Warum ist Homeschooling verboten in Deutschland?

13 Antworten

"Die Schulpflicht" wie sie in unseren Schulgesetzen steht, ist eigentlich nicht strenger als in unseren Nachbarländern, sie wird nur von unseren Beamten als strikter Anwesenheitszwang aufgefasst. Die offiziell dafür vorgebrachten Gründe erscheinen mir allesamt vorgeschoben. Niemand interessiert sich bei Schülern, ob sie den Stoff verstehen oder ob ihnen der Schulbesuch irgendwas bringt oder ob die Schüler später mal in Hartz IV rutschen. Die Schule hilft mit schlechten Zeugnissen sogar gerne noch aktiv nach, um Leuten ihren Einstieg ins Berufsleben zu versauen. Es geht auch nicht um Integration. Schulen ziehen ja bevorzugt Leute aus ihrer Nähe an, also bleiben die Stadtviertel unter sich. Es geht auch nicht um das Einüben von Pluralität. In der Schule herrscht ein hoher Konformitätsdruck - im Unterricht lernst du, dass du mit Hinblick auf deine Noten nur gewünschte Meinung äußerst, und in der Pause lernst du, welche aktuellen Marken von Kleidung und Technik du zu erwerben hast.

Die wahren Gründe für die Verteufelung von Freilernen/Unschooling oder Heimunterricht/Homeschooling dürften da liegen, wo du sie vermutest: Anscheinend fällt der Schulzwang bei autoritätshörigen Deutschen auf sehr fruchtbaren Boden. Außerdem denke ich, dass sich kein Lehrer zeigen lassen will, dass man wunderbar ohne seine aufwändig ausgetüftelte Lehrarbeit klarkommen kann. Und die Eltern wollen nicht von ihren Kindern gezeigt bekommen, dass sie sich möglicherweise 12 Jahre lang umsonst durch die Schule gequält haben. Die Leute, die heute nach den schärfsten Sanktionen für "Schulverweigerer" rufen, waren meistens selbst Mobbingopfer und versuchen es sich nachträglich dadurch schön zu reden, dass sie sich sagen, dass es sie aber abgehärtet habe.

Es gibt glücklicherweise genügend Eltern in Schland, die dem Schulzwang die Stirn bieten. Sie treffen sich beispielsweise auf dem http://schulfrei-festival.de/ .

asp514  26.04.2018, 18:55

Die Schulpflicht ist eine große zivilisatorische Errungenschaft. Wer diese mit fadenscheinigem Geschwafel schlechtredet beweist, wie notwendig sie ist.

Schnurzl42  26.04.2018, 18:56
@asp514

Was heißt "zivilisatorisch"? Es gibt sie in dieser Form ja fast nur in Deutschland.

Hooks  27.04.2018, 17:28
@asp514

Du verwechselst hier Bildungspflicht mit Schulbesuchspflicht.

Kuhlmann26  28.04.2018, 12:39
@asp514
Die Schulpflicht ist eine große zivilisatorische Errungenschaft.

Das ist bestenfalls ein riesen großer Irrtum und schlimmstenfalls propagandistisches Geschwafel.

... beweist, wie notwendig sie ist.

Notwendig für wen?

maxeto0910838  03.09.2020, 03:10
@asp514

Sieht man ja... Durch die Schulpflicht kommen Menschen wie du aus den Schulen, die nicht argumentieren können. Nein, du zeigst, wie mehr als angebracht und wichtig eine Bildungspflicht wäre, bei der jeder dazu verpflichtet ist, sich hinreichend zu bilden. Bei der Schulpflicht wird lediglich Wert darauf gelegt, ob man in eine Schule geht. Mit Bildung hat das erstmal nichts zu tun.

Oder mögen die deutschen staatliche Bevormundung?

