Kirchensteuer ist ein rückbleibsel der Nazi-Zeit?

8 Antworten

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Kleiner historischer Exkurs :
Im Jahr 585 wird aus dem Kirchenzehnt eine Pflichtabgabe. Karl der Große wandelt diese 779 im ganzen Reich in einen "Ertragszehnt", der der Finanzierung kirchlicher Aufgaben (auch der Kreuzzüge) diente. Nach 1803 verlor die Kirche im Zuge der Säkularisation auch das Zehntrecht. Dafür wurden die Landesfürsten zu Ausgleichszahlungen an die Kirche verpflichtet. Diese Verpflichtung wurde schrittweise durch die entstehende Kirchensteuer abgelöst (Jahreszahlen siehe Antwort von Progo).
In Artikel 137 der Weimarer Verfassung von 1919 wurde dieses Besteuerungsrecht erstmals reichsrechtlich garantiert und im Reichskonkordat von 1933 (deshalb vielleicht die falsche Ausgangsvermutung) bekräftigt.

Zur Frage der Freiwilligkeit der Kirchensteuer möchte ich noch bemerken: Grundsätzlich ist jeder Christ nach der Bibel (Altes + Neues Testament) verpflichtet, zum Unterhalt seiner Kirche einschließlich ihrer sozialen und karitativen Tätigkeit beizutragen. Bei einem weltlichen Verein findet das jeder selbstverständlich.-

Außer den schon von kurtjohann erwähnten gesetzlichen Ausnahmen für die Befreiung von der Kirchensteuer kann jeder, der meint zu viel Kirchensteuer zu zahlen, ob er nun arm ist oder reich (!), einen Antrag auf Ermäßigung stellen. Der muss natürlich begründet sein. Außerdem kann die Kirchensteuer beim Jahresausgleich jedes Einzelnen wieder von der eigenen Steuerpflicht abgesetzt werden. Das heißt, die Kirche verzichtet nachträglich wieder auf einen Teil ihrer Einnahmen. Wo sonst gibt es das?-

Zur Geschichte der Kirchensteuer muss man wissen, dass 1803 die Kirchen zwangsweise enteignet wurden, d.h. sie verloren vor allem ihren Landbesitz (ungefähr die Hälfte Deutschlands!!), den fromme Leute früher der Kirche vermacht hatten, an die weltlichen Fürsten (Staaten). Sie verlor vor allem auch die persönlichen Abgaben des Zehnten = 10 % von bestimmten Erträgen. Wie hoch ist eigentlich unsere staatliche Steuerbelastung heute? Mehr als 50 % - ein Skandal!

Als "Entschädigung" erhielten die Kirchen vom Staat das "Recht" (nota bene!, mehr nicht), von ihren Angehörigen eine Steuer zu erheben, die man von staatlicher Seite "Kirchensteuer" nannte, womit der Frust schon vorprogrammiert war.

Das heißt: Die Kirchen müssen für die Erhebung und Eintreibung der Kirchensteuer selbst sorgen und sehen, wie sie damit zurechtkommen. Da dies für die Kirchen natürlich sehr teuer würde, hat man mit dem Staat ein Abkommen geschlossen, wonach dieser der Einfachheit halber die Kirchensteuer gleich mit der Einkommensteuer einbehält und den Kirchen überweist. Diese Tätigkeit lässt sich der Fiskus allerdings gut bezahlen! Ist aber immer noch billiger als eigene Kirchensteuerämter.-

Die Kirchensteuer beträgt heute im Allgemeinen 9 % von der Einkommensteuer (nicht vom Einkommen, wohlgemerkt!). Wer also keine zahlen muss, zahlt auch keine Kirchensteuer. Früher erhob die Evangelische Kirche 10 %, die katholische 8%. Bei einer Reform einigte man sich auf den Kompromiss von 9 % von der Einkommensteuer (Lohnsteuer).

ich mache mal wieder einen versuch diese frage sachlich zu beantworten. 1. die kirchensteuer ist zunächst einmal freiwillig. niemand muss sie zahlen, der sie nicht will. 2. die kirchensteuer ist ein versuch, dass diejenigen, die geld verdienen auch etwas abgeben für das allgemeinwohl.aus diesem grund zahlen etwa 70 prozent der kirchenmitglieder nichts. (rentner, arebeitslose, ahrtz4 empfänger, kinder, alleinerziehende etc. 3.die kirchensteuer beläuft sich in der regel auf 8 bis 9 prozent der lohnsteuer , die abgeführt wird. in der regel sind das für die meisten menschen, etwa 35 euro im monat. dafür leistet die kirche viel, zum beispiel dass in nahezu jedem ort gottesdienste angeboten werden können, sie unterhält krankenhäuser, sozialstationen, altenheime und kindergärten, sowie tafeln für die ärmsten. 4. etwa 320000 menschen sind allein beim diakonischen werk beschäftigt. man soll mir sagen, wie man all den menschen eine zukunft geben auf spendnebasis geben soll. die kirchen sind eine der größten arbeitgeber und bestimmen gegen den trend ein noch sichtbares sozialklima in unserer gesellschaft. 5. kirchen die allein auf spenden angewiesen sind, etwa in farnkreich und den usa, sidn sehr aktiv, können aber bei weitem nicht so viel leisten, wie wir. wird der pfarrer über die gemeinde bezahlt, so besteht nachweislich die gefahr und das ist dort zu sehen, dass der pfarrer der gemeinde nach dem mund reden muss. 6. fazit: die kirchensteuer ist ein erfolgsmodell, schafft arbeitsplätze mit zukunft, also lasst die kirche im dorf. mir wird es grauselig, wenn ich daran denke, wie unser soziales klima aussähe, wenn wir soziale einrichtungen der privaten wirtschaft überlassen würden.

