Finanzberater Strukturvertrieb?
Hallo, ich (w, 33 Jahre) bin seit ca 4 Monaten für eine GeVas (Gesellschaft f. Vermögensaufbau und Sicherung) Geschäftsstelle in Hessen nebenberuflich tätig.
Die Gevas entstand wohl aus einigen Leuten von der GKM. War von Anfang an sehr skeptisch dem Thema gegenüber, da man ja über Strukturvertrieb von GKM, AWD, DVAG etc. eigentlich nur schlechtes hört und liest.
Da ich aber bereits 3 Jahre zufriedene Mandantin war probierte ich es. Mittlerweile habe ich zwar erst ca. 20 Termine (anfangs mit meiner Führungskraft) absolviert, jedoch habe ich schon relativ viel Geld verdient (glaubt mir, wirklich viel für das bisschen Arbeit). Ich bin zwar Kauffrau unt interessiere mich stark für die Materie aber ansonsten branchenfremd.
Zuerst schaute ich mir also ne Infoveranstaltung an mit dem Hintergedanken, dass es sich hierbei wohl eher um Gehirnwäsche drehen würde. Aber das Gegenteil war der Fall: Der Direktor forderte alle auf, den Leuten nicht irgendwelche Schrottprodukte zu vermitteln und zwar nach dem Motto: "so wenig wie möglich, so viel wie nötig". Habe nun auch schon die Verträge als Handelsvertreterin unterschrieben. Habe damit hoffentlich keinen Fehler begangen...
Ich wurde zwar anfangs immer mal wieder sehr freundlich daran erinnert, mehr Termine und Bekannte zu suchen, jedoch war das zu keinem Zeitpunkt sonderlich rabiat oder dergleichen. Als ich dann mitteilte, dass ich mir das erst noch ein wenig genauer ansehen muss war das kein Problem. Mittlerweile mache ich meine eigenen Termine, da ich in einer Behörde arbeite, lerne ich viele neue Leute kennen und vereinbare hier schon ab und an einen Termin. Vollzeit möchte ich es jedoch nicht machen. Natürlich ist die Arbeit nichts für jedermann, aber mir gefällt sie sehr.
Meine Fragen lauten nun:
-
Hat jemand Erfahrung im Strukturvertrieb von Finanzdienstleistungen?
-
Evtl. sogar mit GeVas? Und kann jemand hierzu was berichten?
-
Wird das auch zu so ner Drückerkolonne, wie bei den o.g. Vertrieben oft in Foren geschildert?
Ich bin wirklich mehr als skeptisch und mein Kopf sagt, dass das alles zu schön ist um wahr zu sein, aber mein Bankkonto beweist DERZEIT das Gegenteil... Bitte bitte, ich bin sehr hin- und hergerissen weil ich das alles irgendwie nicht glauben mag und kann. Bin deshalb auch für jede Ehrliche und Kritische Kritik dankbar!!!
P.S. Bitte keine "das ist bestimmt wieder..."-Antworten, diese findet man im Netz schon genug. Daher bitte nur persönliche Erfahrungen. DANKE!!
Gruß Lina
7 Antworten
Wenn du weiterhin in der Behörde arbeiten willst und dich mit deinen Kollegen gut verstehen willst, dann lass die Finger davon.
Es sagt schon vieles, wenig Arbeit und viel verdienst für dich. Deine Chefs und die darüber verdienen auch noch besser daran. "Bezahlen" tut es dein Kollege im Amt.
