Leisten Christen hauptsächlich Widerstand in Unrechtsregimen aus Angst vor einem strafenden Richtergott oder wegen der Liebe zu den Menschen?

earnest  31.01.2022, 07:04

Woher weißt du, dass KZ-Insassen nach ihrem Tod in den Himmel kamen?

Stefan542 
Beitragsersteller
 31.01.2022, 17:02

Das weiß ich leider nicht. Alle KZ-Insassen waren ja auch keine Widerstandskämpfer. Ich weiß nur, dass viele Christen im Widerstand davon überzeugt waren.

earnest  31.01.2022, 17:03

Hattest du nicht geschrieben: "Dafür kam er nach seinem Tod in den Himmel"?

Stefan542 
Beitragsersteller
 31.01.2022, 17:12

Ich habe nur geschrieben, dass viele christliche Widerstandskämpfer damals davon überzeugt waren, dass sie nach ihrer Hinrichtung in den Himmel kamen.

8 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ein strafender Richtergott entspricht nicht der Bibel. Denn diese hat nicht eine Drohbotschaft im Mittelpunkt, sondern eine frohe Botschaft.

Gemäss Bibel braucht es für ein Leben im Paradies nach dem Tod nicht möglichst viele gute Taten und Werke. Wer jedoch Jesus nachfolgt, der wird deshalb gute Taten vollbringen.

Von Dietrich Bonhoeffer weiss man, was sein grösstes "Problem" war. Er wusste lange nicht, ob er dem Gebot von Gott folgen würde, wenn er dafür wäre, dass Hitler umgebracht würde.

Dass er gegen die Rassenpolitik von Hitler war, hatte er dadurch gezeigt, dass er der Bekennenden Kirche angehörte. Erst später schloss er sich der Gruppe an, die auch auf andere Art gegen die Politik von Hitler kämpfte.

Die Flugblätter der " Weißen Rose" waren mehr als nur ein Aufstand des Gewissens. Sie waren politisch hoch motiviert und entstanden aus der Überzeugung heraus, dass man nicht mehr schweigend zuschauen dürfe, sondern  Widerstand gegen das verbrecherische System leisten müsse.

https://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/weisse-rose/60944/widerstand-der-weissen-rose

Ich würde eine ganz andere Erklärung ansetzen: Religionen und religiöse Regeln stehen sowieso im Widerspruch zu den Werten und Normen und auch Gesetzen der säkulären Staaten. Religiösen Menschen ist ihre Religion da oftmals wichtiger, als der Staat, daher fällt es ihnen in Situationen, wo das Handeln des Staates nicht mit ihren Werten und Normen und religiösen Regeln übereinstimmt, leichter, sich vom Staatsnarrativ/Regierungsnarrativ abzuwenden und dagegen zu protestieren.

Natürlich fällt es aber auch einfacher, widerliche Umstände zu ertragen, wenn man sich einreden kann, dass das nur ein kurzes Zwischenspiel ist, damit es deutlich besser danach wird.

1933 gab es in Deutschland 62 Millionen Christen bei 66,2 Millionen Einwohnern.

Wenn die Christen Widerstand geleistet hätten, dann wäre es nicht zu diesem Verbrechen gekommen. Sie haben aber keinen Widerstand geleistet, sie haben in der überwiegenden Mehrheit begeistert "Heil Hitler" geschrien oder geschwiegen und haben sich dabei nicht anders verhalten, wie ihre Kirchen.

Die These von den Widerstand leistenden Christen ist dummes Zeug, ist Wunschdenken, ist moralischen Selbsterhöhung. Wenn Christen Widerstand geleistet haben, dann war es die Ausnahme.

Auf diese pauschale Frage gab und gibt es nur individuelle Antworten.

Du vergisst zudem andere Motivbündel.

Gruß, earnest

"Schuldig sind wir geworden, weil wir unser Leben nicht riskiert haben." schrieb einst Hoimar von Ditfurth

Schuldig gegenüber wem? Einem Gott? Nein.