Dreck im Haus
Ich wohne in einem 5 Mietpartein Haus. Vor ein paar Monaten hat unser Vermieter 3 Wohnungen an Asylanten vermietet. Und damit ging der Ärger los. Sie putzen nicht. Es hat auch schon mal 3-4 Wochen gedauert, bis überhaupt mal ein Besen in die Hand genommen wurde. Und dann auch nur das Nötigste. Es ist schmutzig/dreckig. Vor dem Haus stehen leere Wein/Schnapsflaschen. Mittlerweile schämt man sich jemanden einzuladen. Der Vermieter ist 78 Jahre und wohnt 50 km entfernt. Jede Woche rufe ich ihn an und sage ihm das es hier dreckig ist, das die Asylanten nicht putzen. Es ist zum verzweifeln. Vor 3 Monaten hat er allen Mietern im Haus einen Brief geschrieben, das geputzt werden muß. Das Schreiben wird erfolgreich ignoriert. Vor 7 Wochen kam der Vermieter und hat sich selbst hingestellt und die Treppe gereinigt.( mit 78 Jahren) Ich habe von den ganzen Dreck schon Fotos gemacht und bin damit zum Sozialamt, da die Asylanten ja von da ihre Miete bezahlt bekommen. Sie fanden es zwar schlimm, konnten aber nicht weiter helfen. Ich solle zum Rechtsanwalt gehen. Ich wohne seit 15 Jahren hier und jetzt soll ich gegen den Vermieter vorgehen? Ich habe dem Vermieter eine Putzfrau vorgeschlagen.Da resigniert er, da die Leute sowieso kein Geld hätten. Die Zustände hier im Haus sind nicht mehr hinnehmbar. Der Vermieter wohnt 50 km weit weg, ist 78 Jahre und hat keinen Nerv mehr sich rum zuärgern. Der Dreck bleibt oft wochenlang liegen. Wenn ich mit putzen dran bin, dann muß ich erst einmal warten . bis der Vormieter, sich nach Wochen endlich mal bequemt zu putzen. Und dann, leider nur einwenig. Nur das Nötigste. Das heißt, ich muß dann das mitmachen, was er nicht gemacht hat.
8 Antworten
Wenn die Wohnungen von Flüchtlingen bewohnt werden, zahlen die ganz sicher keine Miete... der Mieter ist die Stadt/der Landkreis oder ein beauftragter Träger. Dieser Vertragspartner ist der Ansprechpartner, wenn im unmittelbaren Dialog mit den Bewohnenden keine Lösung zu finden ist. Im Mietvertrag steht garantiert etwas zum Putzen der gemeinschaftlich genutzten Bereiche. Vielleicht steht da schon explizit, dass im Falle, dass das nicht erledigt wird, ein externes Unternehmen beauftragt wird und die Kosten auf die Nebenkosten umgeschlagen werden. Jedenfalls ist das üblich, ansonsten lies mal im eigenen Vertrag nach, was zu diesem Punkt festgelegt ist. Genau das sollte der Vermieter gegenüber seinem Vertragspartner geltend machen, zunächst schriftlich ankündigen.
Es ist logisch, dass Probleme entstehen, wenn Leute so unvermittelt in Situationen geworfen werden... die Flüchtlinge, wie auch Du. Dass da keine Vermittlung stattfindet, ist erstmal ärgerlich, aber wohl kaum zu ändern ohne Engagement. Wie ich aus Deinen Zeilen lese, ist da Fremdheit, Informationsbedarf und Misstrauen (was ganz normal ist). Die untergebrachten Flüchtlinge haben ziemlich sicher noch viel mehr mit Fremdheit, Informationsbedarf und Misstrauen zu schaffen.