Dieser Post ist zwar schon etwas älter, er ist aber, wie viele zu diesem Thema, interessant - nur dass er nicht grundsätzlich negativ ist, daher antworte ich gerne darauf: Ich bin seit zehn Jahren im Strukturvertrieb tätig, habe studiert und abgeschlossen und zusätzlich ein sehr gutes Abitur und eine Berufsausbildung. Und "trotzdem" habe ich es "nötig", in so einem Vertrieb zu arbeiten - denn meine Erfahrungen mit dem Angestelltentum waren alles andere als positiv! Als Frau wurde ich mehr als unfair bezahlt und sicherlich nicht leistungsgerecht. Auch ich war skeptisch, was diesen Finanzvertrieb anging, ich habe Misstrauen gegen Versicherungen quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Ich habe aber schnell verstanden, dass vieles von den Menschen abhängt, die einen ausbilden und mit denen man zusammenarbeitet - und dass man den Mut mitbringen muss, Nein zu sagen, wenn etwas gefordert wird, das man nicht möchte. Ich habe meine eigene Vorstellung von Kundenservice und guter, nachhaltiger Beratung und meine Freunde, meine Familie und meine Geschäftspartner geben mir regelmäßig und seit Jahren ein gutes Feedback. Stornoprobleme hatte auch ich - doch resultierte dies hauptsächlich aus meinen eigenen Fehlern, aus denen ich schnell gelernt habe. Welcher Unternehmer hat nicht hin und wieder unterwartete Kosten? Dafür zahle ich weder mein Büro noch Schulungen, weder meine Mitarbeiter noch meine Urlaubsreisen. Hingegen verdiene ich für meine 29 Jahre deutlich überdurchschnittlich und konstant. Das geht ganz sicher nicht jedem so. Du brauchst Fleiß, Durchhaltevermögen und Selbstvertrauen. Das muss man sich erarbeiten - das geht aber auch nebenberuflich! Ich bin sehr dankbar für die Chance, die sich mir damals geboten hat, und kann mir mein Leben kaum noch ohne Strukturvertrieb vorstellen. Ach ja, und sollte ich gehirngewaschen worden sein, dann hält das ganz schön lang an.....
Hallo Lina,
Du schreibst, dass Du aus Deiner Arbeit für eine Behörde heraus mit Bürgerinnen und Bürgern, die bei Deiner Behörde vorstellig werden, Termine für Deine nebenberufliche "Beratungstätigkeit" vereinbarst. Ich kann Dir nur raten, das ab sofort zu unterlassen. Du riskierst mindestens eine Abmahnung, u. U. sogar die Kündigung seitens der Behörde. Du bist Angehörige der Exekutive und hilfst den Bürgerinnen und Bürgern hinsichtlich ihrer Anliegen weiter bzw. sorgst ganz allgemein dafür, dass die öffentliche Verwaltung funktioniert und die staatliche Ordnung durchgesetzt wird. Du darfst diesen öffentlichen Auftrag nicht mit nebenberuflichen Zielen, in diesem Fall dem Verkauf von Versicherungen, vermischen.
Abgesehen von dem schwerwiegenden Interessenskonflikt, den Du geschildert hast, kann ich Dir auch sonst nur raten, Dich mit dieser Truppe nicht länger oder intensiver einzulassen. Du sollst für Deine Struktur neue Versicherungsverträge abschließen. Solange Du das erfolgreich tust, wirst Du geringfügig an der Provision beteiligt. Wenn Du das nicht mehr tust oder evtl. sogar kündigst, kann Dir folgendes passieren:
http://www.handelsvertreter-blog.de/2015/04/01/pruegelei-um-akten/
LASS DIE FINGER VON DIESER SEKTE!!! Klar kannst du dort richtig viel Geld machen - verdienen ist das völlig falsche Wort - indem du als erstes deine Familie, Freunde, Bekannten über den Tisch ziehen sollst und die dann am besten gleich noch als Mitarbeiter anwerben sollst. Denn alle die da so schicke Klamotten und teure Autos haben verdienen dadurch mit - SCHNEEBALLSYSTEM! Ich sollte das auch mal tun, habe mich geweigert und wurde daraufhin monatelang eingeschüchtert und bedroht. Deshalb habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, ALLE vor dieser Sekte zu warnen. Denn die Struktur dort ist sektengleich. Und wenn du aussteigen willst, wirst du denunziert und bedroht. Wenn du ehrlich durchs Leben gehen willst, dann lass die Finger davon und mache einen Riesenbogen um diese Verbrecherorganisation!!!
Hallo Gerlinde,
natürlich ist es zunächst einmal leicht verdientes Geld das natürlich lockt, keine Frage. Du solltest aber einiges berücksichtigen.
