Start Up: Export von Gebrauchtwaren nach Afrika // Eingrenzung Wegwerfgesellschaft
Hallo zusammen,
Ich habe BWL studiert und arbeite aktuell für einen Baumarktkonzern im Logistikbereich....Nach 3 Jahren wird es langsam öde und ich würde gerne was eigenes auf die Beine stellen. Ist natürlich schwierig, da es kaum noch etwas gibt was es noch nicht gibt. Gerne möchte ich hier mal eine Grundidee vorstellen und mal hören was ihr davon haltet. Wir sind eine Wegwerfgesellschaft und der Markt ist voll von Billigangeboten...Alles was wir nicht mehr "schön" finden oder was nicht mehr 100%ig funktioniert: Ab in die Tonne!!!! Viele versuchen ihr Glück nochmal auf Onlineplattformen (Ebay usw.) aber auch dort ist der Markt überschwemmt. Macht es deshalb nicht Sinn diese Dinge nach Afrika zu exportieren und zwar in eine Region, in der die Menschen bereits über eine gewisse Kaufkraft verfügen (Nairobi usw.), die aber zu vielen Dingen nach keinen Zugang haben, weil diese Dinge auf dem afrikanischen Markt noch nicht ausreichend angeboten werden. Das DRK macht es ja mit Kleidung genauso. Die verschenken ihre Sachen auch nicht, sondern verkaufen an Großhändler, die die Ware wiederum auf Märkten anbieten. Es soll keine Non-Profit- oder Hilfsorganisation werden, ich möchte aber damit auch keinen ausbeuten. Zudem möchte ich mich von Unternehmen, die Elektroschrott nach Afrika verschiffen, weil die Entsorgung dort billiger ist, distanzieren. Mein Ziel ist die Umwelt zu schonen und den Menschen in Afrika Zugang zu Neuem zu verschaffen. Mein Vorteil ist, dass ich sowohl Land und Leute dort unten ein wenig kenne, als auch Ahnung von Logistik habe. Etwas detaillierter könnte es so aussehen:
Sammeln ausrangierter Gegenstände aus Haushalten/Haushaltsauflösungen/Flohmärkten (Küchenutensilien, Fahrräder, Werbegeschenke, Reinigungsutensilien, kleinere Möbel o.ä., Keine Gebrauchtfahrzeuge, keine Kleidung und kein E-Schrott!!!) Da ich den Menschen nicht vorgaukeln will sie würden eine Spende an Afrika leisten, könnte man mit dem Argument "Verlängerung des Produktlebenszyklus/Nachhaltigkeit usw...." auf Kundenfang gehen. Beginnen würde ich an meinem Wohnort in Köln (Innenstadt). Man benötigt einen Lagerraum, einen Transporter, 1 oder 2 Helfer, Verpackungsmaterial (Paletten, Exportkartons usw.), Werbemittel (Flyer, Zeitungsanzeigen). Dann werden die Sachen sortenrein palettiert und einem Händlerkreis angeboten. (bspw. eine Palette Tassen, 2 Paletten Teppiche, usw.). Danach wird der Schiffscontainer in Köln am Lager gepackt, die Ware geht nach Hamburg in den Hafen, wird verladen und in das gewählte Land verschifft. Die Verschiffung (inkl. Zoll usw.) müsste so um die 4000 EUR kosten. Mir stellen sich 3 Fragen: 1. Findet man ausreichend Privatpersonen die ihre Dinge kostenlos oder gegen kleines Entgeld abgeben? 2. Findet man Händler in Afrika die die Sachen abnehmen? 3. Sind die Umsätze höher als die Logistik-/ Personalkosten? Kann ich davon leben?
Welchen Eindruck habt ihr von der Grundidee? Über ein Feedback würde ich mich sehr freuen.
Viele Grüße,
Simon
11 Antworten
Ich sehe das Hauptproblem darin, dass die Transportkosten höher sein könnten, als der Wert der Ware.
und die Zwischenfinanzierung. Wenn Du nämlich dort keine Reichen unterstützen willst, kannst Du Geld eben nur nach dem Verkauf erwarten. Also müßte genügend Geld für eine Lieferung mit Transportkosten vorhanden sein.
