Finanzwirt - Probleme bei der Berufsentscheidung
So ... erstmal zu meiner Situation, dann zum Problem: Ich bin 15 und in der 10. Klasse der Realschule, technisch interessiert, liebe Mathe und bin kreativ. Ich bin ein guter Schüler (Zeugnis der Klasse 9 mit einem Schnitt von 1,7, schlechteste Note 2). Bis jetzt hab ich mir gedacht, dass ich erstmal Abi mache, dann irgend was wie Architekt, Ingenieur oder Designer studiere - da hab ich ja noch Zeit! Naja, oder auch nicht. Denn auf Grund meiner guten Schulleistungen wurde ich darauf angesprochen, ob ich nicht die Ausbildung zum Finanzwirt machen möchte - ich würde bei einer Zusage empfohlen werden. Das war vor ein paar Monaten. Ich dachte mir: "Finanzwirt - das ist einseitig, langweilig und definitiv nicht das richtige für mich." Jetzt wurde ich noch einmal darauf angesprochen und ich hab es mir noch einmal angeschaut und bin auf folgende Dinge gestoßen:
Arbeitstätigkeit beschränkt sich im Großteil auf die Prüfung von Steuererklärungen
nach abgeschlossener Ausbildung, einiger Erfahrung und einem guten Arbeitszeugnis besteht möglicher Weise die Option zur Weiterbildung als Diplomfinanzwirt
die Tätigkeiten eines Diplomfinanzwirtes sind z.B. als Betriebsprüfer, Steuerinspektor oder bei der Steuerfahndung zu arbeiten
Sofern die oben genannten Dinge stimmen, spricht mich das Ganze nur in der Voraussicht, den Diplomfinanzwirt zu machen, an, da ich später nicht nur Steuererklärungen prüfen möchte... das ist ziemlich einseitig, oder? (Steuerfahndung, Betriebsprüfer oder Steuerinspektor hört sich für mich schon aufregender und abwechslungsreicher an)
Also im Klartext meine Fragen über den Finanzwirt:
ist der normale Finanzwirt wirklich so eintönig? (wie ist denn eigentlich der Tagesablauf eines Finanzwirts?)
was genau macht man eigentlich bei der Prüfung einer Steuererklärung?
wie sieht es mit der Weiterbildung zu Diplomfinanzwirt aus? Was sind dort die Bedingungen und wie lange braucht man dafür, bis man die Empfehlung zur Weiterbildung in den gehobenen Dienst erhält?
was sollte man mitbringen, dass man lange an dem Job Spaß hat?
kann ich als kreativer Kopf in solch einem Job glücklich werden?
wenn ich nicht glücklich werden sollte und merke, dass ich auf jeden Fall etwas anderes machen möchte... kann ich dann nach der Ausbildung (dann bin ich schließlich erst 18) noch Abi nachmachen und dann noch den eigentlich geplanten Weg einschlagen, oder kann es Probleme geben?
Und wie sieht es eigentlich aus... Beamter... bedeutet das, wenn ich jetzt mit 16 die Ausbildung anfange und monatlich Brutto 946,46€ bekomme, muss ich ja so gut wie keine Steuern zahlen... hab ich dann also im Monat knapp 900€ Netto?!?
Und dann schon wieder das nächste Problem: die Bewerbung sollte spätestens in einem Monat weggeschickt sein (die Ausbildung findet in NRW statt).
Gut... das waren jetzt auch schon alle meine Probleme, was das angeht. Danke schon mal im voraus für alle Antworten.
3 Antworten
Ich kenn mich mit deinem Berufsbild absolut nicht aus! Aber ich würd mir trotz des guten Angebotes WIRKLICH GRÜNDLICH überlege ob du bei so einem guten Notendurchschnitt aufs Abi verzichten möchtest!! ich kenne viele aus meiner damaligen Klasse die mich verarscht haben weil ich eine von 2en aus ner 30 Schüler starken klasse war die Abi gemacht hat!!! Heut hab ich schon von vielen gehört das sie es bereut haben! Den klar kann man mit ner Abgeschlossenen Ausbildung auch ne Fachhochschule besuchen aber ne richtig gute Uni bleibt dir verwehrt...und ich glaube Finanzwirt ist auch sehr zahlenlastig wenn ich so lese Mathe und Kreativ das klingt für mich ehr wie irgendein Job in die Richtungen die du bereits gennannt hast, Design, irgendwas mit Computern ect.
Der Unterschied zwischen Deinen Berufswünschen und dem Finanzwirt, also dem Steuerbeamten im Mittlern Dienst, ist sehr groß. Daher überlege Dir Deine Entscheidung noch einmal. Zum Berufsbild des Steuerbeamten im Mittleren Dienst: Prüfung von Steuererklärungen ist möglicherweise ein Teil der Beschäftigung. Deine Eltern geben bestimmt jedes Jahr Einkommensteuererklärungen ab und erhalten später einen Einkommensteuerbescheid. In Normalfällen wird die Steuererklärung nur grob auf die Plausibilität geprüft,und dann werden die Daten per EDV an das Rechenzentrum übertragen, das dann die Steuerbescheide rechnet und verschickt. Es gibt aber auch Arbeitsgebiete im Finanzamt, die Unternehmer betreuen. Da werden Gewinnermittlungen, Einkommen-,Umsatz- und Gewerbesteuererklärungen eingereicht, und dann finden intensivere Prüfungen statt. Außerdem findet Schriftverkehr statt bei Rückfragen zu den Unterlagen usw. Die Steuerpflichtigen kommen persönlich zur Klärung von Fragen, und so weiter. Daher solltest Du für diesen Beruf ein Verständnis mitbringen für das Verstehen von Gesetzestexten und die Anwendung dieser Vorschriften auf den konkreten Einzelfall, auf den Umgang mit Menschen. Kreativität ist weder beim Finanzamt noch in anderen Verwaltungen notwendig, um das mal vorsichtig auszudrücken. Der "Aufstieg" zum Diplom-Finanzwirt, also zum Gehobenen Dienst, ist nicht so einfach. Du benötigst dafür erst einmal einige Jahre Praxis und gute Beurteilungen, bevor Du weiter kommen kannst. Bei mir waren das damals 10 Jahre (1960 bis 1970). Welche Zeit jetzt üblich ist, weiß ich nicht. Ob Du nach der Ausbildung noch Abi machen kannst. wirst Du Deine Lehrer fragen müssen. Und Deine Umrechnung von Brutto auf Netto stimmt so nicht. Du musst eine Kranken- und Pflegeversicherung abschließen, entweder in der gesetzlichen Krankenkasse oder in einer privaten Versicherung, weil Du als Beamter beihilfeberechtigt bist. Ich habe übrigens 1977 das Finanzamt verlassen und bin inzwischen Steuerberater. also immer noch in der Materie, aber auf der anderen Seite.
Für die Bewerbung zum Aufstieg reicht (in BaWü zumindest) inzwischen eine 6 Punkte Beurteilung und Du musst aus der Probezeit raus sein. Das war es.
Als ich mich das erste Mal beworben hat, musste man noch min. 5 Jahre haben und ein Mal befördert worden sein.
Wenn Dich der Diplomfinanzwirt interessiert, dann mach das Fachabi. Das geht mit 1 oder 2 Jahren maximal solange wie die Ausbildung zum Finanzwirt und dann kannst Du Dich gleich auf die Ausbildung für den gehobenen Dienst bewerben.