Inwiefern ist es erlaubt heute noch Sütterlin/ Kurrent zu schreiben?
Servus,
Ich stellte mir heute die Frage, inwiefern ich in der Schule oder anderen Formelleren Einrichtungen noch die Deutsche Schreibschrift (Kurrent, Sütterlin) anwenden darf und ob oder wo ich auf Probleme stoßen würde (bis auf, das jemand es nicht lesen kann).
Gibt es irgendwelche staatlichen Regelungen oder ähnliches?
Vielen Dank für jede Art von Antwort, LG
7 Antworten
Meines Wissens sind an deutschen Schulen handschriftliche Texte/Arbeiten nur in lateinischer Schrift zugelassen (wohl unter anderem auch deshalb, weil kein Junglehrer Sütterlin zu lesen vermag).
Ich gebe ihnen/dir in der Hinsicht vollkommen Recht und ich als Schüler (Männlich, 14) habe eine ziemliche Sauklaue, beherrschte aber die Sütterlinschrift einwandfrei, daher versuche ich auch eine Lösung zu finden, eine möglichst ähnliche Schrift schreiben zu können, mit welcher ich auf keinerlei Verständnisprobleme stoße. Haben sie/ Hast du vielleicht als Laie eine empfehlenswerte Lateinschrift, welche vom Schriftbild ähnlich kommt? Mfg
Leider bin ich kein Fachmann für derartige Fragen, und ein Experte für Schriftarten auch nicht. Insoweit habe ich darauf leider keine Antwort.
Fest steht für mich allerdings, daß Sütterlin (wurde in meiner Volksschulzeit noch im Rahmen des Deutschunterrichts als Zusatz zur lateinischen Schreibschrift gelehrt) dem Schreiber sehr viel mehr Disziplin als die lat.Schreibschrift abverlangt. Sütterlin bietet m.E. viel weniger Interpretationsmöglichkeiten als die Standardschrift. - Ich halte das für sehr wertvoll, um "Schmierer", die es nicht schaffen, auf einer Linie zu schreiben und die einen Buchstasnben mal so und mal so darstellen, zu disziplinieren.
Aber Disziplin in der Schule ist -zumindest in PISA-Deutschland- bis auf weiteres verpönt. Insoweit haben die starren Regeln der Sütterlinschrift auch keine Chance, von Schülern und Lehrern akzeptiert zu werden.
Ich habe vor einer Woche einen Brief in Sütterlin adressiert. Er kam bis heute noch nicht an. Gerüchteweise gibt es aber bei der Post noch Stellen die das nachforschen/lesen können.
Ich bin gespannt, ob der noch ankommt :)
In deutschen Grundschulen wird die "vereinfachte Ausgangsschrift" gelehrt. Im Lauf seiner Schullaufbahn entwickelt jeder seine eigene Handschrift. Diese muss allerdings lesbar bleiben, damit sie verständlich ist.
Ich würde meine Sütterlinkenntnisse spaßeshalber für eine Hölderlin-Interpretation im Deutschunterricht aufsparen, damit dein Deutschlehrer echt mal harte Arbeit hat und dich nicht dafür bestrafen kann., aber ansonsten wirst du eher Probleme bekommen.
Wenn ein uralter Mensch an ein Amt in deutscher Kurrentschrift schreibt, mag das noch dahingehen, aber bei einem jungen Menschen ist das zwar nicht verboten, aber du riskierst, dass dein Anliegen lange unerledigt bleibt.
Du könntest dir aber bei Ahnenforschern und deren mühevoller Entzifferung alter Schriften ein gutes Zubrot verdienen.
Staatliche Regelungen sind mir nicht bekannt, außer dass zum Beispiel die Beschäftigten des Freistaates Bayern die neue Rechtschreibung zu verwenden haben.
Ansonsten legt der § 23 des Verwaltungsverfahrensgesetzes Deutsch als die Amtssprache fest. Von Schrift ist da keine Rede.
Vielen Dank für die Antwort, Ich weiß leider nicht, was ich unter "Hölderlin-Interpretation" verstehen darf, jedoch klingt did Idee mit der ungestraften Arbeit witzig =D. Leider bin ich erst 14 und weiß nicht, wo ich mein Wissen (Ahnenforschung oder ähnliches) in dem Alter anwenden könnte. Ist Ihnen/Dir eine Sütterlin ähnliche Lateinschrift bekannt, mit welcher ich auf keine Probleme stoßen sollte? (Außer die Sütterlinsche Lateinschrift) Mfg
Friedrich Hölderlin war ein deutscher Dichter zwischen Klassik und Romantik, etwa am Anfang des 19. Jahrhunderts. Damals hat man noch Kurrent geschrieben.