Wie wäre es, wenn der Vermieter und/oder die eingesessenen Mietparteien zu einer kleinen Hausversammlung einladen? Man trifft sich, stellt sich vor, einigt sich auf eine Tagesordnung und beschließt gemeinsam etwas zu den Punkten, die anstehen. Alle können vorbringen, was sie gerne geändert hätten und anbieten können. Am besten noch mit Kaffee und Kuchen und ein klein bisschen Zeit, um sich mal anders kennen zu lernen, als im Vorbeigehen auf dem Flur oder per Auffinden von Glasmüll. ;-) Bei so einem Treffen würde schon mal einiges in Sachen Fremdheit/Informationsbedarf/Misstrauen verbessert werden: Wie ist das überhaupt mit Putzen in Deutschland, was ist da "normal" und wird implizit von allen erwartet? Haben die Flüchtlinge das Material dazu (Wischmop, Eimer, Putzmittel,..)? Was ist ein Glascontainer und wo ist einer? Kennen die Mülltrennung, wie sie hier praktiziert wird? Was haben die neuen Mietparteien für Fragen, Anmerkungen oder Wünsche?
Es ist einfacher, sich sich in seinen Annahmen bestätigt zu sehen und sich zu ärgern... aber das ändert nix, produziert nur neue Probleme. Die einzige Lösung, die es gibt, ist Begegnung. Die bedeutet ganz sicher nicht, dass sich alles in eine rosa Multikulti-Freude-Wolke auflöst, sondern etwas Arbeit. Andererseits kann diese Arbeit auch was Positives bringen (außer, dass vielleicht der Dreck weniger wird - aber das ist ja schon mal was!)... vielleicht ist da auch jemand eingezogen, den es lohnt, kennen zu lernen.
Und jetzt mal ehrlich? Warum sollte ich für die Leute putzen? Ich bin berufstätig. Die Leute nicht. Die schlafen bis Mittag.
Ich denke, dass die Hausversammlung eine wirklich gute Idee ist. Im schlimmsten Fall wird nix besser, aber man hat danach eine klarere Vorstellung davon, wo genau das Missverstehen/Problem liegt und weiß, was der nächste Schritt sein kann. Wenn das Ergebnis besser ist als der schlimmste Fall (wahrscheinlich, denke ich), gibt es eine Verbesserung der Situation. Auch Lärm oder sonstige Punkte des Zusammenwohnens können da angesprochen werden. Die Lage der Leute, oder gar die Leute selbst können nicht mit deutsch/nichtdeutsch erklärt werden. Das reicht vielleicht im ersten Ärger für einen selbst, aber es reicht nicht, um eine Verbesserungsmöglichkeit zu finden.
Die neuen Mitbewohner haben vielleicht eine echte Sehnsucht nach Normalität... das ist sogar wahrscheinlich, nachdem sie vor Armut und/oder Krieg geflüchtet sind. Aber sie haben keine Normalität, leben in einer Blase des Anormalen. Und das, was in Deutschland Normalität bedeutet, was in diesem Haus normal ist oder nicht, ist ihnen vielleicht völlig unbekannt und ohne Kontakt wird es das auch bleiben. Außer, dass Normalität, vielleicht sehr gewaltsam, aus ihren Leben verschwunden ist, ist da noch die Hürde, dass sie in kompletter Fremdbestimmung leben. Von Fremdbestimmung zu Selbstbestimmung zu finden und so wieder eine Normalität gewinnen zu können... puh! Das ist verdammt schwer! Wenn Du Dich darüber ärgerst, dass sie das noch nicht können (im allerschlimmsten Fall nie mehr können werden), dann wird sich am Dreck im Haus nichts ändern. Deshalb ist es, denke ich, auf jeden Fall mehr versprechend, wenn Ihr schaut, welche Unterstützung dabei hilft. Selbstbestimmung und Finden von Normalität ist auch, einen Besen in die Hand zu nehme oder an einer Hausversammlung teilzunehmen... den Alltag wahrnehmen.
Es geht nicht um die Frage: Warum sollte ich für die Leute putzen?