Thema 1 : Stornohaftung
Bei Finanzdienstleistungen mit regelmäßig wiederkehrenden Zahlungen ( Versicherungen, Sparpläne, Bausparverträge etc.) stehst du oftmals jahrelang in der Rückzahlpflicht sollte sich dein Kunde entscheiden das Produkt zu kündigen. Bei Versicherungen ist es üblich dass diese Dauer 5 Jahre beträgt. Soll heißen: kündigt der Kunde innerhalb der ersten 60 Monate die Versicherung oder stellt die Zahlung ein fordert der Versicherer seinerseits die gezahlten Provisionen (anteilig zur Gesamtlaufzeit) zurück. Bei langen Versicherungslaufzeiten kann es also sein dass du nach 4 Jahren plötzlich die Provisionen die du "irgendwann einmal" erhalten hast zurückführen mußt. Die wenigsten bedenken dies und legen Reserven beiseite.
Thema 2 Steuern: So sicher wie das Amen in der Kirche kommt irgendwann das Finanzamt (nach 2 Jahren). Umso mehr du nun an Provision erhälst umso mehr musst du auch an Reserven beiseite packen.
Thema 3 Drückerkolonne:
Solange du "funktionierst" und deine Zahlen erfüllst (denn letztlich bist du nur ein Versprechen für deine Vorgesetzen von x-Verträgen mit Summe y pro Jahr/Monat) hast du ein entspanntes Leben zumal du dies nur nebenberuflich ausübst und nicht auf jeden Abschluss angewiesen bist. Ich vermute zudem dass du keinen Kundenstamm zur Verfügung hast den du betreuen kannst sondern von der Neukundenaquise lebst ( Bekannte, Freunde, Verwandte etc.). All dies sind Neukunden für deinen Vretragspartner und solange du diese in ner gewissen Schlagzahl bringst ist alles gut. Irgendwann kommt aber vermutlich auch bei dir der Moment wo die Entwicklung stagniert ... die Schwestern und der Verlobte sind versorgt, Neffen und Nichten haben nen Sparbuch und es will sich nicht so recht neues Geschäft generieren. Das ist der Moment in dem der Druck kommt denn für deinen Vorgesetzten wirst du nun zusehends unattraktiver da du ihm keinerlei Superprovision mehr bescherst.
Thema 4 Druck:
Auf einem solchen Seminar wird sich kein Mensch der bei gesundem Menschenverstand ist anders äußern als du es gehört hast. Der Druck zu verkaufen kommt später durch diverse Mechanismen. Mails, Wochenberichte, Anrufe, persönliche Gespräche. Hast du noch keinerlei interne Nachrichten nach dem Motto: "Wir brauchen noch Summe x im Versicherungsgeschäft um unsere Ziele zu erreichen. Macht Termine und verkauft Versicherungen!" erhalten? Noch keine öffentlichen Auswertungen aller Handelsvertreter in den Mails gehabt an Hand derer sich jeder Mailempfänger ziemlich exakt ausrechnen kann was jeder andere "verdient" hat erhalten?
Zu guter Letzt:
Wird dir Serviceleistung gegenüber deinen Kunden vergütet? Erhälst du Geld von deinem Handelspartner wenn du einen Kundenwunsch seines Klienten erfüllst oder tust du dies in einer Art Vorleistung um daraus eventuell später ein Geschäft zu generieren. Solltest du nicht irgendeine Art garantiertes Fixum für "lästige Servicearbeiten" gegenüber deiner Kunden erhalten kann es seitens deines Vertragspartners nicht weit her sein mit seinem Interesse an der Zufriedenheit der Endverbraucher...
Bleib einfach besonnen und distanziert mit einem gesunden Maß an Skepsis gegenüber deinem Vertragspartner und deinen Vorgesetzten (ohne Paranoid zu werden ;)). Vielleicht täusche ich mich auch und du hast tatsächlich einen der wenigen "seriösen" Finanzdienstleister gefunden. Einzig der Glaube fehlt mir.
Gruß
Zulu