Beeinflussen Aktienderivate die Kursentwicklung?

3 Antworten

Das Geschäft mit Privatpersonen beeinflusst die Aktienmärkte kaum (auch der Kassa-Handel nicht). Es gibt eine große Vielzahl von Derivaten, die in der Regel (dh. was kursbewegende Volumina betrifft) von institutionellen Investoren aus Absicherungsmotivation generiert werden. Sie steigen bei günstigem Umfeld ein und sichern sich typisch gegen Verluste ab, dadurch entsteht die Basis für die technische Aktienanalyse: aus umsatzstarken Zonen vor Aufwärts-/Abwärtsbewegungen entstehen Widerstands/Stützungsmarken. Weiterer Einfluss ist das Kapitalfreie Ersatzgeschäft: statt 10 Mio. Cash in die Hand zu nehmen und zu investieren kann man genauso gegen eine Sicherheit (Margin) über z.B. einen Future investieren und generiert damit natürlich marktpreisbewegende Nachfrage. Ein gelegentlicher Einfluss entsteht aus Liquiditätsengpässen zum Belieferungszeitpunkt, da dann die verfügbaren Stücke relevant werden (z.B. beim Short Squeeze - Options-Stillhalter können nicht liefern), das ist aber ein eher untergeordnetes Phänomen. Bei all diesen Themen spielt im Hintergrund die Verbuchung eine große Rolle, da Derivate meist anders verbucht werden als die Underlyings (führt jetzt aber zu weit - Stichwort Hedge Accounting, Bilanzsteuerung, daraus resultierende Marktbewegungen treten typisch zum Quartalsende auf)

Es gibt verschiedene Derivate. Manche setzen voraus, daß man den Basiswert hat und mit anderen Komponenten ein Produkt bildet (z.B. durch Kombination mit einem Put ein Garantiezertifikat bzw. ein Tracker-Zertifikat) oder Optionen/Futures nutzt, um ein unabhängiges Derivat zu bilden.

Abhängig davon kann ein Derivat auch Kurse beeinflussen.

Optionsscheine und die Basiswerte sind ansonsten voneinander unabhängig. Es ist jedoch klar, daß die Fälligkeit von Optionen u.U. bestimmte Kursbeeinflussungen provoziert, um einen für Emittenten oder Käufer günstigen Kurs zu bekommen. Das sind die Hexensabbat-Tage, an denen Optionen und ggf. Futures fällig werden.

Sie beeinflussen die Kursentwicklung, da Optionsschein-Emittenten sich absichern und dafür ihre aggregierten Positionen aus Aktien und Bonds synthetisch nachbilden müssen. Zum Beispiel kann die Entwicklung eines Calls aus der ständigen Anpassung (Kauf und Verkauf) des jeweiligen Underlyings und eines Zerobonds dupliziert werden. Sehr vereinfacht heißt das ( vereinfacht weil dadurch sehr kurz): Kaufen mehr Anleger Calls, müssen mehr entsprechende Aktien vom Emittenten erworben werden. Kaufen mehr Anleger Puts, müssen mehr entsprechende Aktien leerverkauft werden.