Sie sind zumindest immer noch ziemlich Obrigkeitshörig, würde ich sagen. In Deutschland wurde die Schulpflicht erfunden und es gibt sie schon seit Jahrhunderten. Wobei sie erst vor einigen Jahrzehnten in einen Zwang verwandelt wurde. Aber auch davor gab es nur wenige Ausnahmen zur Befreiung vom Schulbesuch. Verbunden war die Einführung der Schulpflicht mit Propaganda. Man behauptete beispielsweise, man würde mit der Schulpflicht die Kinderarbeit beseitigen wollen und für Bildung sorgen.

Das war jedoch nicht von Beginn an so. Als der Preußische König 1717, also vor gut 300 Jahren, in seinem Staat die Unterrichtspflicht einführte, war sie auf die Zeit begrenzt, die die Kinder nicht auf den Feldern arbeiten mussten. Und ein Lehrer - meisten waren das die Pfarrer - sollten wenigstens Lesen und Schreiben können. Der wahre Grund für die Einführung der Schulpflicht war aber, dass der König Soldaten brauchte und gute Christen haben wollte. Es ging ihm überhaupt nicht um ein gut gebildetes Volk.

So ist es über die Jahrhunderte geblieben; bis heute. Wenn die Deutschen etwas machen, dann machen sie es gründlich und "verbessern" es immer mehr.

Ein weiterer wichtiger Grund für den Erhalt des Schulzwangs ist der, dass es ein großes Heer vom Arbeitskräfte in diesem Bereich gibt. Würde man den Schulzwang abschaffen, stellte man irgendwann fest, dass für die Bildung kein Schulbesuchszwang erforderlich ist. Damit wäre natürlich auch großer Teil der Beschäftigten überflüssig.

Wenn Du verstehen willst, warum das deutsche Schulsystem so funktioniert, wie es funktioniert, lies das Buch "Tamagotschi Schule" von Klaus H. Sindern.

https://www.tologo.de/tamagotchi-schule/

An Homeschooling ist wenig schlecht. Aber man könnte unterstellen, der Staat hat keine Interesse an selbstständig denkenden Bürgern.

Gruß Matti

Hooks  28.04.2018, 21:02

Damit liegt man womöglich gar nicht so verkehrt...

Oder mögen die deutschen staatliche Bevormundung?

Im Gegenzteil, das ist so, weil man den Kindern so viel Bevormundung nicht zumuten will.

Weißt Du, es gibt da so durchgeknallte Heinis, die würden den Kindern dann nur z.B. Märchenunsinn aus irgendwelchen Religionsbüchern vor salbatern und die Realität völlig außer Acht lassen.

Solche Kinder sind hinterher lebensunfähig, das muss natürlich verhindert werden.

Es reicht ja sochon, dass sie das ohnehin schon tun, aber dann würden diese armen Kinder nun wirklich krank.

Und weil ein Kind so nicht bevormundet werden sollte, besteht die Schulpflicht

Schnurzl42  26.04.2018, 07:58

Du sprichst hier Eltern generell ihre Erziehungskompetenz ab. Da bewegst du dich nicht mehr auf Boden des Grundgesetzes. Schau mal in Artikel 6 desselben.

feinerle  26.04.2018, 08:52
@Schnurzl42

Viele Eltern hätten die Kompetenz, ich kenne da einige, nur, naive Märchenhinterhertrotter haben diese eben nicht. Man hat nicht generell eine Kompetenz, Kompetenz wird bewiesen, durch Kenntnis, Weitsicht, Weisheit - und solche Leute beweisen, dass diese ihnen fehlt.

Kompetenz wird nich im Grundesetz zugesichert. Dazu muss man einsichtig, gebildet und weitsichtig genug sein.

Und zudem ist da nicht von Kompetez die Rede, sondern von etwas, was viele vergesse, on PFLICHT!

Komsiches Wort.... wenn man jetzt nur noch wüsste, was das bedeutet. Alles schreit immer nach den Rechten.... Pflicht? Was ist den bitte das?????

