Keine Lust mehr auf FSJ (nur Drecksarbeit für zu wenig Lohn)

17 Antworten

Also ich muss jetzt auch mal etwas dazu sagen weil hier alle so negativ auf sie reagieren. Ich mache gerade auch ein FSj, auch nur 6 Monate weil ich im April mit dem Studium beginne und zwar im Krankenhaus in der Pflege. Ich machte das, weil nach dem Abi bei mir ein bisschen die Luft raus war, ich medizin studieren will aber noch nie ein Krankenhaus von innen gesehen habe: deshalb das FSj. Um festzulegen, ob ich als Arzt dort arbeiten kann/will, den Schichtdienst ausprobieren, bisschen was lernen wies bei den Pflegern so ist und dadurch den Krankenpflegedienst schon mal gemacht zu haben für das studium.DOCH trotz all dieser Gründe hatte auch ich in den ersten 2 Monaten unglaubliche Probleme dort- obwohl die Schwestern sehr nett zu mir waren. Deshalb verstehe ich diejenige die den Thread erstellt hat. Ich war immer ein Leistungsmensch - abi mit 1,4 und preis. und ich fühlte mich schon irgendwie degradiert, als ich anfangs nur putzen und bettenschieben durfte und von allen signalisiert bekam zu nichts nutze zu sein - aber woher sollte ich das alles wissen und können? Niemand erklärte mir etwas. Ich war auch sehr frustriert und an die "russische" art einer schwester musste ich mich auch erst gewöhnen, denn sie war ungeduldig mit mir wurde schnell laut und sagte offen ich sei zu nichts zu gebrauchen. Ich hatte auch irgendwie ein Problem mit den schwestern, weil da einfach zwei welten aufeinandertrafen: Arbeiter und (angehender) Akademiker und ich denke viele kennen die beiderseitigen vorurteile. ich biss mich durch und arbeite mich weiter hoch - mittlerweile arbeite ich meist anständig und schnell und darf auch mal was machen, manchmal jedoch bin ich immer noch langsam und schlecht. Ich verstehe nur das mädchen was den thread erstellte - praktische arbeit ist NICHT mein talent - ich bin kopfmensch. Ich gebe mir große Mühe, besser zu werden aber war am anfang auch ERSCHLAGEN vom rasanten Krankenhausalltag und kriegte es nicht wirklich hin, ich wollte besser werden aber wurde trotz der mühen gescholten - noch dazu bin ich freiwilliger, und dachte: DAFÜR habe ich mein studium verzögert?? Ich helfe euch schwestern freiwillig und ihr dankt es mir mit verachtung? Ich bemerkte sogar eher, dass die schwestern oft auf mich und schüler herabsahen als "nicht examinierte" und "nutzlose studenten" usw. während ich mir alle mühe gebe, nie (!) über jemandes arbeit zu urteilen und jeden als wertvoll zu sehen, der sich mühe gibt dabei! das alles frustrierte mich am anfang auch zu tode, und ohne die seminare, meine freundin, meine starke familie und die Mentorin (Krankenschwester) auf der station hätte ich wohl auch nach 2 Monaten gekündigt. Ich dachte halt, ich verschwende hier meine Zeit während meine Freunde bereits so viel im studium lernen, und ich setze meine talente (die in der Kopfarbeit liegen) nicht ein! und DAS frustrierte mich: mein können nicht einbringen zu können. Genau das.

Mädchen, willkommen im richtigen Leben!

Ein FSJ soll nicht einfach sein - immerhin genießt du danach Vorteile im Lebenslauf und bei der Uni-Bewerbung. Da sollte man schon ordentlich gearbeitet haben, damit man diese Vorzüge bekommt.

Natürlich war es nicht in Ordnung, dass euch die Altenpflegerin mit dem Putzlappen beworfen hat, aber wenn ich so demotiviert rumhockt und nichts tut, irgendwie verständlich. Ihr müsst euch schon in die Arbeit richtig einbringen, auch wenn es "nur" putzen ist. Putzen musst du auch später mal, es sei denn, du kannst dir eine Zugeherin leisten!

