"blauäugig sein"

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Abgesehen davon, daß blaue Augen allgemein für Treue und Aufrichtigkeit stehen, spielt diese Wendung drauf an, daß Babies immer blaue Augen haben, weil die Farbpigmente auf der Regenbogenhaut (Iris), die später die eigentliche Augenfarbe ergeben, noch nicht in ausreichendem Maß vorhanden sind. blauäugig sein bezieht sich also auf die Unbedarftheit eines Kleinkindes.

Die eigentliche Augenfarbe hängt davon ab, wieviel Melanin (so heißen die Farbpigmente) sich in der Iris abgelagert haben. Je mehr Pigmente, um so dunklere Augen. Da dieselben Pigmente auch Haar- und Hautfarbe bestimmen, ist es nicht verwunderlich, daß blaue Augen meist zusammen mit blondem Haar und sehr heller Haut auftreten und im Gegenzug braune Augen mit dunklem Haar und dunklerer Haut.

Blauäugigkeit...assoziiert bei vielen Menschen etwas Unschuldiges, ein Sinnbild der Treue und Durchsichtigkeit. Blaue Augen gelten gemeinhin als Symbol der Klarheit, als erfrischende Quelle, als Labsal, wie in einem Gedicht des niederdeutschen Dichters Klaus Groth (1819-99):
 »Dein blaues Auge hält so still.
 Ich blicke bis zum Grund.
 Du fragst mich, was ich sehen will?
 Ich sehe mich gesund«.
Kommt ein Kind zur Welt, hat es - da die Regenbogenhaut noch nicht voll entwickelt und für »Blau« am wenigsten Farbpigment nötig ist - zunächst immer blaue Augen. So verband man mit dieser Augenfarbe auch immer die Vorstellung von Naivität und Unschuld. Bezeichnet uns jemand als »blauäugig«, meint er, wir seien naiv, unerfahren, harmlos und gutgläubig. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts ist die Wendung eher negativ besetzt. So spricht Thomas Mann (1875-1955) in der 1903 erschienenen Meistererzählung »Tonio Kröger« von der Oberschicht als »zwar liebenswerten, aber geistlosen Vertretern dieser blonden und blauäugigen Normalität«. Unverhohlener Spott liegt denn auch in der Wendung »Man hat ihn nicht seiner schönen blauen Augen wegen genommen«.

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