Auf Probleme wird man beim Entziffern alter Schriften immer stoßen. Nur die Routine hilft einem da weiter. Auch vor 100 oder 200 Jahren hatte jeder Schreiber seine eigene Handschrift und es wurden gerade in amtlichen Eintragungen viele Abkürzungen verwendet.
Wenn du beispielsweise mit Ahnenforschung anfangen willst, dann beginne in deiner Familie. Spätestens die standesamtlichen Geburtseinträge deiner Urgroßeltern sind noch handschriftlich verfasst. Du kannst spaßeshalber auch über die Bildersuche bei einer Suchmaschine nach "Geburtsurkunde" suchen und dir einmal einen Überblick über altes Schriftgut, damit du sehen kannst, worauf du dich einlässt.
Es bleibt dir aber jedenfalls nicht erspart, dich erstens mit der Deutschen Schrift auseinanderzusetzen und zweitens mit der alten und mit der uralten Rechtschreibung.
In der Schule gilt derzeit die vereinfachte Ausgangsschrift sowie Druckschrift als Norm. Wenn jemand davon abweicht, (weil er eine Sauklaue hat) oder wie du Sütterlin schreiben möchte, ist davon auszugehen, dass nicht jeder Lehrer das lesen kann. Was nicht lesbar ist, ist auch nicht wertbar. Du würdest damit halt eine schlechtere oder nicht wertbare Note in Kauf nehmen müssen. Griechen, Araber, Chinesen und Russen können auch nicht keine Klassenarbeiten in ihrem Schriftsystem anfertigen.
Vielen Dank für die Antwort, Mir persönlich geht aus auch nur ums Theoretische, da schließe ich aus deiner Antwort: erlaubt wäre es, jedoch nicht in meinem Nutzen, durch unwertbarkeit. Ist dies Korrekt? Gehen wir davon aus ein(e) ältere(r) Lehrer(in) beherrscht Sütterlin und kann dies lesen, ist es dann wertbar? Mit freundlichen Grüßen
Sütterlin bzw. Kurrentschrift ist nicht verboten zu benutzen. Es gibt darüber sogar rum Gerichtsurteil. Welches genau weiß ich gerade aber nicht. Begründung: Es ist ja eine deutsche Schrift. ... Man gab aber sinngemäß auch zu bedenken: Praktisch kann man aber nicht erwarten, dass Beamte bzw. Lehrer diese nun lesen können müssen. So dauert eine Antragsbearbeutung usw. entweder lange oder aber der Bearbeiter kann verlangen, es noch einmal im Normalschrift zu schreiben. In der schult jedenfalls kann ein Lehrer dann entweder nicht oder denkbar schlecht bewerten. Denn lesetechnisch zumutbar wäre ein Aufsatz im Sütterlin oder Kurrentschrift nicht. Das kann man im Grunde nur im privaten Gebrauch zu Hause praktizieren. Der öffentliche Raum ist da überfordert. Und gesorgt haben dafür die Nazis. Deren Maßnahmen 1941 wirken bis heute nach. ...
Und komischerweise nutzen vor allem rechtsgerichtete Leute bis zu den Nazis genau jene Schriften, die AH ein Gräuel waren. Und leider sehen viele Leute (vielleicht auch deswegen) Frakturschrift und Kurrentschrift als Nazischrift, obwohl diese sie weder geschaffen noch gefördert haben. Ich liebe beide Schriftformen und hoffe, dass sie mehr und mehr den Nimbus von "Nazischrift" verlieren und statt dessen als das gesehen wird, was die ist: zeitlos schön und Teil der menschlichen Kultur und Schaffenskraft.
Hallo,
ich schreibe selbst gern in Sütterlin und bin definitiv alles andere als dem deutschtümeligen anhängend. Ich schreib auch noch Steno ;) von daher.
Ok, Vielen Dank
Das es lesetechnisch nicht zumutbar ist, war mir bewusst, jedoch ist es interessant, dass es theoretisch möglich ist. Das Hitler damals die "Deutsche Normalschrift" einführte fand ich auch schon heraus, schon extrem, wie jenes sich bis heute auswirkt
Danke für deine/ihre Antwort, Wie sieht es mit anderen Einrichtungen oder Dokumenten aus? Ich stelle mir die Frage, wo der hauptsächliche Unterschied liegt, da eine persönliche Handschrift doch auch weit des standart lateinischen liegen kann und dennoch als lateinschrift gilt. Die sütterlinschrift verfügt jedoch im Gegensatz zu arabischen, asiatischen oder anderweitigen Schriften über dasselbe Alphabet, könnte sie dadurch nicht als Abwandlung der lateinischen Standartschrift durchgehen? Mit Freundlichen Grüßen