbstständiger Rechtsanwalt für Wirtschaftsrecht werden will und ich mich für Rechtswissenschaften sehr interessiere Ich interessiere mich auch sehr für Politik und ich liebe das Gesetz
8 Antworten
Ich bin Beamter im geh. nichttechn. Dienst und nehme bei mir deutlich einige Symptome des Asperger-Syndroms wahr, hatte mir bisher niemals Gedanken darüber gemacht und bin erst durch zwei andere Personen darauf aufmerksam gemacht worden. Derzeit stecke ich im Diagnoseverfahren.
Als Beamter im geh. nichtt. Dienst hat man juristische Kenntnisse für den Bereich in einer Verwaltung erworben, ich nenne es mal ein juristisches Schmalspurstudium.
Ich habe meine Abschlussprüfung ganz ordentlich hinbekommen, habe aber festgestellt, dass mir juristische Vorschriften viel zu unstrukturiert vorkommen, und so hatte ich mit diesen Dingen immer arge Schwierigkeiten, so dass ich mir nie sicher war, ob ich mit dem Ergebnis meiner juristischen Prüfung wirklich richtig lag. Insofern bin ich froh, dass ich derzeit in einem Verwaltungsbereich arbeite, in dem ich nicht mit tiefgehenderen juristischen Vorschriften konfrontiert werde.
Vielleicht geht ein guter Rechtsanwalt an dir sogar verloren , wenn du dir einredest es nicht zu können weil du Austist bist. Ganz ehrlich, wenn ich das Gefühl habe ich werde als Klient hervorragend verteidigt dann ist es mir sch....egal ob der Rechtsanwalt Autist ist oder nicht.
... und ich liebe das Gesetz
Wenn Du Jurist werden willst, solltes Du in erster Linie die Menschen lieben, denn erst kommt der Mensch und dann erst das Gesetz, und viel zu oft haben Recht und Gerechtigkeit nichts miteinander zu tun.
Wenn man unbedingt Jurist werden will, sollte man sich damit mal beschäftigen und nicht nur mit Paragraphen.
Früher gab es im Jurastudium auch mal Rechtsphilosophie, leider ist das heutzutage völlig vergessen, wahrscheinlich gibt es deshalb auch soviel Unrecht
Das Studium an sich wird für dich sicher so schwer sein wie bei jedem anderen.
Ob es langfristig eine gute Entscheidung ist hängt davon ab wie stark die Ausprägung bei dir ist und was genau dir Schwierigkeiten bereitet. Im Berufsaltag geht es ja sehr häufig um Interpretationen und Spitzfindigkeiten. Für jemand der sehr rechtsliebend ist, kann das schon mal der Horror werden, weil es sowas wie sachlichkeit ganz häufig nicht gibt. Auftritt und Emotionalität darf man auch nicht vernachlässigen, je nachdem in welchem Bereich man arbeitet. Bearbeitet man Sachvorschriften am Schreibtisch ist das vermutlich eher einfach, trifft man aber täglich auf Menschen mit denen man Verhandeln muss wirds schwer.
Als Rechtsanwalt soll man die Interessen des Mandanten (sei es nun Firma oder Person) durchsetzen, kann schwer sein, wenn man die Wünsche des Mandanten nicht im vollen Umfang versteht. Menschen die nicht Asperger haben neigen nicht grad dazu alles immer sachlich zu beschreiben, sie verwenden Ironie, sagen Sachen zwischen den Zeilen und nehmen sehr viel als Selbstverständlich, vor allem was emotionale/respektvolle Dinge angeht.
Viele Erwachsene mit Asperger leben undiagnostisiert damit und arbeiten in allen möglichen Bereichen. Also möglich ist alles, da jeder aber ganz eigene Ausprägung/Symptome/Merkmale hat, gibt es da aber keine pauschale Antwort.
Grundsätzlich spricht nichts dagegen. Die Universitäten sind heutzutage deutlich engagierter als noch vor einigen Jahrzehnten, wenn es darum geht, Menschen mit Einschränkungen welcher Art auch immer ein Studium zu ermöglichen.
Wenn das Studium vor der Tür steht und es an die Bewerbungen oder Einschreibung geht, wenn du also eine Entscheidung treffen musst, wo du nun studieren möchtest, dann empfehle ich dir, mit den infrage kommenden Hochschulen Kontakt aufzunehmen und dich einfach mal zu erkundigen.
Ich kenne mich mit Asperger überhaupt nicht aus, aber solltest du irgendwelche Unterstützung benötigen, dann wird dir diese die Uni mit Sicherheit gern zur Verfügung stellen, wenn du dich darüber informierst.
Beste Grüße und viel Erfolg!