Hooks  27.04.2018, 16:46
@feinerle

Was für eine Pflicht? Meinst Du die Schulpflicht? Ausnahmen sind in Ausnahmefällen gestattet. Sogar das ganz normale Gesetz gibt es her, daß zuhause unterrichtet wird. Man müßte nur als Ausnahmefall betrachtet werden.

Ich kenne wesentlich mehr Homeschooler, die wissen, was "Pflicht" bedeutet, vor allem ihren Arbeitgebern und Familien gegenüber, als Menschen, die sich durch die öffentliche Schule gemogelt und gegammelt haben.

Schnurzl42  30.04.2018, 16:38
@feinerle

Man kann Kinder nicht allesamt entmündigen, weil du einzelne Eltern vermutest, die ihre Kinder nicht nach deinen Vorstellungen erziehen. Man kann auch nicht alle Erwachsenen präventiv ins Gefängnis stecken, nur weil es einen gewissen Prozentsatz Kriminelle gibt. Das Grundgesetz hat den Rahmen meiner Meinung nach sehr sinnvoll gesteckt: Der Normalfall ist, dass die Eltern sich um ihre Kinder kümmern. Die staatliche Gemeinschaft soll darüber wachen, aber nur in allerhöchsten Ausnahmefällen eingreifen. Der Schulanwesenheitszwang, wie er aktuell von deutschen Behörden praktiziert wird, kehrt diesen Ansatz in sein komplettes Gegenteil um. Eltern werden für 12 von 18 Jahren der Kindheit als komplett erziehungsunfähig hingestellt und zugunsten professioneller Staatsausbilder beiseite geschoben. Eltern finden nur noch als Schulhelfer Verwendung oder als Sündenböcke, wenn die Staatsausbilder versagen.

Der deutsche Staat möchte, dass jeder dieselben Chancen hat. Das setzt dieselben Bildungsmöglichkeiten voraus. Die Qualität von Heimunterricht ist nicht prüfbar.

Schnurzl42  26.04.2018, 08:02

Doch selbstverständlich. In Österreich werden Heimschüler jährlich geprüft.

Hooks  27.04.2018, 16:43
@Schnurzl42

Sie werden m.W. überall geprüft außer GB.

Ist die Qulität in den öffentlichen Schulen denn überprüfbar? Schreib ab, und Du hast ohne was zu wissen, ein egute Note. Forsch mal nach, wieviele An-alphabeten es schaffen, die Schule zu absolvieren.

Schnurzl42  28.04.2018, 10:17

Die Qualität von Schulunterricht wird ständig geprüft. Wenn sie schlecht ist, kriegen aber die Schüler die schlechten Noten. Und nach einer schlechten Note bekommen weder Schüler noch Schule Hilfe zur Verbesserung, sondern es wird einfach weitergemacht.

Hooks  28.04.2018, 12:47
@Schnurzl42

Es wird auch nie geguckt, was man noch besser hinkriegen kann, sondern Deutschland sucht gezielt nach Fehlern. Anderswo ist das nicht so. Andere Länder sehen das viel entspannter. Und die Leute werden auch was!

Kuhlmann26  14.10.2020, 08:58
Die Qualität von Heimunterricht ist nicht prüfbar.

Angesehen davon, dass sie überprüfbar ist (siehe Österreich), wer überprüft den die Qualität des Schulunterrichts?

maxeto0910838  03.09.2020, 03:12

Die Schulpflicht verursacht Chancenungleichheit, da in Schulen bestimmte Temperamente gefördert, andere jedoch gehemmt werden.

Zunächst einmal ist die Schulpflicht eine der wichtigsten sozialen Errungenschaften:

  • Es ist nicht der Willkür der Eltern überlassen, ob ein Kind eine Schulbildung erfährt, demotivierte Eltern können also ihr Kind nicht einfach zu Hause lassen.
  • Homeschooling hat gravierende Nachteile, weil man sich nicht oder kaum mit anderen Gleichaltrigen auseinandersetzen muss/darf.
  • Dazu unterstützt es eine Segregation und Indoktrination von Bevölkerungsgruppen mit extremen Ansichten (z.B. bei den Evangelikalen in den USA).