Wenn du ein FSJ im Altenheim machst, sollte dir eigentlich klar sein, dass die alten Leute hier nicht zum Spaß sind und Hilfe benötigen - die manchen mehr, die anderen weniger. Da gibt es dann eben auch Leute, die nicht mehr mitkommen, euch nicht richtig wahrnehmen und sich an nichts mehr erinnern, weil sie dement sind. Aber das ist Teil des Jobs, mit solchen Leuten zu arbeiten und klarzukommen.

Mein Rat: Zieh das durch! Das wird dir nicht nur berufliche Vorteile bringen, sondern deine Persönlichkeit auch reifen lassen, glaub mir.

Außerdem sollst du durch dein FSJ Einblicke in Jobs bekommen, die nicht so gut bezahlt werden, aber sehr viel Anstrengung erfordern. Solche Arbeiten müssen auch geschätzt werden!

Wenn du es nicht mal eine Woche aushältst, solltest du es einfach lassen. Weißt du überhaupt, was FSJ heißt?

Kündige am besten und steh ein halbes Jahr lang ans Laufband. Da verdienst du mehr, musst nicht putzen und kannst dir dann deine Reise leisten.

FSJ oder BFD macht man so gut wie immer in Einrichtungen oder Organisationen wo Menschen auf Hilfe angewiesen sind. Natürlich ist da nicht allzu viel Geld zu verdienen und man muss extrem sparen. Da sind FSJler gefragt. Man muss sich im Klaren sein, dass man da auch mal Dinge machen muss, die einem nicht so gefallen.


Nur als Referenz: Ich mache BFD beim DRK im Rettungsdienst/Krankentransport. Wir haben täglich Menschen die inkontinent sind und auf die Trage machen. Sowohl groß als klein^^. Das putzen wir natürlich auch weg, waschen die Wagen und die Wache. Letzten Montag war ich von 6:45-21:30 im Dienst. Anfangs war das echt ungewohnt, aber ich habe auch eingesehen, dass man das machen muss und es ohne Freiwillige nicht funktioniert.

Ich bin froh, wenn mich jemand pflegt und hin und her fährt, wenn ich nicht mehr kann.

Was hast Du erwartet? Das Hotel Mama ist beendet. Willkommen im echten Leben. Was meinst Du, wer sonst diese Tätigkeiten macht, richtig, die Pfleger und Pflergerinnen. Da Du eigentlich zu nichts zu gebrauchen bist, fängst Du mit den niederen Arbeiten an. Wenn Du das dann mal "im Laufe des Jahrhunderts" kappiert hast und ordentliche Arbeitsleistung bringst, dann bekommst Du auch andere Aufgaben.

Das mit dem Abbrechen würde ich mir gut überlegen, denn es hat durchaus Auswirkungen auf Deine Zukunft und macht sich gar nicht gut in Deiner Vita. Und wieso nur 6 Monate? Man sagt doch freiwilliges soziales Jahr und nicht Halbjahr.

Und Ihr werdet nicht als Putze missbraucht, sondern es gehört zu den Aufgaben und Pflichten jeder Pflegekraft, also auch zu Euch. Und mit dem Putzen und Kehren fängt man nun mal an, egal ob Azubi oder FSJler. That's life.

Mit solch einer Einstellung, hast Du einen Neuseelandurlaub jedenfalls nicht verdient. :(

Also höre auf zu jammern, stürze Dich auf Deine Aufgaben und erlebe das echte Berufsleben. :)