Leute, die auf dieser kleinbasis dort gern was machen würden, kann man leicht finden. ich kenne genug Leute, die sich dort mit kleinhandel, oder kleinen Läden ehrlich durchs leben schlagen. kannst Du bestimmt einfach finden.
Na dann ran. Gründercoach suchen, Businessplan machen, Mikrofinanzierung beantragen usw.
Das wäre dann der übernächste Schritt....Ich werde zunächst den afrikanischen Markt mal unter die Lupe nehmen...:)
Das würde ich den Afrikanern überlassen, ausser Du möchtest da unter Urlaub auf Geschäftskosten machen.
Danke für die konstruktiven Beiträge.......
Bei mir ist es zumindest so, dass der Keller voll ist mit Dingen die ich nicht mehr brauche und für die hier keiner bereit ist mir auch nur einen Cent zu bezahlen. Da steht noch ein 6 Jahre altes Mountainbike. Hat mal 700 EUR gekostet...will keiner haben! Und man denkt immer "Zum wegwerfen eigentlich zu Schade".....Und ich denke, dass es vielen Leuten genauso geht. Irgendwas muss man damit ja anstellen können.
Hallo SimSchaef, ich habe deinen Beitrag gelesen und kann dir aus Erfahrung gute Tipps und eventuell ein paar Kontakte geben. Das hier aufzulisten würde ins unendliche gehen. Du solltest eines immer beachten, es gibt zu fast jedem Thema ganz verschiedene Ansichten. Hier gab es sehr viele sinnvolle und ernsthafte Ratschläge. Es gibt definitiv in dem Kontinent Afrika Möglichkeiten gutes Geld, SAUBER zu verdienen, auch mit wenig Risiko behaftet. ABER man muss sich Vor-Ort bestens vernetzt haben und man muss ganz genau wissen wie der MARKT in diversen Ländern funktioniert.
Bei allem solltest du bedenken, dass ein Recycling HIER vernünftiger ist als eine Vermüllung auf anderen Kontinenten, wo keine Großanlagen zur Verfügung stehen, um aus Schrott Neuwaren zu produzieren.
Stell dir vor, alle würden ihre Keller räumen und deine Container damit füllen. Die Müllberge in afrikanischen Ländern würden u.U. noch weiter anwachsen und niemandem wäre geholfen.
Wenn wir Container gepackt haben, dann war größtenteils Neuware darin und gebrauchte Sachen waren absolut in Ordnung. Hemden und T-Shirts hatte ich oft genug zu hunderten gebügelt, gefaltet und für die Angehörigen gut verpackt. Computer und Zubehör waren neu oder kaum benutzt, Zubehör war grundsätzlich neu. Altgeräte wurden von uns hier in Deutschland entsorgt. Wir haben den Schrott aus Europa gesehen und wir wollten nicht einfach noch einen drauf setzen.
Es ist die Frage ob es in Afrika einen aufnehmenden Markt für die von dir angebotene Ware gibt. Ich denke das der afrikanische Käufermarkt für Teppiche recht reduziert ist.
Naja, Teppiche ist vielleicht ein blödes Beispiel. Aber ich denke mir, dass wenn die Nachfrage nach Bekleidung oder Gebrauchtfahrzeugen so groß ist, warum dann nicht auch die nach anderen Dingen des täglichen Bedarfs. Man darf Afrika auch nicht als Ganzes betrachten. Die Märkte (Angebot/Nachfrage) variieren ja sehr. In Südafrika wird die Idee sicherlich nicht funktionieren.
Aber auch deine anderen Beispiele greifen nicht. Reinigungshilfen (Staubsauger oder Eimer) Tassen und Teller sind keine Artikel welche einem Afrikaner begehrenswert erscheinen. Da müsstest du schon Smartphones, Schuhe, Kosmetika, Computer, DVD Player und Flachbildschirme anbieten.
Vielleicht hast du Recht. Da geht es dann halt wieder in die Richtung Bekleidung und Elektro. Ich kann nur von meinen bisherigen Erfarhungen berichten. Als ich bspw. in Hauptstadt von Botswana war, haben die Leute mir die Kugelschreiber aus der Hand gerissen...aber meine Nike-Schuhe waren natürlich interessanter :)
Für umsonst nimmt man alles, man könnte es ja gebrauchen oder zum Weiterverkaufen gebrauchen......