Von 1000 Elternpaaren ist zudem vielleicht eins in der Lage, eine adäquate Schulbildung zu gewährleisten - und das ist schon optimistisch gedacht.

Wer also eine lebendige, interagierende Gesellschaft will, sollte eher die Schule verbessern, als sich Homeschooling ans Bein zu binden.

Hooks  27.04.2018, 17:27
Zunächst einmal ist die Schulpflicht eine der wichtigsten sozialen Errungenschaften:

Falsch!

Das trifft auf Bildungspflicht zu.

Es ist nicht der Willkür der Eltern überlassen, ob ein Kind eine Schulbildung erfährt, demotivierte Eltern können also ihr Kind nicht einfach zu Hause lassen.

Das ließe sich ganz einfach durch Prüfungen regeln.

Die richtig demotiviert sind, bleiben auch heute schon zuhause (oder auf der Straße). Es gibt in Deutschland um die 300.000 Schulschwänzer - was ist mit denen?

Homeschooling hat gravierende Nachteile, weil man sich nicht oder kaum mit anderen Gleichaltrigen auseinandersetzen muss/darf.

DAS ist auch gar nicht gut. Studien haben erwiesen, daß die Peergroup der Gleichaltrigen eine ganz große Gefahr für die Entwikclung der Kinder und Jugendlichen darstellt, weil dort ungehindert gruppendynamische Prozesse ablaufen.

Eine altersgemischte Gruppe ist allemal besser für das soziale Reifen: nach "oben" lernt man Respekt und sich-unterordnen (was in jeder wie auch immer gestalteten Beziehung gekonnt werden sollte), nach "unten" Hilfeleistung und Freundlichkeit.

Der einzige Grund, warum man sich mit Gleichaltrigen auseinandersetzen können muß, besteht darin, daß man sie in Klassen zusammenfassen kann. Im späteren Leben kommt das nie wieder vor.

Leider versuchen z.B. Typen, die sich als Chef in der Gruppe durchsetzen konnten, das auch in späteren Teams immer wieder - weil das die einzige Rolle ist, die sie gelernt haben. Solche Menschen sind eine Last für alle späteren Teammitglieder, für Ehen und Familien. Mitläufer bleiben Mitläufer und entwickeln nie eine eigene Meinung und Durchsetzungsvermögen - sondern sie hängen sich immer an, ohne nachzudenken. Das kann zu gefährlichen Mobs führen.

Dazu unterstützt es eine Segregation und Indoktrination von Bevölkerungsgruppen mit extremen Ansichten (z.B. bei den Evangelikalen in den USA).

Gerade die öffentlichen Schulen sind Brutstätten für Gruppen mit extremen Ansichten. Sie fördern durch die Gruppendynamik das Mitlaufen. Diese Jungedlichentrupps bilden sich gerade in der Schule / Pausenhof.

Von 1000 Elternpaaren ist zudem vielleicht eins in der Lage, eine adäquate Schulbildung zu gewährleisten - und das ist schon optimistisch gedacht.

So viele werden noch gar nciht mal ihre eigenen Kinder unterrichten wollen. Aber sie sollten es dürfen!

Wer also eine lebendige, interagierende Gesellschaft will, sollte eher die Schule verbessern, als sich Homeschooling ans Bein zu binden.

Willst Du damit behaupten, daß unsere Nachbarländer keine interagierenden Gesellschaften hätten? Sie alle gestatten homeschooling! (unvorstelllbar für Deutsche)

Ich habe immer wieder festgestellt, daß die Homeschooler besonders brauchbare Glieder der Gesellschaft werden. Ich weiß überhaupt nicht, wieso Du da Befürchtungen hegst.