Hallo idontknow111,

eigentlich habe ich gerade gar keine Zeit und müsste dringenden Schriftverkehr erledigen- aber ich bin durch eine Antwort auf deine Frage auf diese aufmerksam geworden und daher möchte ich dir auch noch schnell etwas dazu schreiben.
Ich habe mal ein wenig in deinem Profil gestöbert um zu sehen, wie alt du bist und was du sonst so schreibst. Eigentlich hört sich das (fast) alles ganz vernünftig und erwachsen an und daher enttäuscht mich deine Frage und die darin verwendeten Formulierungen doch ein wenig. Ich persönlich finde es ein wenig respektlos, ältere Damen mit "Oma" zu betiteln und mir wäre das gar nicht in den Sinn gekommen, denn meine Oma war einzigartig und ich habe sie sehr geliebt.
Obwohl ich in einer ganz anderen Sparte arbeite, komme ich von berufs wegen sehr häufig in soziale Einrichtungen (Altenheime, Kinderheime usw.) Ich habe den allerhöchsten Respekt vor dem gesamten Pflegepersonal und weiß, dass es eine sehr anstrengende und wenig anerkannte Arbeit ist. Daher finde ich es ganz toll, dass junge Mädchen wie du eine freiwilliges, soziales Jahr machen, um das notorisch unterbesetzte Personal zu unterstützen. Du bist jung und kräftig und bringst natürlich mit deiner Jugend auch frischen Wind in solche Einrichtungen. Aber nicht nur die Bewohner und Mitarbeiter profitieren, denn auch du kannst von dieser Zeit viel profitieren und mitnehmen. Versuche doch einmal offen auf die alten Menschen zuzugehen und habe ein wenig Geduld mit den Eigenarten des Alters: die Menschen werden langsamer (nicht nur körperlich) und vergesslich.....aber genau das gleiche wird dir in diesem Lebensabschnitt vermutlich auch passieren und dann wirst du dankbar für jede Zuwendung sein.
Versuche doch einmal nett und freundlich zu den Menschen zu sein- du wirst ein solches Lächeln in ihre Gesichter zaubern, dass dir der Tag im Fluge vergehen wird.
Da ich auch viel im Verkauf tätig bin, bediene ich Kunden aller Altersklassen. Weißt du, welche Kunden mir am liebsten sind? Die Schwierigen, die sonst keiner haben will- und das sind nicht selten die Älteren. Ich persönlich finde sie ja nicht schwierig, da ich versuche, auf jeden Menschen und seine Wünsche und Bedürfnisse einzugehen. Kennst du das Gefühl, wenn man nach getaner Arbeit nach Hause geht und ein dickes Lob für seine Arbeit bekommen hat und man das Gefühl hat, alles richtig gemacht zu haben?
Probiere es doch einmal aus und du wirst feststellen, dass auch diese Arbeit Spaß machen kann. Und zu guter Letzt: Alles was ich bisher in meinem Leben gelernt habe, kam mir irgendwann einmal zu gute. Stell dir einmal vor, du musst deine Mutter oder deinen Vater im Alter pflegen- wie dankbar wirst du dann sein, wenn du auf deine Erfahrungen in diesem Jahr zurückgreifen kannst.
Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft zum durchhalten.

Liebe Grüße

Momo1965  12.09.2013, 11:07

Hut ab und meinen allergrößten Respekt dafür, dass es Dir bei dieser provokanten Fragestellung so hervorragend gelungen ist, einfühlsame und aufmunternde Worte zu finden. ..... ganz Nolti halt! ;-)

Nolti  13.09.2013, 07:25
@Momo1965

Hallo Momo,
lieben Dank für dein Lob.
Ich bin mir nicht sicher, ob meine aufmunternden Worte auch angekommen sind- überwiegend hat es hier ja nur Kritik gehagelt. Ich kann mich aber teilweise auch in das Mädchen hineinversetzen. Wenn es tatsächlich ihre erste Erfahrung mit dem Berufsleben ist, hat sie sich eine ziemlich harte Schule ausgesucht und falls sie von ihren Eltern nicht entsprechend darauf vorbereitet wurde, ist es tatsächlich wie ein Sprung ins kalte Wasser. Ich denke, sie wird das schon schaffen und anschließend auch ein wenig anderes über ihre (älteren) Mitmenschen denken. Ich wünsche es mir auf jeden Fall, denn diese abwertende Haltung gegenüber alten Menschen ist ja leider schon ziemlich verbreitet und nicht nur bei den Jugendlichen.