Die Hausversammlung ist sicher den (geringen) Aufwand wert. Das wäre mein erster Schritt. Auch die Stadt ist ein guter Ansprechpartner (garantiert ist das nicht die erste Problemlage, die denen in Sachen Flüchtlingsunterkünfte begegnet)... aber ich selbst würde als erstes direkten Kontak bei so einer Hausversammlung suchen.
Bei der Stadt waren wir schon. Sogar mit Fotos. Sie können nichts tun, da der Vermieter privat ist. Sie zahlen zwar die Miete, sind aber nicht die Vermieter. Was uns geraten wurde von der Stadt , ist Mieterverein und dann Miete kürzen(Verschmutzes Treppenhaus/Lärm usw). Oder eben zum Rechtsanwalt. Der Vermieter wird dann sozusagen gezwungen für Abhilfe zu sorgen. Der Vermieter wird sich dann genauer überlegen, ob er Mietminderungen hinnimmt. Er muß dann aktiv werden. (So die Aussage der Stadt)
OK... wenn der Weg zur Stadt schon genommen wurde und nix gebracht hat, dann denk vielleicht mal über den Tipp mit der Hausversammlung nach.
Seit Monaten sprechen wir diese Mieter darauf an. Ein Mieter gab uns sogar zur Antwort. " Er hätte keine Zeit zum putzen, da in seinem Land( Irak) Krieg ist. Er hätte andere Sorgen als Treppenhaus zuputzen." Und so vergingen dann wieder 3 Wochen wo im Haus nichts gemacht wurde. In der 4. Woche kam dann der Vermieter und putze geschwind das Nötigste.
Nur etwas ansprechen ersetzt nicht die Hausversammlung. Alleine kann man sich allen möglichen Sachen entziehen, aber in so einer "offiziellen" Versammlung hat man viel zu viel Gruppenbewusstsein (und -druck), um etwas leicht abzutun. Und auch der- oder diejenige, der/die anspricht, hat bei so was einen besseren Rahmen dafür: Man ist nicht einzelne Privatperson, sondern Teil der (anwesenden) Gemeinschaft. Ich würde das echt mal versuchen.
Nur mal so ein Gedanke... angenommen, Menschen, die ich liebe, sind ermordet worden, ich selbst vielleicht vergewaltigt, meine Eltern krank zurück geblieben und meine Ersparnisse weg (nur als Fantasie... keine Ahnung, was den Leuten konkret widerfahren ist)... dann kann ich mir sehr gut vorstellen, dass mich Briefkästen, Hausflur und Leergut nicht interessieren würden. Ich würde versuchen, mit den erfahrenen Traumata zurecht zu kommen, mit den anderen Überlebenden meiner Familie und ihren Traumata zurecht zu kommen und mit Internet und Telefon Kontakt halten zu denen, die da noch sind. Der Alltag und die Sauberkeit im Mietshaus wären mir wurschtpiepegal. Und ich bin sehr deutsch. ;-)
Die anderen Mieter im Haus haben aber auch Rechte und Interessen. Sie müssen nicht kommentarlos zurück stecken und ohne Wenn und Aber mitleiden. Das müssten sie mir aber verständlich machen. Von alleine würde ich nicht drauf kommen und es eher sogar noch von mir wegschieben, wenn man mich im zufälligen, vielleicht noch ärgerlichen/unfreundlichen Rahmen darauf aufmerksam macht. Es müsste also eine Begegnung stattfinden, eine Kommunikation, die ankommen kann. Bei beiden Seiten.
Das Leid von Krieg, Terror, Mord, Vergewaltigung, Vertreibung und Armut betrifft Dich - zum Glück!!! - nicht direkt. Aber indirekt.
Durch das Zusammenwohnen. Du bist indirekt betroffen... nicht von der Nachlässigkeit von "Undeutschen", sondern vom Terror der Gewalttäter. Ich finde, wir sollten versuchen, damit gut umzugehen, wenn das so ist. Dankbar, dass wir nicht direkt betroffen sind (!!!) und solidarisch, hilfreich, produktiv und so positiv, wie es geht, mit den direkt Betroffenen.