Ich bin seit einigen Jahren Rentner und mache genau das. In Ghana habe ich eine Patenfamilie, die von meinen "Bemühungen" lebt, mit allem drum und dran wohl 20 bis 25 leute.
Der Kapitaleinsatz beträgt etwa 30000 Euro, weil alles verauslagt werden muss. am Anfang gab es erhebliche Verluste. Ein besonderes Problem ist es vertrauenswürdige Leute zu finden, wenn nicht ist alles Geld ruck zuck weg. Umfangreiche Kenntnisse über Zollabwicklung, Verschiffung Korruption un so weiter müssen über learning by doing erworben werden.
Hier in Deutschland habe ich in Hamburg einen Container gemietet als Lager. Außerdem hilft mir ein Freund, der Haushalte entrümpelt, indem er mir Haushalte zum entrümpeln überläßt. Außerdem spricht es sich herum und man kann oft und viel abholen. Wohlgemerkt, ich bringe kein Müll nach Ghana, alles Sachen, die ich auch problemlos in mein eigenes Haus stellen könnte. Kein Müll aus der Sperrgutabfuhr, kein Elektroschrott und insgesamt und im großen und ganzen alles Kostenlose Dinge.
Ein Afrikaner arbeitet mit mir zusammen, erstellt eigene Container ich helfe ihn er hilft mir. Beim Verladen helfen afrikanische Asylanden oder Illegale, ich checke das nicht.
Kosten für ein Container einschließlich Fracht verpacken Zoll und einer Menge anderer Gebühren ca 6000 Euro, wohlgemerkt die Güter sin Kostenlos, ich arbeite kostenlos.
Ein besonderes Problem sind die Wechselkurse, als ich anfing war der Wechselkurs 1 Euro gleich 2 Cedi, heute nach ca 6 Jahren ist der Wechselkurs 1 Euro gleich 5 Cedi.
Heute nach 6 Jahren Höhen und Tiefen gehört meine Familie zum Mittelstand in Ghana, viele andere Menschen kommen und kaufen spezielle Sachen, um sie dann weiter zu verkaufen. Wir haben ein Haus gebaut, nach fast europäischen Standards, mit Wohnung und zwei Läden.
Der nächste Schritt ist, dass ich versuche, dass von mir eingesetzte Kapital zurückzubekommen. Alle Profite bleiben in Ghana. Ich bin natürlich sehr beliebt bei "meiner " Familie, aber hier bei mir kommt außer diese liebe und zwei besuche im Jahr nichts weiter an.
Ach ja, etwa acht Container reichen zum Leben, einer etwa 70m3
Also es geht unter bestimmten Voraussetzungen aber davon Leben, nach europäischen Bedürfnissen, kann ich mir nicht vorstellen.
Diese Idee würde ich wieder schnell verwerfen, dazu benötigst du erst einmal sehr gute Kontakte in diesen Ländern und vertrauenswürdiges Personal vor Ort, dann rechne dir doch mal aus was da für dich an Gewinn hängenbleiben soll. Lagermiete, Transporter, Containerkosten, Personal, Steuer, Versicherungen usw. wenn dann noch überlegst wie teuer die Produkte dann im Zielland verkauft werden müssen damit sich das dann auch finanziell rechnet!
Meiner Meinung nach wird das kein lohnenswertes Geschäft, wenn du da Kontakte hast und denkst das du da Waren absetzen kannst, dann kauf ganze Paletten von Insolvenzen und verschiffe diese, da geht sicher mehr!
Da hast du sicher recht...da wird kaum, vielleicht sogar nichts, hängen bleiben. Was mich aber nachdenklich macht ist, dass es mit Kleidung funktioniert.
Kleidung lässst sich sehr günstig transportieren....
Das stimmt natürlich...Ab in Säcke und dann wird nach Kilopreis abgerechnet (denke ich)
Ja, diese Kleinbasis meine ich. Es soll ja auch unterstützen und die Schere zwischen arm und reich da unten noch größer machen.