Brandschutz im Pferdestall?
Hallo, Aufgrund eines schrecklichen Brandes eines Schweinestalls im Dorf kam das Thema "Brandschutz im Pferdestall" nun bei uns in der Familie auf. Ich habe meine Zwei direkt bei uns am Hof stehen, jedoch habe ich Angst, dass ich es im Brandfall nicht rechtzeitig bemerke, da es 2 verschiedene Gebäude sind....
Mir ist aufgefallen, dass ich keinen Reitstall kennen, indem dieses Thema irgendwie aufgegriffen wurde.
Wie siehts bei euch aus? Habt ihr evtl. Einrichtungen bzw Vorkehrungen getroffen?
Ich habe aktuell bei Unwetter ein Babyphone eingesteckt....
8 Antworten
Ich kann bloß aus Sicht eines Brandschutzplaners sprechen, nicht aus der eines Pferdebesitzers ;)
Ich denke eine Brandentstehung kannst du nicht wirklich verhindern. Ich vermute mal die wahrscheinlichsten Szenarien sind Brände durch elektrische Anlagen, Fahrlässigkeit oder Blitzschlag. Alles kann minimiert werden, z.B. durch regelmäßige Wartung und Kontrole der Anlagen, kein Lagern von leicht brennbaren Stoffen und so weiter. Aber wirklich ausschlißen kann man Brände nie.
Ich vermute das richtige für dich, wären Material und Pläne für den Fall des Brandes. Am wichtigsten ist das frühzeitige Erkennen des Brandes. Da könnten schon normale Brandmelder helfen (Vernünftige Modelle gibt es schon ab 10€). Beachte, dass die meisten Rauch bzw. Staub detektieren, also lösen sie auch aus wenn es nur sehr staubig im Stall ist. Wenn das bei dir der Fall ist: Es gibt auch Brandmelder, die auf Wärme reagieren, sind jedoch etwas teurer. Wieviele Melder du benötigst, hängt von der Struktur des Gebäudes ab. Wenn es ein großer Raum ist, ohne Trennwände, sollte ungefähr alle 20 Quadratmeter ein Melder an der Decke hängen.
Das nächste Problem ist, ob du die Brandmelder auch außerhalb des Stalles (zB nachts während des Schlafes) hören kannst. Dafür gibt es zum Beispiel die Möglichkeit eine kleine "Alarmsirene" anzubringen. Es gibt auch Systeme, die dir einen Alarm aufs Handy schicken. Solche Lösungen können aber etwas ins Geld gehen, da die Brandmelder dann mit der Alarmeinrichtung vernetzt sein und alle System zusammen passen müssen. Der Rauchmelder aus dem Baumarkt reicht dann nicht mehr. Kleiner Trick: Wenn dein Wohnhaus nicht zu weit weg vom Stall ist, reichen vielleicht auch funkvernetzte Brandmelder (wenn einer etwas detektiert, lösen alle anderen auch aus). Dann könntest du einen der Melder in deiner wohnung anbringen und wirst so auch geweckt, wenn im Stall etwas ist. (ca 75€ für 4 Melder)
Als nächstes empfehle ich dir einen Plan zurechtzulegen, was du in welcher Reihenfolge tust, wenn es brennt. Als erstes natürlich immer den Notruf absetzen. Danach: über welchen Weg kannst du die Pferde am schnellsten aus dem Stall führen, wo können sie untergebracht werden (sie sollten wohl angebunden werden. Immer wieder hört man, dass Pferde in ihren brennenden Stall zurück wollen. Aber da kennst du dich bestimmt besser aus als ich). Weiterhin: wo kann die Feuerwehr ihre Fahrzeuge abstellen und wie kommen sie am besten in den Stall. Eventuell kannst du ja einen Gruppenführer deiner örtlichen Feuerwehr mal einladen, dass ihr das besprechen könnt.
Wenn es sich noch um einen Entstehungsbrand handelt, können auch Laien mit einem Handfeuerlöscher etwas bewirken. Bei brennendem Stroh oder Holz ist ein 6-Liter-Schaum- oder 6-Kilogramm-Pulverlöscher am effektivsten (gibs ab 25€). Verteile 2 oder 3 an den Ein- und Ausgängen des Stalls. Übe vorher den Umgang mit Handfeuerlöschern, am besten lässt du es dir von deiner örtlichen Feuerwehr erklären. Ganz wichtig: niemals selbst in Gefahr bringen. Ein Handfeuerlöscher hilft wirklich nur bei Entstehungsbränden (kleinen überschaubaren Feuern in der Entstehungsphase). Wenn die Rauchentwicklung zu groß ist, unbedingt das Gebäude verlassen!
Ich denke mal wenn du diese Dinge beherzigst, kannst du wieder etwas ruhiger schlafen ;) . Konkrete Vorschläge kann ich natürlich nicht machen, ohne das Gebäude zu kennen.
Vielen, vielen herzlichen Dank für die ausführliche und fundierte Antwort. Ich werde Ihre Tipps beherzigen & wohl einige davon in die Tat umsetzen. Vielen Dank!!!!! :)
Brandschutz fängt bei der Einteilung der Gebäude an und hört bei Notfallmaßnahmen auf.
Zur Einteilung der Gebäude ist zu sagen, daß es besser ist, keine großen Mengen Heu und Stroh direkt im Stall zu lagern. Besser ist das in einem separaten Gebäude oder Großraumzelt.
Weiter geht es mit der Ausstattung der Ställe. Hier muss man sich fragen, welche Dinge einen Brand verursachen können. An erster Stelle wird sicherlich Blitzschlag stehen. Daher ist ein wirksamer Blitzschutz sicher das oberste Gebot. Das geht weiter mit der Frage, ob der Stall aus Holz, Stein oder Stahl ist.