Bei der Frage, wie ein solches Umgehen im von Dir geschilderten Fall möglich ist, fällt mir die Hausversammlung ein. Ein Gremium, wo verschmutzte Briefkästen und umgefallene Pflanzenkübel ihren Platz haben. Wo Du als Anwältin Deiner Interessen sprechen kannst und andere als Vertreter der ihren. Und wo Lösungen und Kompromisse gefunden werden können.
Zieh aus, wenn es Dir nicht passt. Rechtlich kannst Du da leider nichts machen. Der Vermieter kann (nutzlose) Abmahnungen schreiben und einen Putzdienst organisieren, auf dessen Kosten er aber hängen bleiben wird, da alle Mieter einverstanden sein müssen...
Auch das ist es was der Vermieter selbst sagt. Er bleibt letztendlich auf den Kosten sitzen. Also stellt er sich alle paar Wochen selbst hin und putzt das Nötigste. Nur kann es ja nicht sein, das wir jetzt verdrängt werden. Und wirklich bezahlbare Wohnungen gibt es in Deutschland nicht mehr all zuviel.
Kann der Vermieter nicht einfach einen Renigungsdienst auf die Kosten der Asylanten kommen lassen, der sich dann nur um deren Bereich kümmert?
Bei diesem "Thema" muss man sich ja immer sehr vorsichtig ausdrücken.
Ich denke mir oft, warum nehmen nicht mal die Politiker - als gutes Vorbild - Asylanten in ihre Staatsvillen auf!
Ich denke mal, dass Dein "alter" Vermieter die Situation nicht überblickte, als er die Wohnungen vermietete.
Ich denke da gibt es nur 3 Möglichkeiten:
- Du ziehst aus!
- Du ignorierst die Situation!
- Schlag deinem Vermieter vor, dass du die Reinigung übernimmst. Vielleicht kann er dir ja bei der Miete dafür etwas erlassen!
Die dritte Möglichkeit habe ich dem Vermieter vorgeschlagen. Das möchte er nicht. Er braucht die ganze Miete.
Schreib diesen Text und noch ein wenig mehr den Politikern, vor allem an Rotgrün und dem Bundespräsident, der uns ständig unsere "besondere Verantwortung" einbläut bei seinen Sonntagsreden.
Ich habe vor der Haustür links und rechts Pflanzen aufgestellt zur Verschönerung. Die werden umgeschmissen. Ich kam dazu und fragte was das soll? Die Antwort war: " Oh das war meine Kind". Ich sagte, " Ok, aber dann kann man sie doch wieder aufheben/hinstellen". Ich musste sie selbst wieder hinstellen. Die Mutter stand daneben und schaute zu.
Der Vermieter hat privat an Flüchtlinge vermietet. Die Miete dafür bekommt er von der Stadt. Jede Woche rufe ich ihn an und ich merke das er von meinen Anrufen genervt ist. Er sagte mir sogar schon, ich könnte es doch mal für die Leute machen(Treppenhaus putzen). Ich solle mich nicht so haben. Es ist ja nicht nur der Dreck. Es ist laut,( auch in der Nacht), Polizei war auch schon hier und anscheind wird auch sehr viel getrunken. Die Wein/Schnapsflaschen werden nicht im Container entsorgt, sondern einfach vor die Haustür gestellt. Der Vermieter kommt dann so ca 1 mal im Monat und nimmt die Flaschen mit und entsorgt sie. Ich habe einen 18 jährigen Sohn der die 12. Klasse besucht. Er läd niemanden mehr ein. Weil man sich schämt. Sogar der Postbote hat sich schon beschwert. Die Briefkästen der Leute sind so dreckig, klebrig und verschmiert.So das man sie kaum noch anfassen mag. Wir haben alle die selben Briefkästen, aber von den deutschen Mietern die sind sauber. Eben weil wir auch mal einen Lappen in die Hand nehmen und darüber putzen. Sie tun nichts.