viele grüße kj

das mit der nazizeit ist natürlich quatsch

nemo13  19.07.2009, 19:57

Wie kommst du nur darauf, dass die Zahlung der Kirchensteuer freiwillig wäre ?
Der Hinweis auf die Lohnsteuer ist nur die eine Seite. Kirchensteuer wird insgesamt von der Einkommensteuer berechnet und erfasst damit natürlich nicht nur Arbeitnehmer.
Und wenn mal wirklich nichts auszurechnen ist, kann statt der KiSt. ein besonderes Kirchgeld festgesetzt werden.
Was die Leistungen der Kirche betrifft, teile ich deine Meinung. Ich bin allerdings der Auffassung, dass mehr Geld an die Kirchenbasis müsste und weniger dem Protzbestreben höherer kirchlicher Würdenträger dienen dürfte.
Die heutige Verteilung ist ganz bestimmt nicht aus der Bibel abgeleitet.

rose100 
Beitragsersteller
 03.08.2009, 19:13
@nemo13

Das ist ein D-DH wert. Doppel-Daumen Hoch

"Wissensfragen sind nur dann erlaubt, wenn sie nicht auf einfache Art und Weise ergoogelt werden können."
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...also, aha. Es sind also nur gute Antworten erlaubt, gute Fragen hingegen nicht. Vielleicht sollte man dann bei www.guteantworten.de nach guten Fragen suchen, oder wie?
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Fragen wie "Bin ich schwanger" können doch wohl nicht ernsthaft euer Anspruch sein, oder bin ich hier komplett falsch, Oliver vom gutefrage.net-Support?

rose100 
Beitragsersteller
 03.08.2009, 19:22

Lieber Oliver, ich habe gegoogelt und zuerst (auf einfache Weise)nichts gefunden. Ich wollte es aber sofort wissen ob es richtig ist das die Nazis diese Steuer eingeführt haben um die Kirche zum Schweigen zu bringen - Darum fragte ich das. Während die Frage lief habe ich weiter gegoogelt und was gefunden. Nästes mal werde ich die Frage anders stellen, vielleicht irgendwie doof wie dein Beispiel mit der Schwangerschafft. Jedenfalls haben mich die Antworten darauf voll und ganz zufrieden getellt. Trotzdem Danke das du und dein team hier ordnung mit der net-policy hältst. rose100

Die Kirche hat Kirchen gebaut, Gemeindehäuser, Krankenhäuser... und das alles muss auch immer in Ordnung gehalten werden. Sie hat Personal, das leben muss.Auch die Kirche kriegt nichts umsonst, obwohl sie möglichst alles umsonst machen soll! Kirchliche Einsätze kosten Geld und so spendenfreudig sind ihre Mitglieder auch wieder nicht, dass sie das alles mit Spenden bezahlen. Früher, als unser Sozialnetz noch nicht so funktionierte wie heute, haben sie noch viel mehr die Armen unterstützen müssen. Also braucht die Kirche Geld, woher soll es denn kommen? Kirchensteuer muss es schon lange geben und davor war wahrscheinlich die Opferbereitschaft größer als heute, weil der Glaube an Gott noch normal war.

Progo  19.07.2009, 19:19

Leider verbreiten einige Atheisten hier bei GF die falsche Ansicht, dass die Kirchensteuer auf die Nazis zurück geht. Das ist definitiv falsch. Die Kirchensteuer geht auf die enteignung der Kirchen im Zuge der Säkularisation zurück, und die war viel früher als die Nazis.

So beginnt 1827 in Lippe-Detmold die Einführung der Kirchensteuer. Es folgen 1831 Oldenburg, 1835 die preußischen Provinzen Rheinland und Westfalen durch die rheinisch-westfälische Kirchenordnung, 1838 Sachsen, 1875 Hessen, 1888 Baden, 1892 Bayern und 1905/1906 Preußen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kirchensteuer_(Deutschland)#Geschichte

rose100 
Beitragsersteller
 03.08.2009, 19:31
@Progo

Hallo Progo, das lag mir absolut fern eine solche behauptung aufzustellen oder es ist auch nicht meine Ansicht. Ein Freund von mir behauptete das und ich konnte das wirklich nicht glauben das sich die Kirche so verkaufen würde. Ich wollte das deshalb einfach nur wissen, und siehe da es stimmt nicht. Vielen Dank für deine Antwort.