Die Ordnung und Sauberkeit im Stall ist auch ein nicht unwesentlicher Faktor (Brandbeschleuniger braucht kein Mensch...).
Als nächstes kommt für den Fall der Fälle der Rauchmelder in Betracht, damit man wenigstens benachrichtigt wird.
Feuerlöscher und Decken sollten auch vorhanden sein.
Dann wären da noch die Ställe mit den Solaranlagen auf dem Dach. Haben diese keinen Zentralen Abschalter mit den entsprechenden Trennrelais an den Kollektoren wird die Feuerwehr ihre Schläuche wohl gar nicht erst auspacken....
LG Calimero
Meine Vorkehrung war, die Pferde im Aktivstall unterzubringen, wo vielleicht mal eine Station in Brand geraten könnte oder die Liegehalle - aber die Pferde davon Abstand halten können, wenn da irgendwas nicht stimmt.
In der Boxenzeit hatte ich auch diese Bedenken und war auch in einem Stall, der vorher mal gebrannt hatte. Seinerzeit waren da die Leuchtstoffröhren über den Boxen und eine muss den Brand verursacht haben. Die Pferde konnten zum Glück gerettet und auf eine Koppel und in die Reithalle gebracht werden.
Dieser Stallbesitzer hatte dann beim Neubau drauf geachtet, dass Lampen nur über Estrichboden sein durfte und der immer ordentlich gefegt war, damit da schonmal nichts brennbares ist. Mit Glück hat dann so eine Lampe nicht wieder eine Chance, etwas zu entzünden. In dem Stall wurden auch regelmäßig Evakuierungsübungen gemacht, grade auch mit den Leuten von der Feuerwehr, dass die wissen, dass man ein panisches Pferd ohne Halfter nicht wirklich anfassen braucht, sondern besser eine Art Treibweg schafft und dass so ein Pferd oft auch nicht freiwillig flüchtet, man mindestens ein ranghohes rausgetrieben bekommen muss, damit die anderen mitlaufen nach draußen, wenn sie dafür durch den Rauch o.ä. müssen.
Das ist natürlich DER Idealfall! :) Derartige Übungen sollten viel öfter durchgeführt werden... Bei unserer örtlichen Feuerwehr sind zum Glück eh schon ein paar Leute dabeo, die regelmäßig Umgang mit den Pferden haben und von unserer Familie ist auch immer mindestens 1 Person vor Ort :)
Ich hab meine beiden auch bei uns am Hof stehen und habe ehrlich gesagt noch nie drüber nachgedacht. Spontan würde ich sagen, dass man Stromkabel ect kontrolliert, keine Feuerzeuge oder ähnliches im Stall lässt und leicht entzündliche Stoffe nicht am Stall lagert. Vllt hilft es auch noch den Stall sauber zu halten, sodass wenn es mal brennen sollte das Feuer sich nicht so schnell ausbreiten kann.
Mehr wüsste ich spontan auch nicht. Du könntest bei der örtlichen Feuerwehr fragen, ob die Tipps haben. Die sind meist sehr offen was dieses Thema angeht.
ja... So ging es mir auch. Das Thema wird totgeschwiegen. Wäre der Brand im Dorf nicht gewesen, würde ich mir jetzt auch keine Gedanken machen ;) meine Zwei sind unterm Tag draußen & kommen Abends in den Stall. Bin schon am überlegen, ob ich bei den beiden die "Türe nach draußen" über Nacht auch offen lasse... Im Notfall könnten Sie raus. Auf der anderen Seite kommen Sie halt nicht mehr so gut zur Ruhe :/
Gutes Thema. Ich schliesse mich mal an....
Bei uns im Ort gibt es eine Stallung, die im Sommer UNMENGEN an trockenem Heu oder Stroh auf dem Dackboden einer Scheune lagern. In diesem Dachboden brennt oben an der Decke eine normale Lampe mit einer Glühbirne.
Mich wundert das, denn ich könnte keine Nacht mehr schlafen wenn ich dort
wohnen oder meine Pferde dort stehen hätte.
Wenn ich mir nur vorstelle, dass diese Glühbirne manchmal vergessen wird auszuschalten und die Hitze die dann entsteht, und wenn dann das Glas der Lampe aufgrund der Hitze mal kaputt gehen sollte und auf das trockene Stroh fällt, ein Alptraum diese Vorstellung.
Wie auch immer, diese Stallungen verfügen über keinerlei Einrichtungen zum vorbeugenden Brandschutz. Keine Sprinkler oder sowas, nix.
Ich weiß noch nicht mal ob da Rauchmelder installiert sind.
Von daher kann ich Deine Bedenken absolut teilen.
Ich glaube eine Vorschrift (Gesetz) gibt es da auch nicht.
Sind denn bei Euch wenigstens Rauchmelder installiert? Wenn nein, würde ich das mal ansprechen. Am Besten welche, die mit Funk untereinander verbunden sind.
Danke fürs Lesen....
Wir haben "zum Glück" nur 2 Pferde zum überwachen :)
Vielen Dank, dass du mir deine Erfahrungen so ausführlich mitgeteilt hast. Genau das kenne ich zu gut. Ich kenne keinen Stall in der Umgebung, der Rauchmelder, Feuerlöscher oder ähnliches installiert hat. Geschweige denn Übungen mit der Feuerwehr durchgeführt hat.... Die Feuerwehrleute wissen ja auch nicht wie man da groß mitanpacken soll..... :/ Wir haben noch eine Rauchmeldef, habe derzeit ein Babyphone angesteckt, sobald es nach Gewitter aussieht oder ein Risiko besteht. Mein Freund bedankt sich da jedes Mal. Ich denke, dass ich da Babyphone wohl auf die Dauer anstecken werde...